Der Wunsch

Wie wünsche ich mir doch so sehr,

dass das Gewimmer, das ich höre,

vielleicht von einem Engel wär',

der sich im Himmelshoch verlöre.

Und hoffnungsvoll, es möge sein,

taucht suchend nun mein Augenpaar,

ins dunkle Tief des Himmels ein

und wandert durch die Sternenschar.

Sucht weiße Flügel und nicht klein,

den strahlend, schönen Heil'genschein.

Sternschnuppen gleiten in ihr Grab,

zerfallen in der Ewigkeit

und lenken von dem Engel ab,

der dort hoch oben, wie mir scheint,

mit kleinen Seufzern Tränen weint.

Ich muss ihn haben, will ihn finden

und hielt ihn tröstend gern im Arm,

und Worte würden uns verbinden,

doch ach - es ist ein Gänseschwarm,

der ruhig seine Bahnen zieht.

So einer von den niemals müden,

mit einem Reiseklagelied,

auf seinem langen Weg nach Süden.

Und meine Sehnsucht stirbt im Wind,

durch Gänse, die kein Engel sind.

 

 

Ein Hauch

In sommerlicher Heiterkeit,

bin ich auf alten Wegen....

Ein Hauch aus der Vergangenheit,

hält mich mit feinen Fäden.

Mit Wehmut streif' ich durch die Bäume,

ein flirrend, heißer Tag!

Hier finde ich, wo von ich träume

und mich nicht trennen mag.

 

 

Seerosen

In der Blüte ihres Lebens,

blühen Rosen nicht vergebens,

auf dem dunkelgrünen See.

Weiß, wie Kreide, zart, wie Seide,

sind sie eine Augenweide,

ebenso, wie roter Klee.

 

 

Stiefmütterchen im Schnee

Die stille Sehnsucht nach der Zeit,

wo farbenfroh und duftend leicht,

ein Meer von Blüten mit uns lebte,

weicht freudig der Erinnerung,

an weiß verschneites Land.

An Raureif, der sehr filigran,

ein kleines Spinnennetz umwebte,

mit zarter, kalter Hand.

 

 

Sommerglut

Flirrend hängt die Sommerglut,

über dem Getreidefeld.

Selbst die kleinste Grille ruht,

hat das Zirpen eingestellt.

Erst der Abend spendet Kühle,

nach der sommerlichen Schwüle.

 

 

Seerosenduft

Sie drängen sich ins Morgenlicht,

um wunderschön zu sein.

Der Himmel ist noch wolkendicht,

Seerosen duften fein.

So mancher glaubt, sie schwimmen,

doch das soll gar nicht stimmen.

Am Boden finden sie den Halt,

die Wurzeln bleiben ungemalt.

 

 

Das Moor

Wenn ich das beschreiben könnte,

was ich fühle, was mich denkt,

würde es den Himmel teilen,

würde es das Meer verschütten,

wäre alles voller Zeilen,

um so vieles auszudrücken.

 

 

Eine Lilie

Wenn ich mich aus dem Alltag leh'n,

dann möcht' ich über's Wasser geh'n,

dort hinten in die Märchenwelt,

geborgen unter'm Himmelszelt.

Ich binde einen Kranz aus Blüten

und sammle Tau in Lilienkelchen

und möchte nichts davon verschütten,

denn wo nur finde ich noch welchen?

Viel weiches Moos kriecht bis zum Fluss,

den ich dann überqueren muss,

wenn ich mich aus dem Märchen leh'n,

werd' ich durch kaltes Wasser gehn.

 

 

Wenn ich nicht schlafen kann

Wenn ich nicht schlafen kann,

dann seh'n ich mich zurück,

ich führe mich, bin wieder dann,

in meinem Kindheitsglück.

Schau wieder über Weiden,

bis weit zum Horizont

und kann die Maus beschreiben,

die in der Hecke wohnt.

Ich laufe an den Graben

und pflücke lange Binsen

und flechte mir ein Körbchen,

hab' wieder keine Linsen!

Wo die Libellen fliegen,

das hat man mir erzählt,

doch sie bleibt mir verschwiegen,

die Grabenwasserwelt.

Ich horch hinauf zur Linde

und hör' wie leis' sie wispert

und wünsche mir ein Elfchen,

das mir Gedichte flüstert.

Lieg' wieder auf der Weide,

die Lerche jubiliert,

wie goldenes Geschmeide,

der Hahnenklee brilliert.

Ich seh'n mich nach dem Raureif,

an meinen Zimmerwänden

und dem Kartoffelherz,

in meinen kleinen Händen.

Dann sollen Nebelschwaden,

das Schilf in Schleier hüllen,

genau so will ich's haben,

für mich allein - im Stillen!

Ich seh'n mich so,

so sehr ich kann,

so seh'n ich mich zurück

und schlaf dann ein,

war selig dann,

in meinem Kindheitsglück.

 

 

Dank

In meiner Hand die Lindenblüte,

die ich im Staube liegen sah,

die brauchte dringend meine Güte,

weil's sonst um sie geschehen war.

Da fuhren Räder, traten Füße,

und niemand sah ihr Ach und Weh,

doch viele lieben mit viel Süße

aus ihr den Lindenblütentee.

 

 

Der Regenwurm

Wie weich das Licht das Gras berührt,

nach zauberhafter Nacht.

Der Morgentau aus Elfenhand,

liegt glitzernd naß auf Moos und Land.

Und hinter einem dicken Stein,

benetzt er kühl ein Drosselbein

und bringt es schwach zum Glänzen.

Die Sonne kriecht am Himmel hoch

und küßt den Rest vom Nebel noch

und setzt den Schatten Grenzen.

Sie scheint sich wärmer in den Tag,

durchbricht die Blätterdächer,

und jeder, der es fühlen mag,

der fühlt die Frühe schwächer.

Der fühlt, was für ein schöner Tag,

die Glocke klingt vom Turm

und dieses herrliche Gefühl,

erobert ihn im Sturm.

Doch nicht die arme Kreatur,

die diesen Tag verflucht

und der heut' nichts gelingen mag,

auch wenn sie es versucht.

Der kleine, dünne Regenwurm,

der das entsetzlich findet,

weil er sich nur noch kurze Zeit

am Drosselschnabel windet.

 

 

Vielleicht

Ein Maulwurf stand an einem Bach

und seufzte: "Ach, wenn ich doch auf ein Fischlein wär',

dann könnte ich wohl schwimmen

und könnte jeden neuen Tag

mit einem Bad beginnen.

Mein Leben wäre keine Plage,

ich brauchte nie mehr "unter Tage".

Das Fischlein sieht den Maulwurf steh'n

und seufzt: "Ach, wär' mein Leben schön,

hätt' ich wie er, zwei Beine.

Mir steht das Wasser bis zum Hals,

die Zukunft winkt mit Speck und Schmalz,

in einer Alupfanne.

Die Elster auf dem Zweige denkt:

"Ach, sind die unzufrieden,

sie können sich nicht, wie sie sind,

von ganzem  Herzen lieben.

Der eine hadert mit den Flossen

und möchte lieber Beine,

der Beine hat, ist sehr verdrossen

und hätte lieber keine.

Sie machen sich das Leben schwer,

mit aussichtslosen Dingen,

ich fliege da nicht hinterher,

sonst woll'n sie auch noch Schwingen.

 

 

Sonne und Mond

Wie aufgestickt auf Himmelssamt,

stehen Trabant und Diamant.

Trabant ist kalt und hat Gesicht,

ein Elend, leuchten kann er nicht.

Und Diamant der heiße Ball,

wertvolles Sein für Leben,

kommt stets am Horizont zu Fall

so ist es mit ihm eben!

 

 

Sichtgrenze

Auf die Reise durch das All,

habe ich nichts mitgenommen.

Trat auf nagelneue Sterne,

beinahe in ein schwarzes Loch.

Sehnte mich so sehr nach Ferne,

zu viel Nähe gab es noch.

Einfach so dahin zu gleiten,

in die Höhen, in die Weiten.

Keinen festen Halt zu haben,

mich mit mir als Mensch zu streiten.

In der Stille auf mich lauschen,

mich auch mal ganz leer zu fühlen,

keine falschen Dinge tauschen

und in Launen rumzuwühlen.

Auch in tiefster Finsternis,

wissen, wo die Lichter standen,

ihre Helligkeit vermissen,

lässt mich gerne wieder landen.

 

 

Erkenntnis

An einem Tag am Nachmittag,

die Leute waren nett,

da stand ein Mensch mit Appetit,

ganz lässig am Buffet.

Sein Blick fiel über Speiseeis,

entschied sich für Zitrone

und auf die Streußelfrage leis:

"Nein, danke, lieber ohne!"

Er hat noch niemals ausprobiert,

wie lecker Streußel schmeckt,

wie sehr man sich darin verliert

und welche Lust er weckt.

