Auch diese Gedichte und Texte von Gloria Fröhlich sind urheberrechtlich geschützt.

Schweigen

Ich lauschte einer Nachtigall, versteckt in dichten Zweigen.

Ich hörte sie zum ersten Mal, das brachte mich zum Schweigen.

So weich, so quirlig ihr Gesang, genoss ich ihre Stimme

und badete in ihrem Klang, sie nährte meine Sinne.

Als ich dann ganz verzaubert war, wollt' ich mich tief verneigen

und wagte mich dann zu weit vor, das brachte sie zum Schweigen.

 

Dieses Gedicht wurde in das Jahrbuch Gedicht und Gesellschaft 2017 der Frankfurter Bibliothek aufgenommen, das die Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. MBH jedes Jahr herausbringt.

"Himmlisch"

Du zwinkerst mir zu, Du Abendstern.

Ich find keine Ruh', ich würde so gern,

zu Dir durch das Himmelshoch schweben.

Und ich müsste, Du Stern, und das liegt mir fern,

dann für immer mein Leben Dir geben.

 

Aus Erdensicht willst Du verführen.

Die Sehnsucht stillen, mit meinem Kuss

und wortlos glänzend meine Seele berühren

und weißt schon, dass ich dann sterben muss.

Hast Du Gesicht, Du Himmelslicht?

 

In Deiner Herrlichkeit  versinken,

mit meiner stummen Endlichkeit.

In Deinem Lichte zu ertrinken

in trauriger Hoffnungslosigkeit

zu träumen und Dich zu versäumen.

 

So wird es sein, in jeder Nacht,

wenn am Himmel aus Seide, Dein Glanz erwacht.

Wirst Du ahnen, sogar fühlen, wie ich leide?

Du bist unbeschwert, geheimnisvoll und fern

und zwinkerst mir zu, Du Abendstern.

 

27. September 2016

 

Das Miteinander

Minka sitzt und häkelt, Patti hockt und mäkelt,

Lotta mault mal wieder, Jan spielt Flötenlieder.

Zippe zählt die Tage, Fips stellt keine Frage.

 

Mama Linne weg vom Herd, legt auf Dinkelkekse wert.

Im Bioladen gleich um's Eck, da gibt es auch noch Tofuspeck,

rosarote Süßkartoffeln, handgewalzte Filzpantoffeln,

ohne Not von armen Viechern, Erbsen, die in Gläsern kichern.

Leberwurst, die keine ist und reichlich welken Knollenmist.

Mangold, der nach Moder schmeckt und Kopfsalat bio-verdreckt.

Sie verbietet sich den Mund, auch bei dem nächsten Gammelfund.

Wenn sie doch mehr Zehner hätte, denkt sie auf der Hochhaustreppe,

freut sich über ihre Beute, fühlt sich, wie ein Mensch von heute!

 

Minka sitzt und häkelt nicht, Patti reckt und räkelt sich,

Lotta spuckt jetzt Kröten, Jan hört auf, zu flöten.

Zippe weiß die Tage, und Fips erkennt die Lage.

 

Papa will es nicht vegan und tendiert zum Gockelhahn,

der auch bald im Kühlschrank liegt und ordentliche Kilo wiegt.

Mama Linne, nicht verstummt, vor Fleischlust gar am Herde summt.

Schnippelt fein den Knollenmist, der nicht wegzudenken ist.

Dünstet Mangold, würfelt keck, den geliebten Tofuspeck.

Schenkt viel Gunst den Süßkartoffeln, ebenso den Filzpantoffeln,

übergießt, so muss es sein, Gockelbrust und Gockelbein,

immer wieder, und es dampft, in Gedanken wird gemampft!

Das, was "in" ist, wird gegessen, Mama Linne ruft zum Essen.

 

Minka schmatzt, so gar nicht fein, Patti speichelt tüchtig ein,

Lotta leckt sich alle Finger, Jan liebt den Geruch im Zimmer.

Zippe knabbert Knusperhaut, rät, was Fips aus Knochen baut.

Mama Linne ist zufrieden, hat doch die Natur beschieden,

was die Bäuche ausgefüllt, Papas Fleischlust ist gestillt,

und sie lernen, nicht zu spät, wie ein "Miteinander" geht.

 

17. Dezember 2016

 

Letzte Nacht hab' ich genutzt und wieder mein Gehirn geputzt.

Kerzenschein und Tannengrün,

Leckereien, Weine glüh'n,

Pfeffernuss im Schuh versenken,

Wichtelvolk auf Fensterbänken.

Engel schwebt mit off'nem Mund,

gibt zwar stumm, doch etwas kund.

Abertausend Tannen purzeln,

Sägen trennen sie von Wurzeln.

