Auch diese Text von Gloria Fröhlich sind urheberrechtlich geschützt.
Die Seelen der Menschen mit Bildern und Worten zu berühren, ist bereits seit Jahrzehnten die Intention von Gloria Fröhlich.
Melancholische Poesie lässt den Leser schwelgen, schwingen, träumen und taumeln.
Die Autorin vereint Zaghaftes und Bizarres, hebt Verschüttetes empor und weckt Verlorengegangenes mit emphatischem Tiefsinn.
Durch genaues Beobachten, Hinschauen und Hinhören, erschliesst sich ihr das Unscheinbare, und aus der intensiven Liebe zur Natur und zu allen Lebewesen mit ihren unterschiedlichen Facetten, erwächst eine innige Demut und eine grenzenlose Wertschätzung des Lebens.
Ihre Gedichte tragen Botschaften in sich, sie gewichten gegen Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit, treiben Geanken und Gefühle an, lassen den Leser schmunzeln, lachen und weinen, bleiben in Erinnerung und schenken kleine Erkenntnisse.
Die Künstlerin verzaubert durch ihre wunderbaren Worte, durch ihren pfiffigen Humor und ihre empfindsamen Schilderungen. Sie lässt den Leser buchstabenweise in ihre Welt eintauchen und lässt ihn an der gläsernen Zerbrechlichkeit der Zeilen teilhaben. Das Ende ihrer Gedanken bringt den Anfang für den Gedanken des Lesers.
Da ich keinen Weinberg habe, fühle ich mich sehr geschmeichelt,
und es ist wie eine Gabe, die mir meine Seele streichelt.
Denn ich habe eine Schnecke, die sich mir vertraut gezeigt,
blieb nicht in der Brombeerhecke, ist mir wohl sehr zugeneigt.
Weil ich glaubte, dass sie hungert, pflückte ich den Löwenzahn,
nicht umsonst hat sie gelungert, weil sie diesen zu sich nahm.
Meine Freude war sehr groß, als die Blätter aufgefressen,
lief ich gleich noch einmal los, fand drei weitre angemessen.
Meine Schnecke fraß auch diese, zog sich dann ins Haus zurück,
ich gab ihr den Namen Liese, satte Schnecke - welch ein Glück!
19. Juni 2020
Im Angebot ein Käse, sieht sehr verlockend aus.
Frau Müsch aus Blankenese, die nimmt ihn mit nach Haus.
Er riecht nach alter Socke, dann ist ein Käse gut,
stülpt über ihn die Glocke und findet bald den Mut,
ihn einmal zu probieren und stellt bedauernd fest,
dass er sich zwar halbieren, doch nicht gut beißen lässt.
Er liegt auch schwer im Magen, sie will so gern genießen,
doch er gibt ihr seit Tagen, den Anlass, zu verdrießen.
Herr Müsch aus Blankenese, behauptete dann steif:
"Ich kenn mich aus mit Käse, der hier ist noch nicht reif".
Frau Müsch liegt auf der Chaise und findet es nicht schlimm,
sie macht jetzt kein Gewese, Erfahrung ist Gewinn.
26. Oktober 2019
Das war ein Starkbewegen, mit dieser Sturmeswut,
die Nacht mit Dauerregen, nun ist es wieder gut.
Die schwächste von den Birnen, die hat es doch erwischt,
sie war nicht zu beschirmen und wurde aufgetischt.
Sie lag auf schwarzer Erde und konnte nicht mehr reifen,
was wohl aus ihr noch werde, so hörte man sie keifen.
Die winzigkleine Schnecke, die dachte, wust' ich's doch,
kam rasch aus dem Verstecke und fraß ein Birnenloch.
29. September 2019
Du weigerst Dich, zu denken?
Dabei komm ich ins Grübeln.
Wohin das Denken lenken?
Gibt es was auszubügeln?
Und wenn Du nicht mehr denkst,
was denkst Du denn dann nicht?
Was ist's, was Du verkennst,
warum dieser Verzicht?
Viel mehr wird Dir gelingen,
zu denken von den Dingen,
die Du nicht denken willst,
als Dich so zu verrenken
und von dem abzulenken,
was Du nicht denken willst.
1. Oktober 2019
Die reifen Birnen hängen, an kurzen, braunen Strängen,
sie sind so wunderschön. Es gibt so manche Früchte,
die steigern unsre Süchte, sind sie im Herbst zu sehn.
Wir möchten die Entfernten, wenn wir die Früchte ernten,
die, die ganz hoch im Baume, ob Apfel, Birne, Pflaume.
Wir glauben, die sind reifer und pflücken sie mit Eifer.
Dabei ist's umgekehrt. Ganz nah vor unsren Füßen,
da hängen sie, die süßen und sind uns doch nichts wert.
26. September 2019
Ich habe alte Rosenweiber, direkt vor meiner Nase.
Die verloren ihre Kleider in meiner Lieblingsvase.
Sie waren edel, mir zur Wonne
und kommen jetzt zu ihrem Kummer
in eine Tonne, ganz zuletzt,
zur Ruhe und zu ew'gem Schlummer.
13. September 2019
Ich traf den Wind, er zeigte sich, in wechselnder Gestalt,
war federleicht, berührte mich, mit zärtlicher Gewalt.
Ich fragte, wann er wieder weht, wie kalt, wie oft, wie heftig,
ich brauchte ihn für einen Traum, kein Lüftchen, sondern deftig.
Der Wind war still, nichts regte sich, als schien er selbst zu träumen.
Der Sturm in mir, der legte sich, der Wind schlief in den Bäumen.
15. September 2019
Das Welken und Sterben, das Fallen, Verfärben,
das Nasse der Erden, des Sommers Scherben.
Das Ende der Früchte, das Kreischen der Beeren,
die gierigen Süchte danach, zu verwehren.
Das trockene Rascheln zu meinen Füssen
und Eicheln, die prasselnd, Kastanien begrüßen.
Der Nieselregen, die Nebelschwaden,
die den Herbst belegen, auf sumpfigen Pfaden.
Der Vögel Schweigen, die Einsamkeit,
zwischen tiefschwarzen Zweigen, nicht vom Wehe befreit.
Das Lauern der Stürme und das geizige Licht,
die Kälte wird Bürde, die sich Bahnen bricht.
Ein Unbehagen, bis der Winter will,
mit Raureif beladen, kommt er weiß und still.
16. Oktober 2019
Ich möchte meinen Mond zurück, den ich als Kind beträumte.
Das wunderschöne Himmelsstück, das ich niemals versäumte.
Ich möchte, dass das helle Rund, in hoher, dunkler Stille,
noch immer ein Geheimnis ist und sich niemals enthülle.
Ich möchte meinen Mond zurück, den ich so sehr geliebt,
zurück will ich mein Himmelsglück, das es jetzt nicht mehr gibt.
Ich will zurück den Mann im Mond, mit Reisig auf dem Rücken,
das hinter seinem Nacken thront und Fantasien schicken.