Er liebte nur Zitroneneis

bei sommerlicher Schwüle,

es ist so rein, so ehrlich weiß

mit säuerlicher Kühle.

So manche Nacht sehnt er sich doch

nach kleinen Schokostücken

und denkt sich gegen Morgen noch,

geschmacklich hab' ich Lücken.

 

 

Lilienträume

Lilien haben Träume,

sie träumen, dass sie schweben!

Sie schweben über Zäune,

um etwas zu erleben.

In einer lauen Sommernacht,

sind sie zur vollen Pracht erwacht.

Sie leuchten - und ihr Duft hängt schwer

und macht sie selbst benommen,

dann träumen Lilien gar nichts mehr,

weil dann die Falter kommen.

 

 

Nacht

Sobald der Tag die Nacht berührt,

ist Schweigen ringsumher.

Wenn schläfrig jede Seele spürt,

den Tag gibt es nicht mehr.

Dann spielen die Gedanken

beginnen wild zu ranken,

bis der Verstand den Rest verschlingt,

damit noch diese Nacht gelingt.

 

 

Silberschilf

Über Fluß und dichtem Schilf,

Nebeldunst begrüßt den Tag.

Und tupft Silber matt und mild,

dort, wo es gefallen mag.

 

 

Paradies

In hellblau, zartem Sommerlicht

und warmer Sonnenhelle,

ist weißes Wollgras aufgetischt,

an einer Wasserstelle.

Mit ihm wächst so, wie ungekämmt,

viel Durcheinandergras

und etwas Klee,

ganz ungehemmt,

auch ziemlich nah am Naß.

Und zwischendrin,

wie eine Zier,

steh'n aufrecht kleine Blüten

im Sommerwind,

als wollten sie,

ihr Paradies behüten.

 

 

Helle Nacht

Wenn über's Moor der Vollmond zieht,

wo längst nicht mehr das Wollgras blüht,

taucht er mit seinem hellen Schein,

die Nacht in feines Silber ein.

Und dieses Silber, hell und viel,

beschert dem Moor ein Schattenspiel.

In bleiches Licht die Binsen hüllt,

das aufrecht schwarze Ufer füllt.

Und die geheimnisvollen Tiefen,

die bis jetzt im Dunkel schliefen,

zeigen nun für kurze Zeit,

verborgene Verborgenheit.

Wenn längst nicht mehr das Wollgras blüht

und über's Moor der Vollmond zieht.

 

Ein Sommertag

In weichem Grün, vom Wind bewegt,

wie Kissen an den Rand gelegt.

In Indigo ihr Schattenspiel,

mal wenig, dann unendlich viel.

So zeigen sich, wovon ich träume,

am Wiesenrain die Sommerbäume.

Mit einem Strich, in dünnem Gelb,

beginnt die weite Wiesenwelt

und schmiegt sich, wie es kommen muss,

als seichtes Ufer an den Fluss.

Der zeigt das klare Spiegelbild

- vom Schilf -,

das wächst hier viel und wild.

 

Liebeshunger

Ach, du kleine, rote Möhre,

ich dir meine Liebe schwöre,

die schon lang in meinem Herzen,

weil du aufrecht, so wie Kerzen,

stehst in deinem Düngebeet.

Und jeder, der vorüber geht,

ist verzaubert von dem Duft,

der nach großer Nähe ruft.

Ich bin verrückt nach deinem Kraut,

das aus der dunk'len Erde schaut.

So zart und grün,

und ich hab' Lust, daran zu zieh'n.

Und hab' ich erst an dir gerochen,

und dich aus deinem Beet gezogen,

dann möchte ich dich gerne kochen

und hoffe, du bleibst mir gewogen.

Ich wünsche mir, dich nicht zu zieren

um willig, meinen Mund zu spüren.

Und lass uns nicht so lange reden

und dich auf meinen Teller legen.

Doch was ich denke, bleibt geheim

denn hören möchte ich kein "Nein".

Denn was für mich ein Hochgenuss,

schafft dir eventuell Verdruß.

Denn habe ich dich erst gegessen,

weiß ich gleich gar nichts mehr von dir.

Ich habe dich dann schnell vergessen

und kann nicht einmal was dafür.

Und wenn ich dann ganz ehrlich bin,

gab es da einen and'ren Sinn.

Von Liebe war da keine Spur,

es war mein großer Hunger nur.

 

Sparsamkeit

Du musst nicht gleich dein Herz verschenken

und nicht sofort an "ewig" denken.

Es ist wie Apfel und wie Birne,

da denken immer zwei Gehirne.

Da sind zwei Herzen,

zwei Gefühle,

das ist wie Sessel und wie Stühle.

Die sind mal hart,

mal viel zu weich,

doch ganz bestimmt nicht immer gleich.

Du möchtest dich so gern verlieren,

der andere sich amüsieren.

Und gibst du vor der Zeit zu viel,

verlierst du dieses Lebensspiel.

 

Die dritte Jahreszeit

Sie ist vorbei, die Zeit der Blüten.

Der Herbst lässt schon die Stürme wüten!

Schau hin, jetzt stehen an dem Zaun,

die Malven klapperdürr und braun.

Der kahle Baum mit dunklen Ästen,

hält fest an seinen Apfelresten.

Und an der kleinen Wasserwelt,

viel langes Gras zusammenfällt.

Und unten, wo die Spinnen weben

und Tropfen an den Netzen kleben,

liegt aus Brokat viel buntes Laub,

zerfällt alsbald zu Farbenstaub.

Und wenn die letzten Sonnenstrahlen,

uns Schatten auf die Felder malen,

wo gestern noch bis an den Rand,

das goldene Getreide stand

und Kürbisse, dick und gediegen,

auf der verbrauchten Erde liegen,

wenn die Kastanien, dunkelbraun,

von unten in den Himmel schau'n,

und wenn der Regen sich bemüht

und viel von seinem Nass versprüht,

gehört auch das zu der Geschichte,

wir essen wieder Kohlgerichte.

 

veröffentlicht: Wochenschauf Flensburg am 27.10.2013

 

Der feine Mann

Ein feiner Mann in großer Not,

war im Gebüsch verschwunden.

Doch was sich ihm im Dickicht bot,

das hat er nie verwunden.

Vom Knie und Hüfte abgetrennt,

lag dort ein Oberschenkel,

und wie es nur ein Schlachter kennt,

mit dunklem Blutgesprenkel.

Das, was ihm in die Glieder fuhr,

das ließ ihn rückwärts taumeln.

Er stürzte - und sah über sich,

noch and're Teile baumeln.

Da hing ein bleicher, dünner Arm

und blutleer auch ein Bein,

zwei Hände waren nicht mehr warm,

ein Mund konnt' nicht mehr schrei'n.

Der Torso an dem Buchenstamm,

gehörte einem Mann

und zog mit seinem Leichenduft,

die Fliegenschwärme an.

Der feine Mann war sehr verstört

und ließ sich sofort warnen

und wusste, dass sich's nicht gehört,

an jeden Baum zu harnen.

Da knackten laut im Unterholz

viel klapperdürre Äste.

Der Mörder wartete schon sehr,

auf "notdürftige" Gäste.

Der packte sich den feinen Mann

und stach ihn lachend nieder,

und im Gebüsch, da hingen bald

mehr blutverschmierte Glieder.

 

Träume

Jetzt träume ich einmal von dir,

obwohl es keinen Sinn ergibt.

Ich träume einfach mal das "wir"

und wie man das zusammenkriegt.

Ich träume von vergang'nen Jahren

von deinen Augen, deinen Küssen

von Tanz mit vielen and'ren Paaren

und deinen Schuh'n auf meinen Füßen.

Und wie wir auf karierten Decken

uns in den schönsten Farben malen,

und wie wir das bei uns entdecken,

weshalb wir gern zusammen waren.

Doch dann denk' ich in diesen Träumen,

auch über and're Dinge nach.

An Abschied und Verlassenwerden

und wie mir dann das Herz zerbrach.

Bevor ich noch mehr Träume mache,

bin ich ganz froh, wenn ich erwache.

 

Willkommen

Der Sommerwind, er atmet schwer

im Regen auf der Wiese.

Das helle Korn, ergeben flach,

hat eine Reifekrise.

Sensibler Mohn, verneigt sich tief,

nass hängt sein rotes Kleid.

Wie Tränen tropft es nun von ihm,

ganz ohne Traurigkeit.

Wovon es lange wenig gab,

danach wird nun verlangt.

Willkommen dunk'ler Regentag,

obwohl die Meinung schwankt.

 

Kein Trost

Tröste mich nicht, wenn ich leide,

nicht atmen kann, vor Ach und Weh,

wenn ich trauernd um uns beide,

am Rande meiner Tiefen steh'.

Halte mich nicht, wenn ich falle,

in meinem Kummer zu ertrinken,

lass mich zweifeln, viele Male

und nicht in deine Arme sinken.