Allen Gänsen ist's zum Heulen,

denn sie haben Brust und Keulen.

Und die alten Weihnachtslieder,

hört man überall und wieder.

Weihnachtsmänner, viel und mild,

lang "weilig" rot, im Straßenbild.

Mit Geschenken wird geprasst

und manchmal sogar lieb gehasst.

Manch einer wird auch insich geh'n,

auch das kann Weihnachten gescheh'n.

Winterfrust

Ich habe keinen Winterfrust, so, wie es scheinen mag,

hab' nur auf Winter keine Lust - auf diesen Zeitvertrag.

Kältewellen, Kälteschübe, Raureif, Frost, viel Eis und Schnee,

die Gedanken werden trübe, Glatteis, Ostwind, Ohrenweh.

Grobgestricktes auf dem Haupt, steht mir gut zu Gesicht,

anfangs hab' ich's noch geglaubt, doch vor dem Spiegel nicht.

Frostigkalte Fußgeschichten, trotz der Wolle von dem Schaf,

warme Hände gibt's mitnichten, beides bringt mich um den Schlaf.

Finster sind die Morgenstunden, draußen kriechen Nebelschwaden,

Krähen haben sich verbunden, um den Winter anzuklagen,

weil es wenig Nahrung gibt und sie wieder ausgesiebt.

Ich habe keinen Winterfrust, nicht einmal dann und wann,

und hätte ich auf "Schneemann" Lust, den ich mir bauen kann,

dann wäre mir die Winterzeit, die liebst Zeit von allen,

nicht warten können, bis es schneit, und endlich Flocken fallen.

Vielleicht hab' ich ihn falsch verstanden, den frostig, frustig, Frost und Frust

und das Empfinden kam abhanden und ich bekäm' auf Frust mal Lust.

Ich zöge in die Schneeballschlacht und dampfte aus dem Kragen,

verlör' der Winter seine Macht, könnt' ich auch Frust ertragen.

Einfalt

Auf einer kleinen Insel, weit draußen auf dem Meer,

da haust ein Vielfaltspinsel und nimmt das Leben schwer.

Er ist bemüht um Einfalt, trotz Sorgfalt, scheitert er,

verkriecht sich auf der Insel, verzweifelt nebenher.

Und um die kleine Insel, erheben sich die Wellen,

gestört vom Windgewinsel, wünscht er, sie würden bellen.

Die dunkle Meeresschlucht, so weit am Horizont,

die Angst wird ihm zur Sucht, sein Schmerz ist schon gekonnt.

Sein Weh und seine Tränen, er denkt schon an Garaus,

sei hier noch zu erwähnen, zum Glück wird nichts daraus.

Besinnt sich auf die Vielfalt und baut ein kleines Boot,

verbietet sich dann Einhalt, steigt ein im Morgenrot.

Zurück lässt er die Insel, weit draußen auf dem Meer,

als froher Vielfaltspinsel, denn Einfalt fällt ihm schwer.

 

29. November 2016

 

Herbstzeit

Mir gefällt die Kühle, wir gefällt der Wind,

mir gefallen die Kastanien, die gefallen sind.

Mir gefallen blanke Pfützen, mir gefällt auch Dauerregen.

Mir gefällt, Dich gut zu stützen, auf den nassen Wanderwegen.

Mir gefallen Stoppelfelder und der Krähen Schreie,

geheimnisvolle, bunte Wälder und des Dammwilds Scheue.

Mir gefällt die große Leere, in fast allen Bäumen,

mir gefällt, viel trocknes Laub mit Wehmut fortzuräumen.

Mir gefällt das blanke Schwarz, der Holunderbeeren

und wie die Spinnen mit dem Kreuz Verfangenes verzehren.

Mir gefällt bei jedem Sturm, wie sich die Bäume biegen

und die große Vogelschar auf ihrem Weg nach Süden.

Mir gefällt die Schrumpelbirne an dem nackten Ast

und wie die letzte Rose im Abendlicht verblaßt.

Mir gefällt, dass in der Frühe keine Vögel zwitschern

und die vielen kleinen Tropfen, die in den Zweigen glitzern.

Mir gefallen außerdem auch die Hotensienbälle

die morbide Farbenpracht, nie an derselben Stelle.

Mir gefällt das gelbe, langschlappe Ufergras,

und mir gefällt das sanfte, das weiche Nebelnass.

Mir gefällt der Zauber, den mir die Herbstzeit schenkt,

und die mit früher Dämmerung den Sommer rasch verdrängt.

 

17.9.2016

Mal ganz ehrlich

Manchmal bin ich stumm, wenn nicht, dann eher leise,

schau mich nur selten um, dreh mich auch mal im Kreise.

Dann bin ich ganz mit mir und finde das famos

und möchte dann kein "Wir", mit Meinung: "Leinen los!"