Ich möchte meinen Mond zurück und möchte wieder glauben,
dass es dort keine Menschen gibt, die meine Träume rauben.
Ich möchte meinen alten Mond, geheimnisvoll und fern,
für den sich alle Liebe lohnt, den hätte ich so gern.
Ich möchte gern mit meinem Mond, am liebsten neu beginnen
und will, dass er allein dort wohnt, in seiner Lichtflut schwimmen.
Ich möchte diesen schönen Mond, der mich so fasziniert
und dass ihn jedes Wissen schont, das jetzt schon existiert.
Ich möchte meinen Mond zurück.
4. November 2019
So still ist wieder diese Nacht, der Mond ist angetreten.
Er macht das, was er immer macht, perfekt und ungebeten.
Er überfällt mit bleichem Licht, das schattenlose Dunkel,
ist sicher, denn es wehrt sich nicht, es duldet das Gefunkel.
Es schleicht sich lautlos in Verstecke und kein Geheimnis bleibt geheim,
wo Finsternis die Neugier wecke, das soll viel Licht von Nutzen sein.
Doch Mondlicht sorgt für Schattenspiele, für die es keine Regeln gibt,
sie durchfluten die Gefühle und sind deswegen unbeliebt.
So still ist wieder diese Nacht, so still, so still die Nacht.
10. November 2019
Ich bin von tiefer Traurigkeit, die ich seltsam genieße,
versink im Augenblick der Zeit in meines Schmerzes Süße.
Ich möchte Flügel, um zu schweben, über meine eig'ne Welt,
die nicht warnt, mich zu besiegen und in der meine Seele zählt.
In der ich keine Fremde bin und keine Fremde bleibe
und nicht in einer Blase schwimm, die ich nicht selbst entscheide.
Ich bin von tiefer Traurigkeit, die ich ertragen will
und meine Sehnsucht nicht auf Zeit, so grenzenlos und still.
Ich bin von tiefer Traurigkeit, ich bin so traurig müde
und spüre dieses wehe Leid und alles scheint mir trübe,
ich bin von tiefer Traurigkeit.
26. Oktober 2019
Senf-Eier kurz vor dem Garaus, in heller, dicker Soße,
für Tochter Ilse wird's ein Graus, mit Flecken auf dem Schoße.
Für Vater sind die Eier wieder, die fürchterlichste Qual,
denn Mutter Ulkig streikt schon wieder, für Ulkigs Lieblingsmahl.
Sie hat die Tasche nicht bezahlt, die man ihr reservierte,
im feinen Laden sehr geprahlt, als sie sich dort blamierte.
Von diesen Taschen sind nicht viel, Frau Ulkig ist besessen,
sie ist jetzt raus aus diesem Spiel, die Tasche - nicht vergessen!
Herr Ulkig sieht die Auserwählte, in einem andren Licht,
mit der er sich dereinst vermählte, so eine will er nicht.
Was ist das bloß für eine Masche, Herr Ulkig ist empört,
Senf-Ei aus Mangel an der Tasche, hat er sich da verhört?
Herr Ulkig greift zur Gegenwehr, geht in die Speisekammer,
es muss ein feiner Braten her, doch dort herrscht großer Jammer.
Frau Ulkig gibt noch längst nicht auf, die Tasche muss es sein,
sie inspiziert das ganze Haus, nimmt auch den letzten Schein
und kauft rasch das, was sie gewollt, aus feinem, braunem Leder,
bevor Herr Ulkig richtig schmollt und das versteht doch jeder.
Die neue Tasche über'm Arm, Senf-Eier auf dem Herd,
Frau Ulkigs Herz war nie so warm, die Tasche ist das wert.
Dem Ulkit wird es einerlei, sieht seine Ulkig strahlen,
isst morgen wieder Senf mit Ei, für ihr Glück will er zahlen.
28. Okktober 2019
Warum dieses Misslingen, Wahrheit und Traum zu trennen?
Warum nur dieses Ringen, die Richtung zu erkennen,
die mich zu weit von allem, was wichtig ist, entführt?
Wo der Verstand geblieben, der mir so sehr gefallen
und der empfindsam spürt, Entschlossenheit zu üben,
bevor er aufbegehrt. Und einfach nicht erlauben,
so, wie bei andren Dingen, Verhältnisse zu glauben,
die in die Knie zwingen. Und sich auch nicht zu wehren,
versuchen, nicht zu hassen, nicht um Gefühle scheren,
nur um sie zuzulassen? Wie ist es zu benennen,
was umtreibt und was quält, wohin sich denn verrennen,
wieso sich so verwählt? Ist zu viel Herz im Spiel,
viel Wollen und viel Sehnen, weil es so gut gefiel,
zu straucheln an den Plänen, ans Leben selbst gestellt?
Zeit wird es, zum Besinnen und wieder zu versöhnen
und neu als Eins beginnen und dieses Dasein krönen.
Frei Seele und Verstand, frei handeln und frei denken
und wieder Hand in Hand und niemals mehr verrenken.
Es müsste doch gelingen, Wahrheit und Traum zu lieben,
kein Unmut und kein Ringen, die Richtung wär' geblieben,
so, wie bei andren Dingen, die ziemlich gut gelingen.
24. November 2019
Wärest Du aus Eiskristallen, hielt ich Dich in meinen Händen,
und Du würdest nicht zerfallen, Wärme würde ich verschwenden,
aus dem Füllhorn meiner Liebe. Tränen würden nicht gefrieren,
und ich würde niemals müde, nicht zu fürchten, zu verlieren
und zu hoffen, nicht zu fallen. Wärst Du doch aus Eiskristallen.
26. November 2019
Und diesmal waren es Girlanden, aus Tannengrün und Silberlaub,
die meine Hände sorgsam banden, und glitzernd sank viel Sternenstaub,
aus dunkler Himmelshöhe nieder und machte mich ganz unbeschwert.
Da schaukelte an gold'nem Band, das kleine, weiße Schaukelpferd.
Ich fand das rote Herzchen wieder, hab' wieder seinen Sinn erkannt.
Und zwischen weißem Engelshaar, versteckten sich die beiden Sterne,
sie lagen weich gebettet da, vielleicht mit Sehnsucht nach der Ferne.
Ich hielt verschneite Tannenzapfen, verzaubert von der Engelschaar,
ließ Nikolaus ins Leere stapfen, es fehlte noch das Goldnusspaar.
Es zeigte sich, wie eng zum Tanz, es spürte keine Langeweile,
noch unversehrt mit mattem Glanz und hatte somit keine Eile,
verharrte es doch lange schon, voll Zuversicht und Hoffnungsschimmer,
ganz unten in dem Pappkarton, wie all' die Jahre vorher - immer.
Es gab mehr zauberhafte Dinge, sie luden mich zum Träumen ein
und schärften meine Weihnachtssinne, ich durfte unter ihnen sein.