Doch irgendwenn, befreit von Pein,

ich deinen Namen rufe,

dann lass' dich wieder mit mir ein,

oft lohnen sich Versuche.

 

Mädchenfrühling

Ich darf nach all' den kalten Tagen,

nun endlich wieder Söckchen tragen.

Und auch mein Lieblingsblumenkleid,

liegt schon zerknüllt für mich bereit.

Und meine Mutter, die schaut hin,

stellt fest, dass ich gewachsen bin.

Und voller Frühling ist der Raum

und sie verlängert Saum für Saum.

Dort, wo noch and're Dinge liegen,

seh' ich durch's Fenster Schwalben fliegen.

Und jeder warme Sonnenstrahl,

erinnert mich an Hinkemal,

an Sommerspiele vor dem Haus,

an Barfußlaufen - Decken raus

und Hahnenklee und Weidenrinden,

aus Gänseblümchen Kränze binden.

Ich denke an das Blätterzappeln

an den großen Silberpappeln.

Und draußen wird es bald ganz grün,

ich weiß dann, wo die Veilchen blüh'n,

die meine Liebe für sie wecken,

wie sie sich dort im Moos verstecken.

Und Fahrradfahren geht jetzt schnell

und abends ist es lange hell.

 

Ich denk' an dich

Schon seit des Jahres Neubeginn, hab' ich nur immer dich im Sinn.

Es ist schon lange Januar, ich denk' an dich, wie jedes Jahr.

An angespitzten Tannenbäumen, die jetzt fast alle Straßen säumen,

erinnert uns an's Weihnachtsfest, ein silberner Lamettarest.
Ich denk' an dich, mit etwas Schmerz und eß das letzte Kuchenherz.

 

Der Februar, der ist so kalt, wie steifgefroren steht der Wald,

in seinem schwarzen Winterkleid. Die Krähen haben Hungerzeit.

Sie schreien laut ihr Ach und Weh, so weit das Auge reicht, liegt Schnee.

Doch an den Stellen, ganz versteckt, wo schon die Sonne Schnee geleckt,

da feiern, dicht zusamm'gepresst, Schneeglöckchen schon ihr Blütenfest.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerz und warte auf den Monat März.

 

Der März, das ist doch jedem klar, ist Monat Drei in jedem Jahr.

Man zieht die warmen Sachen aus und sitzt schon gern mal vor dem Haus.

Doch fünf Minuten vor den Tür'n, fängt man schon wieder an zu frier'n.

Man merkt es auch an and'ren Dingen, auch dass ganz früh die Vögel singen.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerz, dann wird mir wieder warm um's Herz.

 

Was der April dann mit uns macht, hätt' man im März noch nicht gedacht.

Am Morgen ist es seltsam still, so daß man lange schlafen will.

Und schaut man dann zum Fenster raus, sieht es wie im Dezember aus.

Dick liegt der Schnee an jedem Ort, und mittags ist er wieder fort.

So langsam ist es einerlei, wir möchten endlich wieder Mai.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerz, mit gleicher Liebe, wie im März.

 

Dann ist es Mai, und es ist warm, der Mantel hängt jetzt über'm Arm.

Versteckt die kleinen Veilchen blüh'n und überall das viele Grün!

Vergißmeinnicht und roter Mohn und längst vorbei ist Ostern schon.

Vom Frühling ganz benommen, kann jetzt der Sommer kommen.

An den Kastanien blüh'n die Kerzen, ich denk' an dich mit etwas Schmerzen.

 

Der Juni ist mit Blumen voll, man weiß nicht, wo man schauen soll.

Und Himbeereis und Obstsalat und häufig über zwanzig Grad.

Und wie's nach Sonne kommen muss, auch ab und zu ein Regenguß.

Die Gattin ihrem Gatten haucht, dass sie noch neue Kleider braucht.

Die Tiere in dem Unterholz, die sind auf ihren Nachwuchs stolz.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerz, und ein Gewitter treibt jetzt Scherz.

 

Im Juli sieht es anders aus, so mancher sitzt im Ferienhaus

und hält die langen Ferien aus.

Und alle über Hitze stöhnen, man muss sich erst daran gewöhnen.

Und ob man möchte oder will, zu jedem Mensch gehört ein Grill.

Auf vielen Bänken in dem Park, erscheint so manche Liebe stark.

Ich denk' an dich grad' nicht so doll, dazu ist es am Strand zu voll.

 

Und sind wir braun von Kopf bis Brust, erleben wir schon den August.

Man muss an diesen Sommertagen noch so viel Obst nachhause tragen

und so viel Beeren von den Hecken in große Einmachgläser stecken.

Schon gar nicht sollte man vergessen, Gemüsefelder leer zu essen.

Ich denk' an dich mit etwas Leid, vorbei ist längst die Spargelzeit.

 

Und im September, das muss sein, da fahren Bauern Ernten ein.

Da werden Äpfel eingesackt, mit roten Backen, wie gelackt.

Und Pflaumen für den Hefekuchen und Wespen gibt es, dass wir fluchen.

Und ob man möchte oder will, die Vögel sind jetzt schon ganz still.

Und eß ich vom Salat das Herz, denk' ich an dich mit etwas Schmerz.

 

Hält man Kastanien in den Händen, ahnt man, der Sommer wird bald enden.

Die Bäume gold'ne Blätter zeigen, die Kinder lassen Drachen steigen.

Und in unendlich großen Schüben, gibt es Kohl und gelbe Rüben.

An diesem ganzen Drum und Dran, erkennt man den Oktober dann.

Ich denk' an dich mit etwas Weh und sehne mich nach heißem Tee.

 

Und der November, eine Plage, all' diese vielen Trauertage!

Und dazu noch die Nebelschwaden, nasse Schuhe, hohen Kragen.

Doch wie man es von früher kennt, mit Riesenschritten naht Advent.

Da geben Tannen ihre Zweige, die lange schon gewachsen sind

und geht ein langer Tag zur Neige, Gesteck und Kranz gebunden sind.

Ich denk' an dich mit wenig Schmerzen und kaufe schon vier rote Kerzen.

 

Und in nicht all zu ferner Zeit, das stehen Schuhe, nie zu zweit

und oben, unten, vor dem Haus, erwartet man den Nikolaus.

Und weg ist der November, wir haben jetzt Dezember.

Jetzt duftet schwer das Tannengrün und glänzen gold'ne Sterne

und durch die kleinen Zimmer zieht, vom Keksebacken Wärme.

Die kleinen Päckchen auf dem Schrank, die wir noch gar nicht kennen,

sind goldverschnürt von Engelshand und fangen an zu drängen.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerz, die Engel schauen himmelwärts.

 

Und nach dem großen Weihnachtsball, kommt dann schon der Sylvesterknall.

Mit bunten Schlangen aus Papier und viel Konfetti feiern wir.

Der Sekt, der fließt und perlt in Massen, wir lieben alle, die wir hassen.

Wenn man den letzten Schluck dann trinkt und Schwefel durch die Straßen stinkt und Böller ihre Spuren ließen, kann man den Neujahrstag genießen.

Ich denk' an dich mit gleichen Schmerzen, es brennen letzte Weihnachtskerzen.

 

Nun ist schon wieder Januar und so vergeht uns Jahr für Jahr.

Es ist schon wieder schrecklich kalt und wieder Schnee auf Feld und Wald.

Und wieder Pfützen zugefror'n und wieder alles ganz von vorn.

Ich denk' an dich mit etwas Schmerzen, du bist und bleibst in meinem Herzen.

 

Sei still

Sei still und lausche in die Nacht.

Was du da hörst im tiefen Schnee,

das ist kein Mensch, der Spuren macht,

es ist kein Fuchs und auch kein Reh.

Es sind die Engel Heiterkeit, Erbarmen und Glückseligkeit

und Trost und Frieden, Zuversicht, Geborgenheit und Liebe.

Dort wo sie sind, da brennt ein Licht, an einer kleinen Wiege.

Sie kommen nur zur Weihnachtszeit, die Arme voller Glück

und lassen, wenn sie wieder geh'n, für uns etwas zurück.

 

Dein Geburtstagsgedicht

Januar

Im Januar geboren sein,

ist Spitzenkissen, weiß, wie Schnee,

das ist, wie selbst Kristall zu sein,

auch zu erblüh'n und zu erfreu'n,

wie eine schöne Orchidee.

Im Januar geboren sein,

das ist, wie alle Sterne seh'n

und wie bei sanftem Mondenschein,

auf deinen Lieblingswegen geh'n.

 

Februar

Kamst du im Februar zur Welt,

war das, wie Sonnenstrahlen fangen.

Du hast dir deinen Tag erhellt,

das war, um Schmetterlinge bangen.

Und Sehnsucht nach ganz vielen Küssen

und kleinen Käfern vor den Füßen.