 

Ich mag nicht gern das Grelle, viel mehr die Dämmerung,

verabscheue das Schnelle, vertrau dem sanften Schwung.

Bestaunen mag ich sehr, was im Verborgnen blüht

und sehne mich nach mehr, weil es nicht oft geschieht.

 

Ach, ja, es fordert mich, was ich mit mir erlebe,

sortiere Schicht für Schicht, Gedanken in der Schwebe.

Ich frage häufig nach, weil ich nicht gleich verstehe,

so manches Ungemach, das ich nicht gerne sehe.

 

Ich mag auch das Verrückte, das das Normale hemmt,

vertrage das Mißglückte, das mir Ideen schenkt.

Verzeihe manche Schwächen, erlaube mir auch Wut

erwäge, mich zu rächen und weiß, das ist nicht gut.

 

10.10.2016

Lieb'

Lieb' Sommerlein, magst ruhig sein, nun hat der Herbst uns wieder.

Die Kälte nagt an Kopf und Bein und Nässe schlägt sich nieder.

Von Dir, lieb' Lenz, schreib' ich nichts nieder, Du wirst niemals ein Greis

und kommst mit Apfelblüten wieder, in rosarot und weiß.

Lieb' Herbstelein, magst munter sein, wirfst Blätter von den Linden,

mir fallen Ohrenkneifer ein, verkrochen hinter Rinden.

Und über Nacht, schön, wie ein Traum, so ist Dein Farbenspiel,

wie hast Du das denn nur gemacht, auch ich versuche viel.

Lieb' Winterlein, bist auf der Lauer, im Sack schon Schnee und Eis,

ich mag jetzt Kohl, mal fett, mal sauer, mit Speck und richtig heiß.

 

11. 10. 2016

"Haben"

Ein Kobold nimmt in seiner Hand, das größte Sandkorn mit - vom Strand,

trägt es geschwind ins Koboldhaus, verwundert gar, was er sich traut.

Kobaldens Frau hat allen Grund und schlägt die Hand  vor ihren Mund.

Kaum hörbar seufzt sie: "Koboldmann, was schleppst denn Du schon wieder an",

der ihr ins Ohr dann leise haucht: "Schon wieder was, das keiner braucht!"

 

16. Oktober 2016

ALL'DAS

Du bist mir lieb und teuer, für Dich geh' ich durchs Feuer.

Für Dich würde ich sterben, mich auch für Dich verfärben.

Für Dich viel Federn lassen, für Dich das Gute hassen.

Für Dich mich auch verrenken und Dich durch Tiefen lenken.

Für Dich mach' ich mich grade, für Dich ist nichts zu schade.

Für Dich auch alles wagen und Dich auf Händen tragen.

Für Dich mich gerne bücken, Dein Büßer sein, für Lücken.

Für Dich würde ich schweigen, für Dich Courage zeigen.

Für Dich den Kopf hinhalten, Dein Lebensglück gestalten.

Für Dich stets alles richten und auf mein Glück verzichten.

Für Dich da geh' ich stehlen, es soll Dir an nichts fehlen.

Für Dich würde ich streiten, Dir jeden Weg bereiten.

Für Dich mich auch verbiegen, um Dein Wohl hinzukriegen.

Für Dich geb' ich mein Blut, ich tu Dir richtig gut!

Für Dich bin ich voll Liebe und wollte, dass sie bliebe.

Doch was bin ich für Dich?

Für Dich bin ich vorhanden, das hast Du gut verstanden.

Du hast mich gern gefühlt und mich dann weggespült.

Von Dir bin ich besessen und habe mich vergessen.

Für Dich gab ich mich auf und komm' erst jetzt darauf,

für Dich könnte ich töten, ja, Dich, das wär' vonnöten,

ganz tief in meinem Herzen und ganz bewusst mit Schmerzen.

Mich selbst, so wie Dich, lieben, mich halten und mich wiegen.

Ich will mir für mein Leben ALL'DAS jetzt selber geben.

Doch das krieg' ich nicht hin, mein wollig weiches Schätzchen,

mein heißgeliebtes Kätzchen.

 

8. Januar 2017

Da ist so ein Gefühl

Da ist so ein Gefühl, das mich durch Tage trägt,

das ist so, wie ein Spiel, die Karten sind gelegt.

 

Da ist so ein Gefühl, das mich durch Nächte hetzt,

mich einsaugt, wie ein Siel und mich dann ganz besetzt.

 

Da ist so ein Gefühl, das mich von innen packt,

so drängend will es viel, es will mich ganz und nackt.

 

Da ist so ein Gefühl, das die Substanzen frißt,

die Sinne werden kühl, es wird nichts mehr vermisst.