Sie waren alle schon sehr alt, ich nahm sie sanft in meine Hände,
gab ihnen einen sich'ren Halt, weil ich mein Herz an sie verschwende.
Ich brauchte mich auch nicht zu bücken, bald hingen sie so wunderschön,
ganz aufrecht geht Girlandenschmücken, jetzt sind sie wochenlang zu seh'n.
1. Dezember 2019
Sechs winzigkleine Himmelswesen, so, wie sie jeder von uns kennt,
sind unterwegs zu mir gewesen, sie kamen zeitig zum Advent.
Ich sah sie, und mein Herz, so warm, weil uns etwas verbindet,
das ist die Freundschaft "Wundersam", die man nur einmal findet.
Wir wünschen uns nun "Guten Morgen", noch leiser eine "Gute Nacht",
und tief in uns bleibt still verborgen, das, was unendlich glücklich macht.
29. November 2019
Der Sturm saust um das kleine Haus, und niemand kann jetzt schlafen.
Es ist schon Nacht, die Lichter aus, Hochwasser peitscht den Hafen.
Er ächzt und schreit, er braust und flucht, und seine Stärke quält das Dach,
als wenn er selbst die Ruhe sucht und mahnt sie an, mit diesem Krach.
Er nimmt sich Äste mit Gewalt, er biegt und knickt und bricht sie ab
und rastet aus, von Zorn geballt, macht er noch lange Zeit nicht schlapp.
Er wütet in den kahlen Hecken, zerrt heftig an dem letzten Blatt,
verbreitet Furcht und noch mehr Schrecken, weil er Zerstörungslaune hat.
Er tobt sich aus, bis in den Morgen, in Trümmern liegt, was er getan,
ein Vogel war einsam gestorben, als er ihn in die Arme nahm.
Nun ist es still, der Himmel heiter, der Sturm hat sich bereits gelegt,
er zieht als Wind geruhsam weiter, so lange, bis er nicht mehr weht.
6. Dezember 2019
Ach, Mond, da bist Du endlich wieder, das Warten hat sich doch gelohnt,
inzwischen sang ich viele Lieder, von Dir, der weiter oben wohnt.
Ach, Mond, oh, Mond, so fern von hier, so ist es ewig schon gewesen,
im Dunkeln kaum, gelang es mir, darüber noch mal nachzulesen.
Ach, Mond, Du Mond, Dich anzusehen, ich hab' Dich doch so sehr vermisst,
ich sah das Laub im Herbstwind wehen, das auf dem Weg zu fallen ist.
Ach, Mond, oh, Mond, Dich kümmert nicht, mein Bangen, meine Lieder,
Du nimmst es mit, Dein schönes Licht, und ich, ich warte wieder.
14. September 2019
Dieses Gedicht wurde in das Jahrbuch für das neue Gedicht -Gedicht und Gesellschaft 2020 der Frankfurter Bibliothek aufgenommen.
Der Nikolaus ist zuckerkrank und hasst die Farbe Rot,
er putzt nie seine Stiefel blank, er wäre für Verbot.
Auch wär' er gerne unbehaart, die Stimme glockenhell,
wünscht sich auch keinen Rauschebart, weil es der Job so will.
Das Datum Sechs zu arbeitsreich, der volle Sack zu schwer,
er mag die Kinder - alle gleich, die Frechen etwas mehr.
Er hat sich diesmal vorgenommen und will es ausprobieren,
wie brave Kids, die nix bekommen, in leere Schuhe stieren
und stellt sich vor, wie sie vor Wut, mal auf die Pauke hauen
und nicht mehr brav und nicht mehr gut, den Frechen alles klauen.
Doch Nikolaus, der wagt es nicht, als nachgeahmter Mensch,
bereitet vor auf weite Sicht, auf seiner Himmelsranch,
das Stiefelfest vor jeder Tür, füllt seinen Sack mit Süßem,
zieht nachts damit in sein Revier, aus Angst davor, zu büßen,
dass sich die Braven vor ihm scheuen und dann durch Frechheit siegen
und seinen Namen widerkäuen und sich für ihn verbiegen.
So bleibt der alte Nikolaus, der liebe Stiefelfüller
und diesmal auch, wie jedes Jahr, vor Weihnachten der Knüller.
6. Dezember 2019
Ein Schuh hat sich beim Fuß beklagt, dass man ihn Halbschuh nennt.
Halbherzig hat der Fuß gesagt, dass er ihn halbwegs besser kennt,
es wäre halb so schlimm, Halbgötter gibt es auch,
in Weiß, sind sie kein Hauptgewinn, Halbwissen leider auch.
Ist jemand klein und leidet schon, auf halbem Weg schon früh gestoppt,
gilt er als halbe P o r t i o n, und das, das nennt man dann gefoppt.
Du bist der Halbschuh vom Minister, und der erzählt oft Halbwahrheiten
und hat ein Dutzend Halbgeschwister, die sich bei Halbmond heftig streiten.
Und es gibt auch Halbedelsteine, Halbinseln halb so viel,
Halbmast geflaggt, weil man beweine und Halbzeit bei mit Fuß Ballspiel.
Halbtrocken ist auch mancher Wein, Halbschatten ist sehr angenehm,
Halbbitter-Schokolade fein, Halbschlaf ist leicht und nicht bequem.
Etwas halbieren, nennt man teilen, geteiltes Leid ist halbes Leid,
macht halbe-halbe auch zuweilen, Halbseide keine Seltenheit.
Ein Boxer, ein Halbschwergewicht, ein halber Mensch ist müde,
Halbweise sein, ist hinderlich, halbwertig meistens trübe.
Ein Halbblut ist kein halbes Pferd und Halbfett keine Butter,
Halbaffen brauchen keinen Herd, für halbwegs gutes Futter.
Ein Halbarmhemd, das trägt man offen, manch einer hört oft nur halb zu,
wer halbnackt, wird auf Kleidung hoffen, Halbdunkel lässt Halbheiten zu.
Ein Halbjahr ist nicht in der Lage, halbwegs ein ganzes Jahr zu sein,
ein Halbkreis, das ist keine Frage, kann nur ein Teil vom Ganzen sein.
Halbkugel ist die halbe Erde, entweder nördlich oder südlich,
zwei Schafe sind noch keine Herde, Halbleinen auf der Haut gemütlich.
Und darum sprach der Fuß zu Schuh: "Bist Du auch halb, ein Paar sind zwei,
der eine links, der andre Du, mein andrer Fuß ist auch dabei.
Und ohne Schuhe an uns Füßen, ob Halbschuh, Stiefel, Sandaletten,
das müssten wir mit Hornhaut büßen, wenn wir so was wie Euch nicht hätten".
Da war der Hausschuh sehr zufrieden, umschmeichelte den Fuß mit Lust,
ihm war das größte Glück beschieden, er hatte nie mehr Halbschuhfrust.
18. Dezember 2019
Diese Nacht, die ist zwar still, doch heilig scheint sie nicht zu sein.
oder sie spielt nur ein Spiel, ganz ohne Glanz vom Sternenschein
und tiefschwarz hoch hinauf.