Kamst du im Februar zur Welt,

als grade erst der Mond verschwand,

war das, wie Kuchen hingestellt,

von einer liebevollen Hand.

 

März

Tratst du im März ins Leben ein,

da war die Welt voll Frühlingsduft.

Da schien für dich das Glück zu sein,

das war, als wenn der Kuckuck ruft.

Das war, wie weißes Fliederblüh'n

und Wolken über Wiesen zieh'n.

Tratst du im März ins Leben ein,

da war ein großes Jubilieren,

schien niemand mehr allein zu sein,

weil alle Vögel musizieren.

 

April

Das Licht der Welt erblickt nicht still,

der kleine Widder im April.

Das ist, wie in der Sonne baden

und wundervolle Träume träumen.

Viel Lachen und auch Tränen haben

Mondfinsternis nicht zu versäumen.

Das Licht der Welt erblickt nicht still,

wer unbedingt ins Leben will.

Das ist, wie mit den Lippen fühlen

und zuckersüße Dinge schmecken

und in ganz weichen Kissen wühlen

und sich ganz wohlig auszustrecken.

 

Mai

Im Monat Mai Geburtstag haben,

das ist wie Tanz, mit schönen Fee'n.

Das ist, wie sich am Nektar laben

und wie auf rosa Wolken geh'n.

Das ist, wie in viel Liebe baden

und Hände voller Zärtlichkeit

und immer einen Freund zu haben

und nie alleine sein zu Zweit.

Im Monat Mai Geburtstag haben,

das ist das wirklich pure Glück.

Schaut man sich um nach vielen Jahren,

vergißt man keinen Augenblick.

 

Juni

Im Juni, wie's Geburtstagskind,

der Sommer seinen Anfang nimmt.

Dort, wo die Vogelschwärme zieh'n,

sind Blätter hell- und dunkelgrün.

Und Wiesen sind von früh bis spät,

mit gelben Blüten übersäht,

die sich im lauen Winde wiegen

und dir wie Gold zu Füßen liegen.

Im Juni, wie's Geburtstagskind,

der Sommer seinen Anfang nimmt

und feiert vor dem Sommerrest

mit einer großen Farbenpracht

ein wundervolles Blütenfest

und hat dabei an dich gedacht.

 

Juli

Der Juli ist die schönste Zeit,

um auf die Welt zu kommen.

Die sommerliche Heiterkeit,

die macht uns ganz benommen.

Der Himmel ist voll Blütenduft,

mal bunt vom Regenbogen,

der Apfelbaum, der hat noch nicht,

die Früchte großgezogen.

Und alles wächst zur Reife hin,

als eilt es mit der Zeit

und schaut man dann genauer hin,

ist vieles schon so weit.

Der Juli ist die schönste Zeit,

um auf die Welt zu kommen

und alles hielt den Atem an,

du warst hier sehr willkommen.

 

August

Von Anfang an hat man gewusst,

geboren wirst du im August.

Das ist so, wie ein Sahnetraum,

aus dem nur süße Früchte schau'n.

Das ist, wie in Champagner schwimmen

und ganz viel Spaß an schönen Dingen.

Und das ist Glück an allen Tagen

und Freunde stets auf Händen tragen.

Von Anfang an hat man gewusst,

geboren wirst du im August.

Das ist, wie durch den Himmel fliegen

und alles Schlimme zu besiegen.

 

September

September, dieser Monat Neun,

ist golden, wie sehr süßer Wein.

Und niemals wirst du es bereu'n,

in diesem Gold gebor'n zu sein.

Das ist, wie mit den Sternen schweben

und Vollmondnächte zu erleben.

Das ist so, wie Geschichten lesen,

an schönen Orten selbst gewesen.

September, dieser Monat Neun,

ist golden, wie sehr süßer Wein,

und niemals wirst du es bereu'n,

in diesem Gold gebor'n zu sein.

Dein Platz ist hier, auf dieser Welt,

die dich in ihren Armen hält.

 

Oktober

Ganz leise, fällt nun Blatt für Blatt

von Bäumen im Oktober ab.

Es zaust der Regen und der Wind,

trotzdem gibt's ein Geburtstagskind.

Das ist so, wie mit Honig süßen

und dieses viele, viele Laub,

ist wie Brokat zu deinen Füßen

und ganz viel bunter Farbenstaub.

Das ist, wie Karussell zu fahren

und sich zu kreisen und zu dreh'n,

wie sich nach vielen, vielen Jahren,

zum ersten Male wiederseh'n.

Ganz leise, fällt nun Blatt für Blatt,

von Bäumen im Oktober ab.

Es zaust der Regen und der Wind

trotzdem gibt's ein Geburtstagskind.

Das ist so, wie sich hinzulegen,

nur um ein wenig auszuruh'n.

So solltest du in deinem Leben,

wie die Natur, das gleiche tun.

 

November

Nur nicht an irgendwelchen Tagen,

da wolltest du Geburtstag haben.

Du wußtest schon, was wirklich zählt,

hast den November ausgewählt.

Das ist so, wie auf Daunen liegen

und sich mit Seide zu umgeben.

Das ist, wie um die Erde fliegen

und auch mit wahrer Liebe leben.

Das ist, mit wachen Augen schauen

und spüren, alle Deutlichkeit

und auf das Gute zu vertrauen,

in völliger Zufriedenheit.

Nur nicht an irgendwelchen Tagen,

da wolltest du Geburtstag haben

und wußtest schon, was wirklich zählt,

hast den November ausgewählt.

Das ist, vom Glück getragen sein,

an jedem Tag in deinem Leben.

Das ist nur Wahrheit, niemals Schein,

das, was du willst, wird dir gegeben.

 

Dezember

Dezember, der hat sehr viel Eis,

wer da Geburtstag hat, der weiß,

das ist so, wie auf Fellen liegen

und ganz viel Wärme auf der Haut

und duftend heißen Tee zu kriegen,

wenn Kandis in der Tasse taut.

Das ist, Rachmaninow genießen

und auch ganz viele Sehnsucht haben

und liebe Menschen zu vermissen

und Fotos schau'n aus alten Tagen.

Dezember, der hat sehr viel Eis,

wer dann geboren ist, der weiß,

das ist, wie Lieblingsbücher lesen

und die Gedichte, die man mag.

Das ist, wie selbst am Meer gewesen,

an einem langen, warmen Tag.

 

 

Der Tod im Traum

Im Traum, da griff der Tod nach mir

und ließ mich Äpfel pflücken.

Und wollte dann auch noch Gelee,

mit dicken Schokostücken.

Er wollte Wein, er wollte Bier,

Aufläufe und den Schinken schier.

Shiitakecreme und Mascapone

und Himbeerquark mit Kaffeebohne.

Zum Sonntag sollt' ich Braten rollen

und zum Advent, da wollt' er Stollen.

Er wollte Tee, wenn and're schliefen,

Pantoffeln an den Knochenfüßen.

Er wollt' es sauber und auch warm

und legte Wert auf meinen Charme.

Er war sehr freundlich, welche Häme

und zeigte lachend seine Zähne.

Wenn ich auch noch den Rasen mähe

und irgendwann dann nicht mehr kann,

dann weiß ich, mit viel Ach und Wehe,

der Tod im Traum, das war mein Mann!

 

Der Schwager

Der Schwager auf dem Totenbett,

der war zu Mensch und Tier nicht nett.

Er machte immer wieder Streit,

zu Ostern und zur Weihnachtszeit.

Er fraß sich durch,

auch bei Frau Schmitt

und nahm die Mettwurstenden mit.

Der Schwager auf dem Totenbett,

der machte sich selbst Warzen weg.

Er rülpste nach dem Grünkohlschmaus

und zog sich während dessen aus.

Er drehte sich, er lächelte,

er bückte sich, er hechelte.

Sein Bauch war dick,

sein Kopf ward rot

und plötzlich war der Schwager tot.

Es weinte nicht die Schwägerin,

es weinte nicht der Sohn,

der Schwager auf zur Hölle fuhr,

zum Teufel an den Thron.

Die Witwe durch ihr Glück gerührt,

vor Freudentränen blind,

hat noch Frau Schmitt dort hin geführt,

wo ihre Würste sind.

Der Sohn gleich an die Arbeit ging,

er hat sich sehr verbogen

und wie ein Wiesel, so geschwind,

die Laken abgezogen.

Er stand dann vor dem Wäscheberg

und fing laut an zu klagen:

"Das ist sein letztes, schmutzig Werk,

was wir für Wäsche haben!"

 

Spurensuche

Wie kamst du mir nur auf die Spur,

dass ich dich lange schon betrüge.

Und woher wustest du dann nur,

dass ich fast immer nur noch lüge.

Was glaubst du denn,

wie schwer es ist,

dich täglich zu ertragen.

Und es bedarf der größten List,

die Liebe zu vertagen.