 

Da ist so ein Gefühl, das in die Enge zerrt,

wahrscheinlich mit Kalkül, weil sich das Ego sperrt.

 

Da ist so ein Gefühl, das zwanghaft nach mir greift,

mich fordert, ohne Stil und durch das Leben schleift.

 

Da ist so ein Gefühl, vertraut und doch so fremd,

vielleicht gibt es ein Ziel, von dem es mich noch trennt.

 

Da ist so ein Gefühl

 

14. Februar 2017

Alle Jahre wieder

Sonnenschein, der Krokus blüht,

dicke Knospen, Vogeljubel.

Frühling kriecht uns in's Gemüt,

die Natur bricht auf zum Trubel.

 

Zarte Triebe, welche Sehnsucht,

wächst in jeder Brust heran.

Liebe ist längst ausgebucht,

die Gefühle brechen Bahn.

 

Blütenduft schärft uns den Sinn,

auch wir plustern die Gefieder,

so wird der Lenz zur Königin,

immer - alle Jahre wieder.

 

16.3.2017

 

In's Herz

Ich traute meinen Augen nicht,

was ich heut' sah, im Morgenlicht,

aus tellerrundem Scharbockskraut,

hat mich ein Sternlein angeschaut.

In feinem Gold, hat es gestrahlt,

den Frühling mir in's Herz gemalt.

 

25.3.2017

Der Has

Lustlos streift der Osterhas, durch das junge Frühlingsgras.

Tritt dabei auf Gänseblümchen, sucht Gelege von den Hühnchen,

die er braucht, um zu bemalen, deren triste Eierschalen.

Denn ihn trügt nicht das Gespür, das Osterfest klopft an die 'Tür.

 

Jeder weiss von seinen Qualen, viele Eier bunt zu malen,

sie auch fröhlich zu gestalten, wie soll Has den Pinsel halten?

Schließlich hat er keine Finger, so entgleiten ihm die Dinger

und die glatten Eier auch, Has hasst diesen Osterbrauch!

 

Has spürt Neid auf Weihnachtsmann, weil er das nicht werden kann.

ist von Pfingsten mehr berauscht, ob der Ochs wohl mit ihm tauscht?

Lämmchen wird geschmort gegessen, diesen Brauch will Has vergessen,

ebenso den Hasenbraten, um nicht in Panik zu geraten!

 

Wie machen es die alten Hasen? Steife Löffel, Rümpfenasen?

Nutzen sie gar den Verstand und nehmen's Schicksal in die Hand?

Zeigen frech die Riesenzähne, fließt vielleicht auch manche Träne,

wenn sie Ostern Glück verbreiten, mit kunterbunten Köstlichkeiten?

 

Oder schwillt dem Has die Brust, wenn er spürt, der Menschen Lust?

Greift mit Eifer nach dem Pinsel, Schluss mit Unmut und Gewinsel?

Wird dann vom Farbenrausch ergriffen? Has hat noch nie so laut gepfiffen!

Gewissheit siegt, es ist kein Spleen, Ostern geht nicht ohne ihn!

 

17. 4. 2017

 

oder:

Doch wie machen es die Alten? Immer steif die Ohren halten?

Sie benutzen den Verstand, nehmen's Schicksal in die Hand!

Hase schwillt sofort die Brust, vorbei ist's mit dem Osterfrust,

greif mit Eifer nach dem Pinsel, Schluss mit Unmut und Gewinsel.

Has vom Farbenrausch ergriffen, hat noch nie so laut gepfiffen.

Gewissheit siegt, es ist kein Spleen, Ostern geht nicht ohne ihn!

 

11. April 2020

 

 

 

Nur einmal

Nur einmal will ich Fraugott sein und eine Welt erbauen,

die eckig ist und eher klein und leicht zu überschauen.

Da gibt es Licht und Farbenpracht, das Meer und Sphärenklänge,

aus Lehmklumpatsch wird nichts gemacht,

aus zwei wird schnell 'ne Menge.

Mit Fraugott gibt es auch kein Leid, es gibt auch nichts zu stehlen.

Und niemand wird gequält von Neid, weil ja die Gründe fehlen.

Es gibt auch keine Niederlage und somit keinen Sieg.

Und es herrscht Frieden alle Tage, ganz unbekannt ist Krieg.

Doch Tiere gibt es, alle zahm, und niemand kennt Gewalt.

Sie leben ausschließlich vegan und werden glücklich alt.

Es gibt dort keinen Überdruss und niemand, der betrügt,

weil keiner sich verbiegen muss und in der Liebe lügt.

Doch eines hab' ich nicht bedacht, wo Kanten, sind auch Ecken

und mir schon einen Kopf gemacht, das gründlich abzuchecken.