Ich bin sehr wach und träume nicht, mit diesem Sein versöhn ich mich
und warte mal darauf, was diese Nacht mir bringen will,
so tiefschwarz hoch hinauf und still.
Und dann - so zart, Geräusche, sie sind mir fremd und leise,
und wenn ich mich nicht täusche - ich liebe kleine Mäuse!
Es wispert und es knispert, es raschelt und es krasselt,
ich halt den Atem an. An meinem Ohr, es prasselt,
ich hab es nicht vermasselt, sie sind so nah, dass ich sie deutlich hören kann.
Ich denke mir die Mäuse, sehr zierlich, dunkelgrau,
sie putzen sich possierlich, mit mäßigem Radau.
Wie sie die Ohren spitzen, aus Perlenaugen schauen
und krabbeln durch die Ritzen, gehören zu den Schlauen,
wenn sie Gefahren wittern, vermute ich zu ahnen,
dass ihre Beinchen zittern, weil sie zu flüchten planen.
Und dass sie dann vor Schreck, die Abseite verlassen,
im Herzen ein Gepäck, den Unterschlupf zu hassen.
Die Nacht so gar nicht still, auch heilig ist sie nicht,
wenn ich auch schlafen will, die Mäuse wollen nicht.
So tiefschwarz ist die Nacht, noch immer hoch hinauf,
ich habe lang gewacht, die kleinen Mäuse auch.
20. Dezember 2019
Vielleicht will Liebe gar kein Fest und will auch nicht gefeiert werden,
als wäre sie ein kleiner Rest, vergessen und vertan auf Erden.
Fühlt sich missbraucht zur Weihnachtszeit.
Lieblosigkeiten warten schon, manch einer ist danach bereit
und stößt sie wieder von dem Thron!
Liebe ist nicht Kerzenschein, nicht Tannengrün und Marzipan,
Liebe will von Dauer sein, wer bitte, nimmt sich ihrer an
und hegt und pflegt und hält sie fest,
hängt unser Herz so wenig dran, an dieser grenzenlosen Liebe,
die nicht nur kurz zur Weihnachtszeit, gern und auch ständig bei uns bliebe.
9. Dezember 2019
Drei Mäuse dachten nur an Braten, wo waren sie nur hingeraten?
Der Kühlschrank im Lupinenweg, die dickste Maus ist durchgedreht.
Ein Rettich! Nicht mal trocken Brot, das garantiert den Hungertod!
Die Hausfrau ist darauf bedacht, dass sie stets alles richtig macht.
Im ganzen Haus ist ist gar nichts mehr, Regale, Schränke, alle leer.
Wonach sie sich die Finger leckt, hat sie vor jeder Maus versteckt.
Ja, auch die Würste, diese fetten, um sich und ihren Mann zu retten,
vor elendiger Hungerei und meint, der Vorrat - nur für Zwei!
Ich warne darum jede Maus, betritt niemals dies Hungerhaus,
lauf bitte nicht nach Gossenfried, wenn ja, dann ohne Appetit!
21. Dezember 2019
Dass alles ist, wie ich es denke, dass es für mich alleine stimmt,
dass sich das Glück für mich verrenke und mir nicht meine Wünsche nimmt.
Dass alles ist, wie ich es brauche und wie ich es empfinden will,
wenn ich in Deine Welt eintauche, fühl' ich mich wohl und will Dich still.
Und Du, verdirb nicht meine Träume, vermeide bitte meine Sorgen,
ich will es, weil ich nicht versäume, mir gerne jedes Leid zu borgen.
Und ich erwarte und erwarte, und ich erwarte einfach nur,
mein Wollen oben auf der Karte, bin der Enttäuschung auf der Spur.
Wenn ich sie dann gefunden habe, dann gebe ich mir wieder recht
und ich mich selbst in Mitleid bade, dann ist die Welt da draußen schlecht.
20. Dezember 2019
Auch ich verliere mal den Faden, wenn mich Ungutes unterbricht.
Ich will dann keinen neuen haben, denn rot ist der dann sicher nicht.
Und wenn ich mal den Kopf verliere, und das kommt hin und wieder vor,
und ich dann mit Gefühl jongliere, wird wieder gut, was einst gefror.
Und wenn ich mich verloren fühle, weil das Ersehnte nicht so will,
dann spüre ich Gewitterschwüle und wünsche mir den Donner still.
Ich möchte nie den Mut verlieren und will so gern vertrauen können
und meine Liebe nicht halbieren, nicht in die falsche Richtung rennen.
Verlier' ich irgendwann mein Leben, dann stirbt mit mir auch eine Lust,
ich höre auf, davon zu reden und das geschieht dann unbewusst.
Und ich verliere aus den Augen, all' das, was ich so liebgewonnen,
die Endlichkeit wird niemals taugen, zu ahnen, was sie mir genommen.
31. Dezember 2019
Lachen niemals ohne Mund, auch kein Weinen ohne Augen.
Trauer quält die Seele wund, nichts scheint mir als Trost zu taugen.
In dem Seelenschmerz gefangen, sprachlos und noch völlig blind,
werde ich dort hingelangen, wo Worte Tränenhelfer sind.
1. Januar 2020
Ach, hätte ich in meinen Träumen, das Glück und wär' ein Birkenwald
und würde Feld und Wiesen säumen, ich wäre jung und wäre alt.
Ich hätte Weite und auch Ferne und müsste mich nicht fortbewegen,
des Nachts, die Nähe aller Sterne und wandelte auf eignen Wegen.
Das dichte Laubwerk an den Zweigen, ich könnte mir selbst Schatten spenden,
ich könnte selbst nach oben steigen und Waldesruh' an mich verschwenden.
Ich hätte Halt an starken Stämmen, und meine Kronen würden rauschen,
würd' mit den Jahreszeiten rennen, Vergangenes mit Neuem tauschen.
Ich wär' mir selbst mein bester Freund und suchte danach niemals mehr,
ich wär' allein mit mir vereint und fühlte mich nie wieder leer.
Und dann, die Nacht, der Traum vorbei, die Finsternis verscheucht vom Licht,
ich bin von meinem Traum nicht frei und seh' den Wald - vor lauter Bäumen nicht.
1. Januar 2020
So viele Worte, die mich lenken, die stehen bei mir Schlange,
ich werde sie als Text umdenken, sie warten schon so lange.
Will trotzdem einen Bogen machen, damit der Weg noch weiter misst,
um haargenau den Kern zu schaffen, der darin zu erkennen ist.
Will ihnen tiefe Spuren geben, die felsenfest verankert bleiben
und einen hellen Fleck daneben und Freude in hauchdünnen Scheiben.
Ich nehme mich der Worte an und reihe sie wie Perlenschnüre
und reime das, was ich ersann und dann sehr sorgsam formuliere.