Die Ehe ist halt eine Qual,

das ahnte ich schon immer.

Den gold'nen Ring, den trägst auch du,

schon lang nicht mehr am Finger.

Und weißt du, was mich richtig stört?

Das jemand jemandem "gehört!"

Ich möchte lieben ganz im Stillen,

nur wenn ich mag, aus freiem Willen!

 

Das Dilemma

Wie war das noch mal mit der Emma?

Ach, ja, der Franz war ihr Dilemma!

Denn das Leben liebte er,

wenn sie Magd war, er der Herr.
Ließ er sich von ihr bedienen,

glaubte er, es stimmt bei ihnen

und dass es in Ordnung war,

so ein richtig gutes Paar!

Hat er dann zu ihr gesprochen,

sie soll mal wie Mutter kochen

und auch seine Hemden bügeln,

konnte sie sich kaum noch zügeln.

Und im Bett, das Hin und Her,

wollte sie nicht, wollte er.

Glaubte er, sie sind zu Zweit,

schrie in ihr die Einsamkeit.

Und die Emma, ganz im Stillen,

findet, dass es nicht mehr passt,

hat genug von seinem Willen,

hat genug von dem Gehabe,

trug die Liebe längst zu Grabe.

Wenn es nicht so schwierig wär',

trüg sie ihn gern hinterher.

Denn der üble Herr Gemahl,

war ihr lange schon egal!

 

Tagtraum

Nesseln oder Sonnenblumen,

Tortenstücke oder Krumen,

Ruhe oder Kissenschlacht,

Beiboot oder Segelyacht.

Träume oder keinen Wunsch,

Champagner oder doch nur Punsch.

Wasser oder lieber Rahm,

normal sein oder krasser Wahn.

Rotwurst oder Parmaschinken,

herrlich duften oder stinken.

Kleiner Garten oder Park,

Gorgonzola oder Quark.

Viermal Urlaub jedes Jahr,

Opel oder Jaguar.

Gattin oder was zum Trösten,

Graubrot oder das zum Rösten.

Villa oder Dachgeschoss,

Angestellter oder Boss.

Fällt dir sonst noch etwas ein,

überleg', wie soll es sein?

 

Falsche Welt

So, wie ein altes Sommerkleid,

verblasst nun die Vergangenheit.

Sie schillerte, wie heller Samt

und hatte einen schönen Schein,

war seidenweich und hüllte mich

in wundervolle Träume ein.

Und viel zu spät hab' ich erkannt,

das seidenweich und heller Samt,

nichts and'res war, als mürber Stein.

Und auch der mürbe Stein zerfällt

und mit ihm stirbt die falsche Welt.

 

Flucht

Zwei ergraute Krankenschwestern,

gingen ins Lokal zum Vespern.

Kam ein Mann mit Schlips und Kragen,

noch nicht grau und alt an Tagen,

lachten sie und machten Spaß,

gaben laut mit Worten Gas.

Weil sie ihn dann auch fixierten

und sich dabei nicht genierten,

sah er über sie hinweg,

nahm die Zeitung als Versteck.

Als sie nicht mehr überlegten

und sich auf ihn zubewegten,

zahlte er und floh vor ihnen,

in die Landschaft mit den Dünen.

Sandverkrustet, unterkühlt,

kam er völlig aufgewühlt,

ins Spital, auf schnellen Wegen,

wo ihn graue Schwestern pflegen.

Schweigen

Ich lauschte einer Nachtigall,

versteckt in dichten Zweigen.

Ich hörte sie zum ersten Mal,

sie brachte mich zum Schweigen.

So weich, so quirlend ihr Gesang,

genoss ich ihre Stimme

und badete in ihrem Klang,

sie nährte meine Sinne.

Als ich dann ganz verzaubert war,

wollt' ich mich tief verneigen,

ich wagte mich dann zu weit vor,

das brachte sie zum Schweigen.

 

 

Ich möchte

Ich möchte mich so gerne gut,

so rein und voller Liebe

und täglich ohne leise Wut

und Neid und manche Triebe.

Und auch die groben Phantasien,

das Trübe und Gemeine,

auch davor würd' ich gerne flieh'n,

ins Schöne und Geheime.

Ich möchte mich so gerne gut,

ganz rein und voller Liebe

und dass das Böse in mir ruht

und dass das auch so bliebe.

Ich denke, es wär' eine Gnade,

doch dann denk' ich, es wäre schade,

was mir nicht auf der Stirne steht,

für immer dann verloren geht.

Ich wäre zahm, ganz ohne Glut

und ohne Seitenhiebe,

dann möchte ich mich nicht mehr gut,

nicht rein, doch voller Liebe.

Fragen über Fragen

Hat meine Seele einen Namen,

seit wann ist eine Seele Brauch.

Wer weiß, wie wir zusammenkamen,

denn eine Seele wandert auch.

 

Ist sie so groß, wie meine Hand,

vielleicht so weich, wie meine Haut.

Hat sie Gefühle und Verstand

ist auch mit anderen vertraut?

 

Ist sie sehr laut, ist sie ganz leise,

war sie mir fremd, wann kam sie an

und wann beginnt die Seelenreise

und wo bleibt sie am Ende dann?

 

Bereitet es ihr Seelenqualen,

lässt sie mich selenlos zurück,

wie soll ich meine Seele malen,

wär' sie als Bild das wahre Glück?

 

Und wann spricht man von Seelenfrieden

wer hat ihn und wer hat ihn nicht.

Und wird dann wirklich unterschieden,

wenn man von kranker Seele spricht?

 

Verwandt soll'n manche Seelen sein,

verkaufen kann sie auch ein jeder.

Fühlt man sich ohne sie allein

oder wie Fische ohne Räder?

 

Und wer ganz ohne Seele schien,

so sonderbar, so kalt und leer,

hat sie sich aus dem Leib geschrie'n,

er wollte keine Seele mehr.

 

Und wenn sie ihm nicht mehr gehört,

dann ist die Seele sehr gestört.

Wer weiß, ob er sie wiederfindet

und ihren Wert für sich ergründet!

Rosens Abschied

Der Rose fällt der Abschied schwer,

war sie die Schönste doch von allen.

In einem bunten Blütenmeer,

hat sie auch Liebenden gefallen.

 

Die Schmetterlinge bleiben aus,

die Sonne wärmt nur schwach.

Es webt die Spinne mit dem Kreuz,

vom Rosenzweig zum Dach.

 

 Die Erntewiegen voll beladen,

das Heu ist längst verstaut.

Das kalte Nass an vielen Tagen,

das ist uns bald vertraut.

 

Die Beeren rot, die Bäume leer,

es hängen Nebelschwaden,

den Sommer gibt es schon nicht mehr,

der Herbst hat eingeladen.

 

veröffentlich Wochenschau Flensburg am 9.11.2014

Stille

Sie stehen da, die kahlen Bäume,

vorbei sind längst die Sommerträume.

Nicht ein Vogel, nicht ein Nest,

zeigt noch Leben im Geäst.

Nebel kriecht aus den Gestaden,

spinnt schon längst den Winterfaden.

Schmeichelt selbst dem krümmsten Stamm,

streichelt fort manch Drum und Dran.

Wischt, verschlingt, vernebelt gar,

was ohnehin nicht wichtig war.

Mit Dir

Ich möchte mich mit in Dein Leben legen,

ganz still sein und mich nicht bewegen

und möchte hinter Deinen Türen,

die Reste Deines Lebens spüren.

Und kennen möchte ich von Dir,

was ungelebt,

noch schwach in Deinem Dunkel schwebt.

Die Tiefen Deiner Tiefen will ich seh'n

und mit Dir unberührte Wege geh'n.

 


Gedanken einer Fledermaus

Ich bin zwar eine Fledermaus,

vom Fuß bis an den Scheitel,

was aber nicht bedeuten muss,

ich wäre gar nicht eitel!

"Flughäute", wie hört sich das an,

das ist total daneben.

Für mich ist's ein Pashmina-Schal

und damit kann ich leben.

Wenn ich dann so kopfüber häng',

in einem hohlen Baum,

sieht's aus, als ist das Tuch zu eng,

vom Kragen bis zum Saum.

Und wer sich dann Gedanken macht,

warum man falschrum hängt

und sich zu recht auch fragen mag,

wohin das Blut dann drängt,

dann sage ich mal, was ich meine,

es sackt bei Menschen in die Beine.

Und was kommt raus, bei all' den Wirren,

wenn Mensch und Tier sich so beäugen?

Dass Mensch und Fledermaus sich irren,

doch wie soll man sie überzeugen?

Kahl

Der Lindenbaum vor meinem Haus,

der sieht jetzt wie ein Besen aus.

Er kann es niemandem verhehlen,

dass ihm jetzt alle Blätter fehlen.

Ganz anders will's ein eit'ler Mann,

der sich bald nichts mehr scheiteln kann.