Ich möchte diesen Traum perfekt, und er soll funktionieren.

Ob es gelingt, das weiß ich nicht, würd' es gern ausprobieren.

Und deshalb will ich Fraugott sein, nur einmal nur, einmal,

für eine Welt so schön und rein, sie wäre erste Wahl.

 

17.7. 2017

Nur eine Träne

Nur eine Träne, Menschenkind,

nur eine weine still.

Frag' nicht, wo Deine Träume sind

und was das Leben will.

Nur eine Träne, Menschenkind,

die eine ist genug.

Sie bleibt nicht lang, ist fort geschwind,

wie auch der Trauerschub.

Nur eine Träne, eine nur,

schau' nur getrost nach vorn,

die Träne? Fort, ganz ohne Spur,

das Glück? Ein gold'ner Dorn.

 

15.8.2017

Das Gedicht "Nur eine Träne"  wurde für die klassische Edition der Frankfurter Bibliothek ausgewählt. Die Frankfurter Bibliothek zählt zu den am weitesten verbreiteten Lyrikanthologien der Nachkriegszeit. Der Band wird von den Staatsbibliotheken in München und Berlin und den Nationalbibliotheken in Frankfurt, Wien, Bern und Paris und der Library of Congress in Washington eingestellt und dokumentiert den Wert der Beiträge und die Bedeutung der dokumentierten Autoren.

Zeit

Zeit, Du wundersamer Freund und argloser Feind,

ein Hauch von Sekunden, eine schleichende Macht.

Zeit zerrinnt, ist entschwunden, hinterläßt welke Pracht.

Zeit ist das Jetzt, ist der Augenblick,

wird nicht ersetzt und kommt nicht zurück.

 

12.10.2017

 

Verlorenes Glück

Die Gurke auf dem Tellerrand,

die diesen Zustand grässlich fand,

erinnert sich an jeden Tag,

als sie im Glas in "Sauer" lag.

Sie war ein wohlgewachsen Ding,

verlobt, mit einem Zwiebelring.

Der gab sein "delikates" Wissen,

an sie, auf einem Senfkornkissen,

das auf dem Glasgrund, wie ein Bett,

gut abgeschirmt vom Etikett,

zwar keinen Blick von außen ließ,

was aber überhaupt nicht hieß,

dass niemand, was sie taten, sah,

denn über sich die Gurkenschar,

erfreute sich im Gurkenglas,

am Zwiebelring und Gurkenspaß.

Doch damit war es nun vorbei,

ein Messer teilte sie entzwei,

die Gabel spießte sie dann auf,

so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Zwar fingen Zähne an zu funkeln,

doch Gurke sah nichts mehr im Dunkeln.

Sie wurde schnell und fest gepackt,

sehr grob zerbissen und zerhackt,

sie ließ sich von der Zunge heben

und durfte hoch am Gaumen kleben.

Es gab dann keinen Weg zurück,

der Zwiebelring verlor sein Glück.

 

2.11.2017

Der Knopf

Flächendeckend kleinkariert,

wer hat diesen Knopf verliert?

Er sieht aus von einer Hose,

langer Faden, viel zu lose,

konnte er beim besten Willen,

nicht mehr seinen Zweck erfüllen,

geht nicht wieder angenäht,

sorgt sich, wo er hingerät.

Staunt, muss in ein Kästchen wandern,

da, wo keiner passt zum andern,

wo Besitzer ihn nicht sucht,

ihn dann als Verlust verbucht.

Hose ohne Knopf geniert,

doch besser so, als Kopf verliert.

 

15.11.2017

Die Reise

Ein Spatz, der aus dem Osten kam und Platz auf einem Pfosten nahm,

will keck in einem Garten, auf Artgenossen warten.

Er ist auch gerne mal allein, doch manchmal könnt' es besser sein.

Er findet sich total autark, doch eine Horde, die macht stark.

Da kann er schilpen, frei heraus und erntet garantiert Applaus.

Er ist so froh gestartet, nun sitzt er da und wartet.

Die Gegend ist zwar wunderschön, doch nirgendwo ein Spatz zu seh'n.

Dann endlich, kaum zu glauben, ein rauschendes Gefieder,

es lassen sich zehn Tauben, in diesem Garten nieder.

Er ärgert sich, das ist kein Spaß, sein Spatzenhirn denkt gründlich nach.

Er war noch nie ideenreich, doch die Erkenntnis kommt sogleich.

Er sitzt im falschen Garten, sinnlos, hier abzuwarten.

Zur falschen Zeit am falschen Ort, mit Flügelschlägen ist er fort.

Er flattert hin, er flattert her, nach Osten will er gar nicht mehr.

Im Süden ist es wohl sehr heiß, wie er aus Starenkreisen weiß.