2. Januar 2020
Es ging mal nicht um Sturm und Hagel, es ging auch nicht um Schnee und Eis,
es ging um einen krummen Nagel, um Hammerschläge und Verschleiß.
Ein großes Bild, es sollte hängen, die Wand war leer, es fehlte noch,
ein Meisterwerk, gemalt aus Zwängen, und in der Wand war schon ein Loch.
Der krumme Nagel hat gepasst. Als ihn die harten Schläge trafen,
hat er sich an den Kopf gefasst, um seinen Peiniger zu strafen.
Und als der Nagel Funken sprühte, der Hammer zollte ihm Respekt,
da war es aus mit Nagels Güte, er wich ihm aus, sein Zorn geweckt.
Der Hammer sauste wieder nieder, mit voller Wucht wollte er treffen
und schlug - auf einen Daumennagel, ein Mann begann vor Schmerz zu kläffen.
Jetzt ging es doch um Sturm und Hagel, um Linderung durch Eis und Schnee,
viel Blut verfärbte Daumens Nagel, der tat noch lange Zeit sehr weh.
Wer schon durch Hiebe krumm geworden, den soll man nicht noch mehr verbiegen,
kein Nagelneuer kennt die Sorgen, das Elend wieder hinzukriegen.
9. Januar 2020
Der Sommer ist schon lang nicht mehr, der Winter noch nicht angekommen,
da wundert es mich doch so sehr, ich nehme wahr, zunächst verschwommen,
da fliegt im Haus doch eine Fliege, durch alle Räume, nimmt die Stiege,
ganz hoch hinauf, bis unter's Dach, ich denke ach,
das ist gewiss ein Hirngespinst, nur eine Täuschung, die da fliegt.
Der Mann in diesem Hause grinst, bevor er alles grade biegt.
Der Brummer, wie er Fliege nennt, der fliegt nicht nur, der ist besessen,
wenn er ihm über's Frühstück rennt und es ihn ekelt, es zu essen.
Der Brummer brummt, geniert sich nicht, er läuft und fliegt, mal dort, mal hier,
verfolgt aus Dunkelheit das Licht, besetzt mit Hektik das Revier.
Er sitzt versteckt und lauert tüchtig, auf alles, was er fressen kann,
auch trinken ist für ihn sehr wichtig, dazu klebt er am Wasserhahn.
Doch mit der Zeit wird er sehr lahm, er taumelt und er flüchtet nicht,
er wird doch hoffentlich nicht zahm, ein Brummer-Haustier wünscht man nicht.
Dann - eines Morgens ist's vorbei, der Brummer hat nicht durchgehalten,
er legte nicht einmal ein Ei, hat alle Beine hochgehalten.
Nun kommt er nicht mehr auf die Füße, auf seinem Flügeltransparent,
liegt er auf Fliesen in der Küche, in der er nicht mehr fliegt und rennt.
10. Januar 2020
Zu meinem Glück gehört der Mond, doch heute Nacht gelingt es nicht,
ich habe häufig schon betont, ich mag das runde Himmelslicht.
Doch da wir nicht Gespräche führen, dazu fehlt die Gelegenheit,
kann er nicht mein Bedürfnis spüren, nach Ruhe und viel Schlafenszeit.
Bin nicht, wie er, so nachtaktiv, obwohl er sich nicht immer zeigt,
wenn ich verzweifelt nach ihm rief, wo er als Leuchte für mich bleibt,
um mich im Dunkeln zu begleiten.
Ich wollte gerne einen Schatten, den kann ich mir nicht selbst bereiten,
obwohl wir guten Willen hatten, war das kein Grund, deshalb zu streiten.
Weil er mir jetzt das Kissen bleicht, und ich dabei nicht schlafen kann
und nicht vom Dielenboden weicht, so bot ich ihm die Wolken an,
er möge deren Nähe suchen. Den Vorschlag hat er abgelehnt,
verweigerte, es zu versuchen und hat sein Himmelsrecht erwähnt.
Der Mond ist heute nicht mein Glück, der Schlaf wird es wohl irgendwann,
er holt mich in die Zeit zurück, die für uns ohne Mond begann.
11. Januar 2020
Du flüsterst mir: "Ich liebe Dich", nur um zu hören: "Ich Dich auch",
als wäre Liebe eine Pflicht, ganz selbstverständlich im Gebrauch.
Sag' mir noch nicht, dass Du mich liebst, bewusst nicht aus Versehen,
was Du mir in die Schuhe schiebst, behindert mich beim Gehen.
Und diese Floskel will ich nicht, sie wäre eine Last,
von unerträglichem Gewicht, die mir zu schaffen macht.
Doch wenn Du sagst, dass Du "Dich" liebst und mit "Dir" glücklich bist
und dass Du "Dir" viel Liebe gibst und meine nicht vermisst,
bist gut zu "Dir" und wärmest "Dich" und fühltest Dich ganz frei
und denkest dabei nicht an mich, dann gibt es Glück für Zwei.
Wenn Du dann sagst, dass Du mich liebst, dann brauchst Du nichts von mir,
die Liebe, die Du selbstlos gibst, die gebe ich auch Dir.
13. Januar 2020
Herzchenklein hegt ein Geheimnis, das leise kam, unendlich sacht,
sehr unbeschwert, beinah klammheimlich
und nimmt sich von der Kraft und Liebe, die Herzchenklein allein gehört.
Herzchenklein ahnt unwahrscheinlich, dass es erheblich seine Ruhe stört,
mehr noch, als alle Liebe, die je hat Herzchenklein berührt.
Geheimnis bleibt nicht kleinlich. Herzchenklein erträgt es kaum,
es traut sich nicht, es hätte keinen Sinn, Herzchenklein weiß nicht wohin,
das Geheimnis bleibt ein Traum, doch in der Finsternis ein Licht,
tief verborgen und im Zaum.
10. Februar 2020
Du solltest von mir gehen, so lang die Blumen blühen
und wirst es nie verstehen, wie wir einander sehen,
bei mir sollst Du nicht bleiben.
Lass Dich vom Frühling küssen, lern auf verschneiten Wegen,
auf Deinen kalten Füssen, Dich einsam zu bewegen.
Und wenn Du meine Hand brauchst, wenn welke Blätter fallen
und glaubst, wenn Du das hinhauchst, es würde mir gefallen,
kommt Dir mein Herz abhanden.
Was Du willst, will ich nicht, denn Du hast nichts verstanden
und das ist nichts für mich.
Es wird Dich gar nicht stören, nichts mehr von mir zu hören,
mich niemals mehr zu sehen, Du solltest von mir gehen.
5. Januar 2020
Ich lausche einer Stimme, die verhalten und mir fremd,
verursacht, dass ich schwimme, bis ein Gefühl verbrennt.
Es lässt mich los, bin wieder frei, von einer Last.
Es ist vorbei!
15. Februar 2020
Hinter mir tobt ein Gespenst und fällt mir in den Rücken,
ein sogenanntes Schreckgespenst, mit allen seinen Tücken.