Er kämmt das lange, dünne Haar,

woanders hin, wo es nie war.

Nur weil.....

Nur weil Menschen lieben,

lenkt Erato die Gedanken.

Nur weil Menschen lieben,

können Emotionen ranken.

Nur weil Menschen lieben,

tanzt die Manie den Reigen.

Nur weil Menschen lieben,

soll Pythia lieber schweigen.

Während Menschen lieben,

wird Lethargie geboren.

Während Menschen lieben,

geht Seraphim verloren.

Das letzte Blatt

Ein gelbes Blatt zu dieser Zeit,

allein an Baumes Spitze,

zum Fallen ist es nicht bereit,

tief unter sich die Pfütze!

 

Die meisten Blätter liegen flach,

auf regennasser Weide

und manche rennen über's Dach,

als hätten sie vier Beine.

 

Der Herbststurm zottelt,

und er zerrt,

das Blatt, es krallt sich fest,

ein Ast die freie Sicht versperrt,

wild tanzt ein Krähennest.

 

Das gelbe Blatt zum Baume spricht:

"Was soll ich denn nur machen,

in meinem Leben gab es nicht

so fürchterliche Sachen.

 

Das arme Blatt begreift dann bald,

es nützt nichts, sich zu zieren,

wenn Sturm und Regen, bitterkalt,

die "Fallsucht" inszenieren.

 

24.11.2014

Wintertraum

Ganz still -,

der Himmel atmet kaum,

fällt über Nacht, wie weicher Flaum,

der Schnee

und legt sich federleicht,

auf das, was ihm die Erde reicht.

Bedeckt und wärmt die Rosenhecken,

die allerletzte Knospen recken.

Deckt zu mit weißen Spitzenkissen,

aus Flocken und mit sanfter Hand,

das Eis mit seinen breiten Rissen

und ringsumher gefror'nes Land.

Winterstille

Wenn die dunk'len Seen gefrieren,

Eisblumen alle Fenster  zieren,

das Sonnenrot den Morgen füllt

und Rauhreif jeden Halm umhüllt,

dann liegen bis in weite Ferne,

viel leuchtend, kleine Glitzersterne.

Und diesen Zauber - wunderbar,

nimmst du mit allen Sinnen wahr.

Und ewig wird er dir gefallen,

der Winter mit den Eiskristallen.

Schöne Zeit

Wenn leis' der Frost uns über Nacht,

Tautropfen zu Kristallen macht,

und wenn dann alle Buchenhecken,

braun eingerolltes Laub verstecken

und wir den Sommer längst vermissen,

bedeckt er sie mit weißen Kissen.

Beschert uns leuchtend bunte Beeren,

als wenn aus klarem Glas sie wären.

Wenn alle Bäume, auch die Weiden,

sich ohne ihre Blätter zeigen,

dann wird es Zeit für Kerzenschimmer

und Wintertee in uns'rem Zimmer,

für Tannengrün und gold'ne Sterne,

für Liebe und für Herzenswärme,

bei den Gedanken dann und wann,

wie man viel Freude machen kann.

Winterengel

Wie eine Spur aus purem Gold,

das Mondlicht über's Flusseis rollt

und schmückt die Wolken an den Rändern,

mit leuchtend weißen Seidenbändern.

Und spät, in dieser klaren Nacht,

fällt federleicht, unsagbar sacht,

viel Schnee und deckt in aller Ruh',

die Wiesen und die Ufer zu.

Und heimlich und sehr still und leis',

da schwebt ein Engel über's Eis.

Weißt du?

Weißt du, wo das Sonnengold,

prunkvoll durch den Winter rollt?

Schaust du auch mal in die Hecken,

wo die kleinen Wunder stecken?

Weißt du noch, was Stille ist?

Sehnst du dich auch mal nach Ferne?

Spürst du noch, was du vermisst?

Und wüsstest du es manchmal gerne?

Weihnachten

Unter grauen Winterwolken,

im müden Licht, von Schnee bedeckt,

hat sich, als hätte man gescholten,

das kleine Reetdachhaus versteckt.

Eisblumen an den Fensterscheiben,

wie weiße Spitze, eine Pracht,

lässt Kerzenlicht im Zimmer bleiben

in dieser stillen, heil'gen Nacht.

Winterwelt

Es ist so kalt, der Frost packt zu,

er zwingt den Wald zur Winterruh'.

Und Schnee bedeckt das weite Land,

die Weiden bleiben unerkannt.

Der Himmel droht mit Wolkenschwaden,

das Wasser muss viel Eis ertragen.

Sei still...

Sei still...

und lausche in die Nacht.

Was du da hörst, im tiefen Schnee,

das ist kein Mensch, der Spuren macht,

es ist kein Fuchs und auch kein Reh.

Es sind die Engel Heiterkeit,

Erbarmen und Glückseligkeit

und Trost und Frieden, Zuversicht,

Geborgenheit und Liebe.

Dort, wo sie sind, da brennt ein Licht,

an einer kleinen Wiege.

Sie kommen nur zur Weihnachtszeit,

die Arme voller Glück

und lassen, wenn sie wieder geh'n,

für uns etwas zurück.

Winterzauber

Das ist nicht das Schlaraffenland,

mit braunen Kuchenhecken,

mit Zuckerschnee und Wolkenschmand

und süßen Schokoecken.

Was glitzernd, wie von Zauberhand,

vor unsren Füßen liegt

und sich als dunkle Schatten,

in kalte Ecken schmiegt,

das ruht nun eine Weile,

matt von des Sommers Launen,

ganz still und ohne Eile -

wir dürfen es bestaunen.

Erinnerung

Die stille Sehnsucht nach der Zeit,

wo farbenfroh und duftend leicht,

ein Meer von  Blüten mit uns lebte,

weicht freudig die Erinnerung

an weiß verschneites Land.

An Rauhreif, der sehr filigran,

ein kleines Spinnennetz umwebte,

mit zarter, kalter Hand.

An Tannengrün im Lichterglanz,

an Schaukelpferd, gebrat'ner Gans,

an Äpfel, die im Ofen garen,

an Weihnachtsmänner, süß, in Scharen.

Und dies' Erinnern weit und breit,

erwartet froh die Weihnachtszeit.

Nächstenliebe

Es gibt Menschen, die sind bissig.

Ihre Seelen sind so rissig.

Ihre Denke ist sehr trübe.

Ihre Ansichten so prüde.

Ihre Herzen voller Neid.


Weil sie sich nicht lieben können,

sich in ihrer Not verrennen,

tun sie sich gern selber leid.


Diese Menschen gern zu haben,

die sich selbst und and'ren schaden,

ist nicht einfach und nicht leicht.


Dafür braucht es "hinzusehen,

um sie besser zu verstehen.

Nur so kann man selber prüfen,

ob da "Nächstenliebe" reicht.

Alles gleich

Vögel haben kein' Computer, können dafür aber fliegen.

Kennen auch nicht Martin Luther, werden niemals zu viel wiegen.

Vögel geh'n nie ins Lokal, essen niemals "itealienisch",

lieben ihr Insektenmahl, klagen nie, es ist zu wenig.

 

Vögel haben niemals frei, in den Urlaub geht es nie.

Wissen nichts vom weißen Hai, brauchen keine Phantasie.

Vögel tragen keine Schuhe, Vogelfrauen kein' BH.

Sie verzichten auf Getue, auch, wenn etwas wichtig war.

 

Vögel haben auch kein Handy, wollen niemals tanzen geh'n.

Kippen niemals einen Brandy, finden sich und and're schön.

Vögel halten sich nicht Tiere, keine Katze, keinen Hund,

Make up, ist für sie Geschmiere, Botox sogar ungesund.

Vögel kennen keine Mode, wollen auch kein neues Kleid,

langweil'n sich auch nie zu Tode, leben hin, ganz ohne Zeit.

 

"Männchen" heißen Vogelmänner, "Weibchen", sind die Vogelfrau'n.

Spatzen sind zur Zeit der "Renner", schilpend auf dem Gartenzaun.

Manch ein Vogel ist beringt, was nach einer Ehe klingt.

Er ist zwar ins Netz gegangen, wurde übel eingefangen.

Niemand findet das so richtig, doch für die Statistik wichtig.

 

Vögel haben keine Sachen, die sie rundum glücklich machen.

Keine Schrankwand und kein Buch, niemand kommt mal zu Besuch.

Kein TV im Essbereich, meistens sind die Nester gleich.

Denken sie darüber nach? Oder liegt die Denke brach?

Schauen sie uns hinterher, denken, wenn ein Mensch ich wär'?

Finden sie es wunderschön, wie wir auf den Beinen geh'n?

Würden sie uns gern belauschen und Extremitäten tauschen?

Schnabel gegen volle Lippen und nach einem Kellner schnippen?

Äßen sie dann "italienisch", bäten darum, nicht zu wenig?