Da ist es doch am besten, er fliegt in Richtung Westen.

Und dort ist alles grün und groß, die Federn haben, sind famos.

Er trifft schon bald auf eine Gruppe, doch diesen Vögeln ist er schnuppe.

Er nennt sich "Sperlinge auf Reisen", ihn schmerzt die Abfuhr von den Meisen.

Und dann erlebt er noch mehr Frust, ihm fehlt der Rotfleck auf der Brust.

Er schilpt; "Wo sind denn hier die Spatzen" und hört: "Hier gibt es viele Katzen".

Der Spatz gerät in höchste Not, die Tiger, die bedeuten Tod.

Er hat sich in Gefahr begeben, und wer das tut, kommt darin um.

Er will noch lange glücklich leben, denkt wieder nach, ist doch nicht dumm.

Hier wird er keine Federn lassen, die Katzen werden ihn verpassen.

Er fliegt hinauf in Baumes Kronen, diese Vorsicht wird sich lohnen.

Da sitzt er nun, fühlt sich allein, tottraurig sieht er endlich ein,

die Ferne, die bekommt ihm nicht, er frühstückt kaum, verliert Gewicht,

er fühlt sich schwach, nicht auf dem Posten, die Reiserei? Zurück gen Osten.

 

25.11.2017

Verschneit

Ich bin im Kopf total verschneit, vernebelt fast noch mehr.

Das liegt wohl an der dunk'len Zeit, bin ohne Gegenwehr.

In meinem Innern fehlt noch was, es liegt wohl an der Zeit.

Erst mit Lametta kommt der Spaß, dann ist das Herz bereit.

Bereit für's Geben, Schenkeslust und aufmerksam für Wortgespiel

und Dinge, die man nicht gewusst, bedeuten plötzlich gar so viel.

Großzügigkeit hat jetzt Saison, das Geld fließt durch die Finger,

den Geiz, den bringt man zur Raison, Vernunft wird jetzt geringer.

Und draußen glitzert's im Geäst, an Türen hängen Kränze,

und der Kalender scheucht zum Fest, die Zeit kennt keine Bremse.

Und bloß nicht Zucker, oh, mein Gott, davon wird man nur fett,

und keine Gans auf das Schafott, Sankt Martin war doch nett!

Die große Milde tritt dann ein, ein Lächeln für den Feind,

bei Tannenduft und Kerzenschein, die schwächste Liebe keimt.

Und selig liegt man sich im Arm, das Glück, es schwimmt in Tränen,

und in den Herzen ist es warm - Walnuss hat Angst vor Zähnen.

 

4.12.2017

 

Raureif

An den Zweigen, aus dem Stand, müht sich während einer Stunde,

Raureif ab, mit kalter Hand, er macht seine Winterrunde.

Tags zuvor war es noch warm, Regen gab es noch in Strömen,

dann schlägt Vater Frost Alarm, Raureif, der beginnt zu stöhnen.

Schlaffe Blätter, viele Zweige, Gegenstände, kaum zu zählen,

jeder Grashalm auf der Weide, so viel Arbeit wird ihn quälen.

Eine Lösung wird gefunden, Claudia Kleinert kommt ins Spiel,

Raureif hasst die Überstunden, und die Kleinert kann so viel.

Sie sagt Sturm, Gewitter, Regen, Sonnenschein und Schnee voraus,

kann das Wetter nicht verschieben, Raureif sieht bedeppert aus.

Und so muss er rau bereifen, schlaffe Blätter, viele Zweige,

alles einmal kurz begreifen, jeden Grashalm auf der Weide,

weiß kristallen, kalt umschmeicheln, dekorieren, arrangieren,

darf verzaubern, samitg streicheln, nacktes Elend hübsch verzieren.

Hat er sorgsam das getan, reibt er sich die kalten Hände,

schaut sich seinen Zauber an, ahnt auch schon die Wetterwende,

die sein Werk zunichte macht, seine Trauer ignoriert,

nasskalt wieder "Ordnung" schafft und zeitnah gegen ihn verliert.

 

20.12.2017

So weit

Ich hob es auf, von dunklem Grund,

es war der allerschönste Fund

und nunmehr mir gehörend.

Das Rosenblatt in meiner Hand,

ganz rosasatt, gewellt am Rand,

war duftend und betörend.

Ich gab ihm Obhut, nah bei mir,

es war dann hauchzart eine Zier,

mit viel zu wenig Zeit.

Es welkte, jede Stunde mehr,

das Abschiednehmen fiel mir schwer,

es starb - von mir so weit.

 

27.12.2017

Liebe

In mir da webt ein leichter Schmerz

und Demut "Dank", für das, was war.

Und hoffend bangend mir das Herz,

was sein wird und was endlich wahr.