Will ich mich nach den Früchten recken, die mir als Lob zu Füßen liegen
und sich nicht hinter Neid verstecken, dann will mich das Gespenst besiegen.
Es redet mir viel Unsinn ein, will mich bescheiden, will mich klein,
will mich in Sack und Asche kleiden und hindert mich am Glücklichsein.
Gespenster lauern überall, mach' um sie einen großen Bogen,
denn meistens sind sie Rauch und Schall, nur ab und zu wirst Du betrogen.
15. Januar 2020
Es lebte auf blühender Weide, einst eine Schäferin,
in langem, wallenden Kleide mit einer Käferin.
Die Schäferin trat schwer mit den Füßen, tagein, tagaus, das Gras,
das musste die Käferin büßen, wenn sie im Wege lag.
Die Schäferin konnte nicht ahnen, was sie der Käferin tat,
weil keine Klagen kamen und niemand um Vorsicht bat.
Die Schäferin liebte die Weide, sie kannte die Käferin nicht,
tat ihr jedoch viel zu leide, mit lächelndem Gesicht.
Die Käferin hasste die Bleibe, war nicht mehr unbeschwert.
Darum ist die blühende Weide nur für eine der richtige Ort,
nur für die im wallenden Kleide, die andere sehnt sich weit fort.
8. Februar 2020
Bleiche Haut und ab das Köpfchen, liegt Sybill im Suppentöpfchen.
Beinchen ohne Füß gestreckt und mit Wasser gut bedeckt,
erlebt Sybill, was Menschen schlürfen, wenn Hühnchen nicht mehr scharren dürfen.
Liegen Menschen krank danieder, greifen sie nach dem Gefieder,
das sie doch auch innig lieben, weil sie dessen Eier kriegen.
Aus dem Huhn ganz ohne Mühe, wird rasch eine fette Brühe,
die von Kranken sehr gemocht, weil ein Huhn darin gekocht.
Sybillchen schafft es nicht, zu lärmen und verhindert in den Därmen
die Vermehrung aller Viren, die das Leben rasch verlieren.
So verließ auch Huhn Sybille, wegen einer Virenfülle,
die doch zu bekämpfen war, viel zu früh in aller Stille,
die Verwandten-Hühnerschar.
2. März 2020
Eine fremde, neue Stille, die die Vogelstimme bricht,
sie ersetzt das Weltgebrülle, das sonst auf uns niederdrischt.
Uns nur noch von fern zu sehen, und uns nicht mehr zu berühren,
um dem Tode zu entgehen und nicht Leben zu riskieren.
Prall gefüllte Hamstertaschen, Masken und Hygienespray,
weiße Rollen zu erhaschen, reichlich noch für every day!
Ist der Virus umgebracht, gibt es keine Quarantäne,
wie der Mensch wohl weitermacht, hat er vielleicht neue Pläne?
Haben wir etwas verstanden, haben wir etwas gelernt?
Kam doch Freiheit uns abhanden, für die jedermann geschwärmt.
Jeder Mensch will friedlich leben und er will auch keine Not,
Selbsterhalt ist sein Bestreben, geht's um Leben oder Tod.
Und so fügt er sich, ist brav, bleibt zu Hause in den Wänden,
voller Kühlschrank sorgt für Schlaf, hilft, Corona auszublenden.
Wenigstens für ein paar Stunden, quält uns keine Quälerei,
ist die Krise überwunden, gibt's ein anderes Geschrei!
1. April 2020
Sitzt ein "Hallo" auf der Wolke, die sich nicht dagegen wehrt,
weil sie sich nicht wehren wollte, "Hallo" denkt, sie sei ein Pferd,
auf dem es die Sehnsucht spürt, dass das Pferd es gerne kürt.
Und die Wolke gibt sich Mühe, möchte gern, was sie nicht kann.
Sieh' mal, "Hallo", wie ich sprühe oder lernst Du es sodann?
Wolken sind doch nur Gebilde, und Du hast mich überschätzt,
die Erfahrung zeigt Dir milde, hast auf's falsche Pferd gesetzt.
28. April 2020
Eine Freude macht mich reich, kleiner Frosch im Gartenteich.
Du drehst mir den Rücken zu, signalisierst, lass mich in Ruh'.
Lang hab' ich auf Dich gewartet, habe Dich schon sehr vermisst,
Frühling war bereits gestartet, Fragezeichen, wo Du bist.
Meine Hoffnung wird jetzt leiden, Du scheinst nun allein zu sein,
wo sind nur die andren beiden, saßen doch im Sommer fein,
auf den dicken, warmen Steinen, stets um Sittsamkeit bemüht,
sah sie nie im Stillen weinen, Leidenschaft war längst verglüht.
Denn im Teich gab's keinen Frosch, den ein goldnes Krönchen zierte,
der mit Liebesschwüren schoss und die Weibchen irritierte.
3. Mai 2020
Das Leben ist das Sein auf Erden, mit feinen, groben Wetterlagen.
Auch wenn wir nie erfahren werden, doch immer noch die Hoffnung wagen,
dass dieses Leben sinnvoll sei, scheint es zu leben, einerlei.
Und doch, um uns stets fortzupflanzen, zu einer massenhaften Schar,
die wir aus unsren Leibern stanzen, schon über viel Millionen Jahr.
Dass wir in unsrer Basis wühlen, um sie von Grund auf auszuplündern
und den Verstand ins Jenseits spüllen, mit gierig offnen Riesenschlündern.
Leben wir, um uns zu quälen, uns gegenseitig zu bekriegen
und egoistisch auszuwählen und um die Schwachen zu besiegen?
Leben wir durch einen Zufall, der im Universum lauert
oder sind wir nur ein Spielball und mit Minus untermauert?
Leben wir, um zu verwalten oder um uns gut zu betten,
müssen wir noch umgestalten, so, als wenn wir gar nichts hätten,
was uns nützt und uns ernährt und uns schützend widerfährt?
Finden wir auf unsren Wegen nur noch Will- und Brauchdich-Liebe,
die uns hindert zu erleben, was an Liebe wirklich bliebe?
Liebe leben, rein und schlicht, dann hat Liebe ein Gewicht,
dann ist Liebe Sinn des Lebens, dann ist Liebe Wirklichkeit,
dann ist Liebe nicht vergebens, lebt in uns für alle Zeit.
8. März 2020
"Wie schön, Euch zu seh'n", sprach der Troll zu den Feen,
"ich wünsch, Ihr seid ehrlich, für mich ungefährlich,
denn ich kann versprechen, ich würde mich rächen".
"Oh, nein, lieber Troll, wir ersparen Dir Groll, wir sind sanft und ehrlich,
und ganz ungefährlich, wir sind gute Feen, Du wirst es schon seh'n".