Wenn sie dann viel Pasta kriegen, würden sie bald zu viel wiegen?

Möchten sie auch Reiserei und an's Meer zum weißen Hai?

 

Woll'n sie Flip-Flops an den Füssen?  Für die Brüste den BH?

Schriftlich aus dem Urlaub grüßen? Zuhaus erzählen, wie es war?

Ohne Handy nicht mehr leben und geschminkt zum Tanzen geh'n?

Mit den Freunden einen heben und vor Krach nichts mehr versteh'n?

 

Würden sie sich modisch kleiden, um die "Renner" anzuhören?

An der Kralle Ringlein zeigen, würd' sie Langeweile stören?

Möchten sie in Häuser zieh'n, mit TV im Essbereich?

Und vor einer Schrankwand knie'n, wäre alles wieder gleich!

Das sieht auch ein Vogel ein und verzichtet, Mensch zu sein

 

12.12.2014

Oh, du stille, schöne Zeit

Engel kommen auf die Erde,

weil es wieder soweit ist

und es heil'ge Weihnacht werde,

was nicht mehr zu ändern ist.

 

Schweben sie durch Stadt und Land,

träfen sie dabei den Teufel,

reichten sie ihm ihre Hand

oder gäb' es Tränenträufel?

 

Würden sie dann Federn lassen?

Könnten sie dann nicht mehr fliegen?

Würden sie den Teufel hassen?

Oder würden sie ihn lieben?

Weil sie eben Engel sind

und nicht für so Vieles blind!

 

Unser Sehnen, unser Hoffen,

oh, du stille, schöne Zeit,

uns're Türen stehen offen,

Englein kommt,

wir sind bereit!

 

Bitte laßt den Kerzenschein,

euch mit allen Teufeln einen,

grade jetzt soll es so sein,

uns an Weihnachten so scheinen.

Weil wir gerne Frieden haben

und viel wahre Liebe brauchen,

kommt der Teufel in die Laden,

bis wir ihn mal wieder brauchen!

Oh, du schöne, stille Zeit.

 

21.12.2014

Kleiner Vogel


An manch' hellem Sommertag,

hab' ich die Welt um mich besungen.

Und hab' mit meinem Flügelschlag,

die Tiefen unter mir bezwungen.

Und in der Höhe Einsamkeit,

fühl' ich die Freiheit, die mich trägt,

spür' glücklich die Gelassenheit,

die sich auf meine Seele legt.


31.12.2014

Nachweihnachtszeit

Ich bin der schöne Tannenbaum,

geschmückt in einer Ecke.

Und ahne schmerzlich: "Aus der Traum",

ich bleibe auf der Strecke.

Was nützt mir denn der Kerzenschein,

Kristalle, Kugeln, Sterne,

soll es auch nur für Tage sein,

wie lebte ich noch gerne!

Ganz ohne Schmuck am Waldesrand,

bei Regen, Sonne, Wind,

wo ich sechs lange Jahre stand,,

wo Meinesgleichen sind.

Weil ich so gut gewachsen bin,

war ich die erste Wahl,

für eine Frau mit Schönheitssinn,

der wurde mir zu Qual.

Die Menschen feierten Advent

und weit nach Nikolaus,

da trug die Frau mich ungehemmt,

recht fest verschnürt, ins Haus.

Dann ließ sie durch mein Tannengrün,

verschlungen, in den Zweigen,

die Lichterkettenbirnchen glüh'n

und auf die Kugeln zeigen.

An manche Zweige hing sie Engel,

ein Stern kam auf die Spitze

und rote Äpfel, fest am Stengel,

an einer Silberlitze.

Und wo noch eine Lücke war,

bekam ich weißes Engelshaar.

Als ich am Heilig Abend dann,

so festlich vor ihr stand,

hing sie mir noch das Schönste dran,

mit ihrer sanften Hand.

Es war ein kleines, gold'nes Herz,

mit einem Glitzerstein.

In dem Gesicht der Frau, war Schmerz.

Sie war mit mir allein!

Sie nahm aus Glas ein weißes Glöckchen

und ließ es himmlisch klingen.

Erinnerung an ein "Weißröckchen",

ließ sie ganz leise davon singen.

Und nun ist es mir auch noch wichtig,

ich möchte es erwähnen,

als ihre Augen glänzten,

da sah ich "Freudentränen".

Wenn ich auch traurig bin,

musst' ich mein Leben geben,

war das der schönste Sinn,

in meinem Tannenleben.

 

12.1.2014

Mohngesang

Der Mohn ist aufgegangen, auf seiner Gartenwiese.

Auf langen, schlanken Stangen, schaukelt der Blütenriese.

In purpurroter Seide, mit schwarzem Puderkranz,

glüht diese Augenweide und lockt zum Hummeltanz.

 

Ist dann der Ball vorüber, auf himmlisches Geheiß,

deckt Mohn die Blätter drüber, weil er schon weiter weiß.

Im runden, grünen Töpfchen, der Deckel reich verziert,

gedeihen dunkle Pfröpfchen, an Menge hochdosiert.

 

Das samtig, weiche Grün, das grade erst erwacht,

beginnt nun, zu vergeh'n, hat seinen Dienst gemacht.

Mohntöpfchen reift, wird braun, es ist Spätsommertag

Wer kommt herbei, zu schaun'n, was man jetzt ernten mag.

 

Mohn kennt den Kuchenbäcker, der nach dem Mohnkorn trachtet,

wär' jetzt gern Bodendecker und bliebe unbeachtet.

Mohn hat so seine Not, mag nicht Gelüste wecken,

als Zier auf kleinem Brot und dunk'les Band in Schnecken.

 

Sein Lebenswerk ist bald verzehrt, Mohn wurde gern gegessen,

war machtlos, hat sich nicht gewehrt und sich dabei vergessen.

Der Mohn ist eingegangen, auf seiner Gartenwiese.

Durch lange, trock'ne Stangen, weht eine kühle Brise.

 

25.1.2015

Meine Fee

Ich habe eine Fee im Hirn,

die ist mir wohlgesonnen.

Sie wohnt gleich hinter meiner Stirn,

hat mich als Freund gewonnen.

 

Das ist so, weil sie manchmal sagt,

ich soll mich nicht so grämen,

weil ich so vieles nicht beklagt,

weil and're Dinge zählen.

 

Das ist so, weil sie mich versteht,

bin ich einmal gekränkt,

wenn es im Leben nicht so geht,

weil jemand and'res lenkt.

 

Sie ist es, die für Großmut sorgt,

für noch mehr Nächstenliebe,

und die mir ihre Stärke borgt,

trifft mich verbale Hiebe.

 

Ich habe eine Fee in mir,

ich bin ihr wohlgesonnen.

So eine Fee wünsch ich auch Dir,

sie wird auch Dich durchsonnen.

 

5.2.2015

Wenn wir

Wenn wir im Himmel wohnen würden,

dann könnten wir auf Sterne springen.

Wir würden von der Erde träumen,

mit großer Sehnsucht sie besingen.

Wir würden an die Liebe glauben,

die alle Wesen dort verbindet.

Und würden uns den Wunsch erlauben,

daß niemand je die Wahrheit findet.

Magnolien

Blütenträchtig, farbenmächtig,

duftend und betörend.

Staunend schauen wir andächtig,

auf Magnolien im Mai.

Diese Wunderwerke!

Die Natur zeigt zweifelsfrei,

Leidenschaft und Stärke!


4.3.2015

Verbundenheit

Du möchtest dich verbinden und weißt doch nicht, mit wem.

Und weißt auch nicht, womit, weshalb und nicht wofür.

Als gäb' es was zu finden, mit einem Schritt, bequem

und ganzer Überzeugung, schon bald, mit viel Gespür.

Als gäb' es Augenblicke, kaum eine andr'e Wahl,

wie die marode Brücke, in ein vergess'nes Tal.

Als gäb' es eine Wand, die das verborgen hält,

was bisher niemand fand, nicht ahnt, wozu es zählt.

So etwas sehr Geheimes, das man entdecken kann.

Das wäre dann so Deines, als käm' es darauf an!

Das sich mit Dir verbindet, auch weiß, weshalb, wofür,

und das es spannend findet, mit Dir so Tür an Tür.

Glaubt man sich dann verbunden, und ahnt, warum, wozu,

ist Sehnsucht bald verschwunden, die Türen fallen zu.

 

6.März 2015

Die Nacktschnecke

An einer Fliederhecke, da plagt sich ein Gewissen,

in einer nackten Schnecke, mit einem Leckerbissen.

Es ist das große Stück, von einem Fliegenpilz,

aus purpurrotem Glück und blütenweißem Filz.


Was ist der Pilz noch wert, wie soll er konkurrieren?

Er wird, weil er versehrt, auf ganzer Flur verlieren.