Und auf dem Zweig der Musen,

balanciert aus hellen Seiden,

mit tausenden Versuchen,

so zärtlich das Beisammensein,

als weiß es von uns beiden.

 

19.12.2017

Eine Situation

Verzeih' mir Herz, verzeih', weil zu gering bedacht,

was zunächst Liebelei, nun Kammerflimmern macht.

Verstehe, roter Mund, aus dir von Liebe sprach,

sich meine Seele wund, bevor sie dann zerbrach.

Es war nicht einerlei, was Standard, zog mich an,

was dann danach, entzwei, nicht mehr gedeihen kann.

Versteh' Gefühl, gefühlt, hat es mich still gemacht,

das, was so aufgewühlt, ward quälender bei Nacht.

Mein Hirn, sei's, wie's sei, hab' ich doch nun verbucht,

dass falsche Denkerei, auch eine Heimat sucht.

Verdammt, das Ohr, verdammt, es hörte gar nicht hin,

die Dinge, die benannt, die hatten einen Sinn.

Ach, Leben, Leben du, du rüttelst ja so arg,

schau' fast verwundert zu, ganz Gegenteil von stark.

Verzeih' mein Ich, verzeih', ich find' zu dir zurück,

geschunden zwar, doch frei, vertrau' ich auf das Glück.

 

4.1.2018

"BLEIBEN"

Und ich sah sie den Wind liebkosen,

sich wiegen, heben und senken,

sah die welken, sterbenden Rosen,

sich ein letztes Mal verschenken.

 

Und ich sah sie trauernd leiden,

und ich nahm sie mit mir fort,

so können sie doch noch bleiben,

nur an einem anderen Ort.

 

5.3.2018

DER MOND

Es war schon viele Male wahr, dass ich in tiefer Nacht,

den Mond am Himmel stehen sah, als ob er gar nichts macht.

Er lachte nicht, er weinte nicht, enttäuscht ging ich nachhaus

und malte ihn als Bleichgesicht, mehr kam dabei nicht raus.

 

12.3.2018

 

"NUR DIE LIEBE ZÄHLT"

Auf einer Wiese, wo ein Berg, sehr hoch und nur aus Nudeln ist,

schmust Anneliese mit dem Zwerg, sie haben das so sehr vermisst.

Dann fressen sie sich nudelwohl, obwohl die Soße fehlt,

bald ist der Berg aus Nudeln hohl, doch "nur die Liebe zählt",

sprach Anneliese zu dem Zwerg, das war vor einem Jahr.

Dem Glück vertraut, manchmal gequält, es "sollte" - wunderbar!

Dann waren alle Nudeln weg, den Berg gab es nicht mehr,

sehr groß war Annelieses Schreck, ihr Herz und Magen leer.

Wenn Anneliese das gewusst, das ist doch sonnenklar,

sie hat den Zwerg nicht mehr geküsst, nichts war mehr, wie es war.

 

12.3.2018

DAS HEIMCHEN"

Heim"weh" hat Heimchen vor dem Herd, fühlt sich nicht wohl, so gar nichts wert.

Glück, denkt es, Glück sieht anders aus und wagt sich mutig aus dem Haus.

Will hoch hinaus, Karriere machen, es gibt doch noch so viele Sachen,

will richtig leben, will Genuss, mit ihm als Heimchen ist jetzt Schluss.

Es ist sehr klug und zieht hinaus, die Arbeitswelt sieht rosig aus.

Alles ist perfekt vernetzt, doch gute Posten schon besetzt!

Die Leiter zum Erfolg sehr steil und manche Männerhände geil,

zwecklos ist jede Gegenwehr, Heimchen hat es gar sp schwer,

verdient nicht viel und wird gemobbt, die Karriere bald gestoppt.

Heimchen hat es satt, zu leiden, muss sich schließlich umentscheiden.

Sitzt am Laufband an der Kasse, kennt die Lebensmittelmasse

und denkt, Glück sieht anders aus, es muss aus diesem Laden raus.

Heimchen musste schmerzlich lernen, Glück kann sich so rasch entfernen.

Es gibt Arbeit vor dem Herd und Gleiches draußen, auch vermehrt.

Vielleicht von beidem nicht zu viel, es gut zu mischen, ist das Ziel.

Es käme heim, wär' nicht allein, das Herzchen pocht, es wird gemocht,

es fühlt sich gut, versorgt die Brut, kocht Brei und Speck, ist auch mal weg!

Heim"weh" hat Heimchen nimmermehr, nimmt Herd und Arbeit nicht so schwer,

denn beides hat so seine Tücken, man muss es sich zurechterücken.

 

14.3.2018

Der Buckelwal

Es zog ein alter Buckelwal, der viel mehr wog, als jeder Aal,

im Wasser seine Runden.