Der Troll will tanzen, will spielen und springen, holt ein Seil aus dem Ranzen
und beginnt laut zu singen. Ein liebliches Lied, von Glück und Frieden,
die Feen lauschen und sind sehr zufrieden. Es klingt durch den Wald,
fliegt zum Himmel empor, die Feen vertrauen und wagen sich vor.
Der Troll aber, der ist auf Böses aus, und er schwingt das Seil, es zischt und saust,
es zerschneidet die Luft über den Köpfen der Feen, so dass sie sich fürchten
und zu Boden geh'n und dann wie von Sinnen, zu weinen beginnen.
Der Troll hat gewonnen und sofort begonnen, die Feen mit dem Seil zusammen zu schnüren und sie über Knüppel und Steine zu führen, in das dunkle Reich der wilden Gesellen, ins Dornengebüsch zu den Wasserfällen. Dort wohnen die meisten aller Trolle,
mit dicken Nasen und Haaren, wie Wolle, mit großen Füßen und scharfen Zähnen und trinken begierig der Feen Tränen. Sie binden sie los, aber binden die Flügel, mit Fäden aus Moos und drohen mit Prügel, wenn sie sich wehren, um zurück zu kehren in das weit entfernte Feenreich, die Feen zittern weinend und bleich. Ihre Herzen von Kummer übervoll, warum nur vertrauten sie dem Troll. Und wie es bei allen Feen ist, sie kennen nur Liebe und keine List. Auch fremd sind Argwohn und Wut, sich zu befreien, fehlt ihnen der Mut. Sie essen nicht, sie schlafen nicht, die Feen verlieren an Gewicht und hören auf zu träumen. Sie trinken keinen Tropfen mehr und nehmen nun das Leben schwer unter schwarzen Dornenbäumen. Sie versinken in tiefe Traurigkeit, ertragen ergeben ihr großes Leid, sind schwach in ihrer großen Not und wünschen sich nur noch den Tod.** Doch es gibt unter allen Trollen, auch welche, die nichts Böses wollen, mit Empathie für kleine Feen, doch die sind leicht zu überseh'n. Ein Guter hat die Feen gerettet, sie in weiches Moos gebettet und trug sie in der Nacht sogleich, zurück ins schöne Feenreich. ** Auch bei uns Menschen hier auf Erden, kann aus beiden Böses werden, hart trifft das verbale Schwert und dann, dann ist es umgekehrt. Schürt zu viel Böses in Dir Groll, weckt auch in Dir die Fee den Troll.
23. Februar 2020
Was war das für ein Spiel, das sie so wenig kannte?
Und was war wohl das Ziel, wenn sie ins Leere rannte?
Was war das für ein Spaß, der sie verwirren sollte,
sich in die Seele fraß, wenn er sie überrollte.
Wie war denn das Gefühl, das schleichend kam und ging,
erst warm, dann wieder kühl, an dem sie dann so hing?
Was war das für ein Sog, der sie so sehr verletzte,
weil sie sich selbst betrog und sich in Szene setzte.
Was war das für ein Hieb, der tiefe Wunden schlug
und nichts mehr übrig blieb, weil sie den Schmerz begrub.
Was war das für ein Spiel?
11. Mai 2020
Verschwunden, das Veilchen im Moose, war wohl zu bescheiden und klein,
war stets gebunden, nie lose, es sollte mehr scheinen als sein.
Sein Duft, so zart und lieblich, tief lila sein Gewand,
allein war es unsagbar niedlich, als ich es im Moose fand.
Kein Veilchen mehr im Moose, kein Duft, kein lila Gewand,
kein Sträußchen, nicht eines mehr lose, warum wohl das Veilchen verschwand?
25. Mai 2020
Nun malt die Zeit Vergänglichkeit, in stimmungsvollen Farben.
Die Rosen hatten ihre Zeit, bevor sie still verdarben.
Sie zeigen sich im Trauerkleid, sie duften niemals mehr,
ertragen duldsam Todesleid, der Abschied fällt so schwer.
Solang die Schönheit fehlerlos, solang der Duft betört,
sind alle Rosen sehr famos, doch welk, sind sie nichts wert.
Ein letztes Mal, vor dem Verfall, da dürfen sie sich sammeln,
auf glänzend, kühlem Bleikristall, fällt's leichter, zu vergammeln.
21. Juni 2020
Es war doch nur ein Augenblick, doch nur ein Wimpernschlag,
im Leben nur ein kleines Stück, viel kürzer, als ein Tag.
Es war doch nur mal ein Moment, es war doch nur mal eben,
so rasend, wie die Zeit verrinnt und wie wir springend schweben.
Es hinterlässt auch keine Spur, es gibt auch wenig Tränen,
ein Wimpernschlag war es doch nur und kaum noch zu erwähnen.
Doch dieser eine Wimpernschlag und dieser Augenblick,
viel länger, als ein kurzer Tag, war ein Moment im Glück.
Es hinterlässt auch eine Spur, ganz tief in meinem Leben,
der Augenblick, er war nicht nur, nur so und nicht mal eben.
18. Juli 2020
Wie kann ich Dich verschwinden lassen, Du warst doch gar nicht da.
Darum wirst Du auch nicht verblassen, weil ich Dich niemals sah.
Wie soll ich denn von Abschied reden, Du warst nicht echt, imaginär,
darum gibt es nichts abzuwägen und kaum noch eine Gegenwehr.
Ein Luftschloss haben wir gebaut, mit Träumen angefüllt,
wir haben uns viel anvertraut und Sehnsüchte gestillt.
Wir trafen uns auch auf dem Mond und sprangen über Sterne
und haben so weit weg gewohnt und hatten uns sehr gerne.
Wir haben uns für uns bedankt, uns über uns gefreut
und hin und wieder auch gezankt und es danach bereut.
Wenn ich das alles überdenk', dann waren wir uns ein Geschenk.
Wir haben's nicht geschont, wir haben es zerstört,
Enttäuschungen gewohnt, weil es sich so gehört.
So sind wir wohl geartet, dass so etwas passiert
und haben drauf gewartet und uns das garantiert.
Vielleicht ja, wollen wir's so haben, vielleicht ist das ja unser Ziel,
stets unser Glück zu Grabe tragen, zu viel davon, ist uns zu viel.
9. August 2020
Der Teufel hatte sich versteckt, in der Holunderblüte.
Ich habe ihn zu spät entdeckt, weil ich tief unten brüte.
Er hatte keinen Pferdefuß, wie ich es von ihm weiß,
er wartete auf meinen Gruß, doch ich, ich piepste leis':
"Musst du nicht in der Hölle sein, was tust du hier auf Erden?
Hast keinen Huf an deinem Bein, wie willst du teuflisch werden?
Und Hörner fehlen deiner Stirn, da sind nur schwarze Locken,
dein Aufzug kann uns nicht verwirr'n, womit willst du uns schocken?"
Der Teufel wirkte nicht verstört und sagte: "Ja, ich mogel,
so ist es hier, hab' ich gehört, du dummer Drosselvogel".