Die Schnecke - zwar devot, doch eh' sie nachgedacht,

wurd' er ihr Abendbrot, in tiefer, dunkler Nacht.


Die Schnecke mit Gewissen, weiß sehr genau und schwört,

hätt' sie ihn nicht zerbissen, wär' er jetzt nicht zerstört.

Sie gäb' ihm gern die Hand, was niemals funktioniert,

schleimt ihm ein Silberband, das ihn nicht repariert.


Mit glänzend heller Spur, glaubt sie, ihn zu versöhnen.

Was denkt sie sich denn nur, die Schandtat noch zu krönen.

Er wird nicht mehr so sein, so, wie er einmal war,

ihm bleibt der Wunsch allein - vielleicht im nächsten Jahr!


Die Schnecke zu sich spricht, zur Reue längst bereit,

nie wieder Pilzgericht! Es tut mir wirklich leid.

Weil all' mein Silber nichts ersetzt

DER PILZ!

Er ist und bleibt verletzt.



13.3.2015

Osterhasenquerele

Wenn ich ein Weihnachtsmännchen wär',

mit vollem Sack und weißem Bart,

dann wäre ich imaginär

und nicht so von realer Art.


Wenn Ihr auch alle Ostern liebt,

mit Wunsch nach Sonne, Lämmerbraten,

es doch etwas zu klären gibt,

wer was versteckt, in Haus und Garten.


Da habt Ihr nicht nur mich am Wickel,

der Eier färbt und sie verziert,

es sind dann auch noch die Karnickel,

die Ihr benutzt, ganz ungeniert.


Darum kann es nicht anders sein,

und Euer Wissen ging verloren,

Karnickel kann kein Hase sein,

denn Hasen haben lange Ohren.


Und niemals werde ich vergessen,

auch wenn Ihr mich zu Ostern braucht,

mit Speck gespickt, mögt Ihr mich essen,

wenn vorher Eu're Flinte raucht.


Und Hasen wären wirklich Deppen,

wenn sie für Euer Osterfest,

die Körbe voller Eier schleppen,

füllt Ihr nur Eu're Nester selbst!


Ich steh' am Rand und schaue zu

und habe nichts von Eurer Ehr'

und denke Ostern immerzu,

wenn ich doch Weihnachtsmännchen wär'!


1.4.2015

DAS TÜCHLEIN

Es war einmal ein Tüchlein, aus Spitze, wunderbar.

Auf Seite fünf im Büchlein, weil was zu merken war.

Aus einem guten Grunde, wurde es dann entfernt,

es war die Kunigunde, die für das Tüchlein schwärmt.

In ihrer feinen Tasche, verschwand das kleine Tuch,

"das" wegen einer Sache, geplant war ein Besuch.

Das Tüchlein fand es grausam, die Tasche war sehr schmal,

es wurd', bevor es ankam, zerdrückt vom Futteral.

Es gab auch ein Gedränge, mit einem Lippenstift,

in dieser Taschenenge, ganz ohne Tageslicht.

Die dickbauchige Dose, die nach Zypressen roch,

in ihr war Puder, lose, weshalb sie sich verkroch.

In einem Etui, hellrot, wie mancher Ziegel,

erfährt die Freiheit nie, der flache Taschenspiegel.

Ein schlanker Kugelschreiber, aus mattem Edelstahl,

der hatte seine Neider, verstärkt, von Mal zu Mal.

Dann war da noch das Kämmchen, aus feinem Sandelholz,

zu klein für "große Männchen", doch Kunigundes Stolz.


Und alle diese Dinge, von großer Wichtigkeit,

damit alles gelänge, gleich, und zu jeder Zeit,

die hatten diese Tasche, für den Zusammenhalt

und sannen doch auf Rache, die sie sich ausgemalt.


Die schöne Kunigunde, hat davon nichts gespürt

und hat aus gutem Grunde, die Tasche inspiziert.

Sie schneuzte sich ins Tuch, benutzte auch den Kamm,

sie wollt' ja zu Besuch, malt sich die Lippen an.

Sie pudert sich die Nase, schreibt die Adresse auf,

erinnert sich an "Vase" und denkt an Blumenkauf.


Der Inhalt ihrer Tasche, ward wiederum verstaut,

mit Duft aus einer Flasche, noch Selbstwert aufgebaut.

Der Lippenstift, der leidet, das kleine Tuch, das weint,

die Puderdose meidet, der Kugelschreiber streikt.

Der Spiegel fragt sich nie, warum, weshalb, wieso,

steckt fest im Etui und leidet ebenso.

Der kleine Kamm aus Holz, an ihm hängt noch ein Haar,

bleibt Kunigundes Stolz, so, wie es immer war.


Als Kunigunde sieht, dass nichts mehr funktioniert,

ahnt "Inhalt", was geschieht, es wird nun aussortiert.

- Bis auf den Kamm aus Holz, der bleibt da, wo er war,

bleibt Kunigundes Stolz und streicht ihr durch das Haar.

Auch Spieglein ist gewillt, er glänzt und spiegelt wider,

zeigt Kunigundes Bild - die kauft sich alles wieder!


Der Lippenstift ist gleich, der Kugelschreiber auch,

das Tüchlein wieder weich, der Puder, nur ein Hauch.

Gelangen in die Tasche, der schönen Kunigunde,

das Dasein wird zur Masche, in dieser neuen Runde.


5. April 2015



Mord

Im Morgenrot, ein Vogel klagt, ihm sollte grad' ein Leid gescheh'n.

Er hat sich aus dem Nest gewagt, dabei den Kater überseh'n.

Der griff ihm herzlos ins Gefieder, er riss daran und zerrte,

das Vöglein peipst: "Es wächst nicht wieder" und starb, weil es sich wehrte.

Des Katers spitze, scharfe Krallen, die schlugen tiefe, blutig Wunden,

nicht, um dem Kater zu gefallen, war Vögleins Gegenwehr verschwunden.

Ein Katerfrühstück war es eben, es wurde ohne Arg genommen,

ein winzig, kleines Vogelleben, kaum hatte dieser Tag begonnen.

Ich bin froh

Wie bin ich froh, dass ich Dich hab',

schon früh am Morgen, jeden Tag,

kann ohne Dich nicht leben.

Wie war es denn nur ohne Dich?

Und Du warst auch nichts ohne mich,

es hat sich dann ergeben.

Und ich, ich kannte Dich noch nicht,

so schmerzte mich doch der Verzicht,

es galt, nach Dir zu streben.

Und endlich sind wir nun ein Paar,

ich brauche Dich und Du mein Haar,

ich würde für Dich sterben.

Verlier' ich Dich, dann weine ich,

verachte mich, für so viel Leid

und suche Dich die ganze Zeit,

das kann ja heiter werden.

Dann ahne ich, mir wird ganz flau,

Du bist bei einer and'ren Frau.

Du kannst mich nicht verletzen,

ich werde Dich ersetzen.

Ich kauf' mir einen neuen Kamm,

mit dem ich glücklich werden kann.

 

17.2.2019

 

Innehalten

Sie lief mir über meine Hand, die kleine, rote Spinne.

Von ihrer Zartheit übermannt, hielt ich ein Weilchen inne.

Ich fragte mich, wo sie wohl lebt und wie sie zu mir fand,

weiß, dass sie keine Netze webt, als sie sogleich verschwand.

Verzaubert hat sie mir den Tag, die kleine, rote Spinne,

an die ich gerne denken mag und halte dabei inne.

 

31. Juli 2019

Abschied

Manchmal ist ein Abschied wichtig, manchmal gar nicht zu vermeiden.

Worte werden fahl und nichtig, hören auf, sich zu verkleiden.

Und sieht man genauer hin, ist es Blendwerk nur gewesen,

hat jetzt aber doch den Sinn, von dem Irrtum zu genesen.

 

5. August 2019

Das Nebelgemälde

Im Nebellicht zu baden, die Wehmut geht voran,

auf heimeligen Pfaden, Erinnerung daran,

wie Einsamkeit verhangen, die Sehnsucht nach der Stille,

und wieder das Verlangen, nach dieser Kraft und Fülle.

 

22. August 2019

Ich bin

Ich bin von tiefer Traurigkeit, die ich seltsam genieße,

versink im Augenblick der Zeit, in meines Schmerzes Süße.

Ich möchte Flügel, um zu schweben, über meine eigne Welt,

die nicht warnt, mich zu besiegen und in der meine Seele zählt.

In der ich keine Fremde bin und keine Fremde bleibe

und nicht in einer Blase schwimm, die ich nicht selbst entscheide.

Ich bin von tiefer Traurigkeit, die ich ertragen will,

und meine Sehnsucht nicht auf Zeit, so grenzenlos und still.

Ich bin von tiefer Traurigkeit, ich bin so traurig müde

und spüre dieses wehe Leid und alles scheint mir trübe.

Ich bin von tiefer Traurigkeit.

 

26. Oktober 2019