Du glaubst, dass ich der Teufel bin, ich schätze deinen Eifer,
doch schaue mal genauer hin, ich bin ein Ohrenkneifer.
Du malst den Teufel an die Wand, davon kann er sich lösen,
er kommt mit Freundlichkeit gerannt, begleitet von dem Bösen.
Wie er verführt, das ist gemein, hast du's gespürt, ist es zu spät,
du fällst auf seine Masche rein, er weiß genau, wie täuschen geht.
Wenn ich auch nicht der Teufel bin, so lass dich von mir warnen,
es gibt auch eine Teufelin, die weiß dich zu umgarnen.
Sie ist sehr schlau und schaut sich an, was sie von Dir bekommen kann.
Dann nimmt sie viel, greift tüchtig zu, es wird ein Spiel, verlier'n wirst Du.
Gib nichts auf ihr Gerede, es ist nur eine List,
geh' wieder Deiner Wege, weil das viel klüger ist.
12. August 2020
Schon schmollt der Sommerabend,
verjagt des Tages Hitze,
in Wolkenbergen badend,
zerschneiden grelle Blitze,
das Schwarz am Horizont.
Ein Sturm verspricht schon böse,
gewollt und sehr gekonnt,
gemeinsames Getöse, mit einer Wetterfront.
Und drohend grollt der Donner, erschüttert Mark und Bein,
so ist es mit dem Sommer nach heißem Sonnenschein.
24. August 2020
Wie es flüstert, wenn es rauscht
und sich wiegt, wenn es sich bauscht.
Wie es plätschert, wie es schäumt,
sich erst streckt und dann verbeugt.
Wie es in der Sonne tänzelt,
wie es glitzert und sich färbt,
wie es um mich rumschlawenzelt,
salzig mir die Füße gerbt.
Weil es ist, wie ich es sehe,
darum liebe ich das Meer,
wenn ich sinnend von ihm gehe,
male ich es hinterher.
4. September 2020
Ich weiß, mein Herz, bist nicht aus Stein,
sonst wärst Du nicht gebrochen.
Du wolltest nicht mehr liebend sein
und hast Dich still verkrochen.
Die Sehnsucht tröstete und schwieg,
und die Vernunft versagte,
bis nur die Trauer übrig blieb
und schmerzlich an Dir nagte.
Gebrochen Herz, liebst Du nicht mehr,
dann heilen Deine Wunden,
vergessen wirst Du niemals mehr,
doch mit der Zeit gesunden.
15. September 2020
In mir ist auch ein Morgenrot und Sonnenuntergang
und auch ein Wir "im selben Boot" und Frühlingsvogelsang.
In mir ist auch ein Sternenklar und Silbermondenschein
und die Erinnerung, was war und das Gefühl "allein".
In mir gibt es Gewitterschauer und auch mal Schmuddelwetter,
so manchen Herbststurm, nie von Dauer, doch wackelige Bretter.
In mir gibt es auch Laub, das fällt und dichte Nebelschwaden,
viel Sonne, die durch's Leben schnellt und Dank, im Licht zu baden.
In mir gibt es Sternschnuppenregen und Regenbogenfarben,
Schneeflocken, die sich niederlegen und Träume, die verdarben.
In mir gibt es das Himmelsblau und auch das Meeresrauschen,
Libellenflug und Morgentau und auf den Donner lauschen.
In mir ist auch der süße Duft, mit dem die Rosen danken
und auch das dornige Gestrüpp, mit suchend, langen Ranken.
In mir ist auch ein tiefer See und Zeit, mich zu besinnen,
und die Entschlossenheit, zu geh'n, wenn Lieben nicht mehr stimmen.
In mir gibt es auch Schnee und Eis und Raureif, der fein funkelt,
die Angst, die diesem Weiß nicht traut und mir den Tag verdunkelt.
In mir gibt es auch eine Stille und Sehnsucht nach viel Einsamkeit
und eine Freude an der Fülle der grenzenlosen Wirklichkeit.
17. September 2020
Der Herbst rollt einen Teppich aus, in sanfter, gelber Seide.
So putzt er graue Wege raus, mit einem fremden Kleide.
Wehmütig steht der Ahorn da, der Herbst greift in sein Laub,
genauso war's im letzten Jahr, das Herbstdelikt heißt "Raub".
12. November 2020
Das Herbstgold, nein, es klimpert nicht, es löst sich lautlos von den Zweigen,
verhält sich auch nicht zimperlich und darf sich jetzt mal fliegend zeigen.
Das Herbstlaub leuchtet kollektiv, durch dichte, weiße Nebelschleier,
erlebt das Ende intensiv, als letzte, große Lebensfeier.
Es glaubt nicht an das Paradies, doch an die brave Müllabfuhr
und fühlt sich deshalb auch nicht mies, verfolgt die eifrig seine Spur.
Und es vertraut privaten Besen, die sorgsam es zusammenkehren,
es weiß, das ist es jetzt gewesen, ist kraftlos, um sich noch zu wehren.
13. November 2020
Das Jahr bekommt nun Platzverweis, es ist verbraucht und müde.
Vier Jahreszeiten sind Verschleiß, langsame Farbenschübe,
von Frühlingsgrün und Sommerbunt, Herbstgold und Winterweiß,
Eisblumen werden wieder blüh'n, Das Jahr? Es ist ein Greis!
Es gab uns Tage, gab uns Wochen, es gab uns Stunden und Minuten,
viel Glück auf Dauer, ließ es hoffen, Sekunden waren dann die Guten.
Denn jedes Jahr hat seine Tücke, wie wird denn jedes Jahr zensiert?
Nur Suche nach der großen Lücke, die unser Leben nicht verziert?
Ein bißchen Wehmut ist dabei, ein bißchen Dankeschön,
doch sonst gab es viel Einerlei, das Jahr darf gerne geh'n.
Der Abschied ist dann leicht gemacht, der Greis wird nicht beweint,
wenn der Raketenhimmel kracht, ist er nicht mehr gemeint.
30. Dezember 2020
Sie schleicht, die Sorge und die Angst,
um Dich und um Dein Leben.
Und weil Du um so vieles bangst,
willst Du ein hoffnungsvolles Weben,
an der noch unbekannten Zeit,
in eifrigem Bestreben.
Der Sturz ist hart, es geht bergab,
in Dir wächst eine Leere,
das Glück bricht über Dir den Stab,
als wenn das hilfreich wäre,
Dich aus der Lage zu befreien,
es geht um die Misere.
Du kämpfst mit Worten, sehr bedächtig,
mit kleinen Schritten, Stück für Stück,
doch Widrigkeiten sind so mächtig
und werfen Dich ein Stück zurück,
so dass Du halt- und mutlos winkst
und in dem Wolkenmeer ertrinkst.
17. Januar 2012
Gedichte 1
Gedichte 2
Gedichte 3 und
Gedichte 4, sowie meine neuen Gedichte sind in meinem Gedichtband mit dem Titel
Gedichte "Melodie der Worte" zusammengefasst.