Und wie die andre Meute, war er auch wild auf Beute

und suchte in den Fluten, nach Nahrung ohne Gluten.

Er suchte wirklich lange, dem Buckelwal ward bange,

wo ist ein Heringsschwarm? Sein Magen schlug Alarm.

Doch dann, wer soll es glauben, hübsch buntes Zeug, in Trauben!

Zufrieden ist der Buckelwal, verspeist sein Plastik-Hernkersmal!

Ich bin betrübt vor Trauer, inzwischen schon von Dauer.

 

6.9.2018

 

Unzufrieden

Ein Hering hatte es recht schwer, er wäre gern Forelle,

schwamm hin und her im weiten Meer und kam nicht von der Stelle

mit seinem Wunsch! Das macht ihn still, weil nicht geschieht, was er gern will.

Zeitgleich Forellchen in dem Bach, schwamm auf und nieder, dachte, ach, wenn ich doch auch ein Hering wär', ich wär', wie er, so gern im Meer, da ginge es mir besser, als hier in dem Gewässer.

Da kam an einem Sommertag, ein grauenhafter Schickssalsschlag für Hering und Forelle, sofort und auf der Stelle.

Der Hering ohne Gegenwehr, will unbedingt zurück ins Meer, er ahnte heißes Butterschmalz, den Angelhaken fest im Hals.

Und das Forellchen kann nicht flieh'n, als sie es aus dem Wasser zieh'n.

Und niemand weiß es besser, es hasst Forellenfresser!

 

6.9.2018

Das Wunder "Kind"

Es war einmal das Wunder "Kind", das wusste nicht, was Wunder sind,

es aß gern rote Früchte.

Es hatte keine Eltern mehr und trauerte, wo kam es her?

Und lauschte auf Gerüchte.

Die waren laut, die waren leise, doch alle schlimm, auf ihre Weise.

Das Wunder "Kind" in Not!

Es grämte sich, es schämte sich und weinte oft ganz bitterlich

und wünschte sich den Tod.

Der hat sich auf den Weg gemacht und schlich herbei um Mitternacht,

er nahm so gerne Leben.

Das Wunder "Kind" ist aufgewacht, es hat sich schon bereit gemacht

und wollte seines geben.

Da gurgelte es in der Luft, zu riechen war Kastanieenduft, der Duft der Wurzelfee.

Sie war, wie die Kastanieen rund und sprach aus einem Diestelmund,

das tat dem Tod nicht weh!

Er hatte alle Zeit der Welt, taucht ab in seine Schattenwelt,

Geduld war stets sein Lohn.

Die Wurzelfee nahm sich das Kind, sie wusste, wo die Wunder sind,

seit Ewigkeiten schon.

Wirf dich nicht weg, hat sie gemeint, auch wenn dir alles schrecklich scheint,

der Tod ist nichts als Plunder.

Ich wünsche, dass du glücklich bist und dass du nimmermehr vergisst,

das Leben ist ein Wunder!

 

6.9.2018

 

Heide

Der Sommer lässt die Heide blüh'n, so weit das Auge reicht,

den herben Duft herüberzieh'n und Amethysten gleicht,

das violette Farbenspiel, verzaubert mir das Herz.

Und in mir regt sich ein Gefühl von bittersüßem Schmerz.

Und meine Hände pflücken dann, es ist so leicht geschehen,

Heide - so viel ich wagen kann, so im Vorübergehen.

Mein Heideglück wird winzig sein, wenn ich dort nicht mehr bin,

ein Zweiglein Heide schon allein, rafft Lebende dahin.

So wird gewarnt seit Ewigkeiten, damit die Heide nicht verschwindet,

und sie darf blüh'n zu ihren Zeiten, wenn niemand sie zu Kränzen windet.

 

8.10.2018

"Licht"

Dieses gleißende, himmlische Licht,

dieses gigantische Wolkenmeer,

durch das sich der Himmel Bahnen bricht!

Das festzuhalten, in dieser Fülle, 

und das zu erleben,

diese fließende, tröstende Stille.

Ich träumte mich in diese Pracht,

durch dieses göttliche Zauberwerk,

das mich verführte, vor Einbruch der Nacht,

und mir das Herz und die Seele berührte.

 

1.10.2018

Gedicht zu meinem Wolkenbild

"Fazit"

Es dämmert schon im Liebesnest,

sie fühlen es schon lange

und geben sich den Sehnsuchtsrest,

zwei Herzen werden bange.

 

Vielleicht ist es der letzte Kuss,

schon schmerzlich hingehaucht,

als wäre es ein kläglich Muss,

die Leidenschaft verbraucht.

 

Es ist nicht viel, was übrig bleibt,

kein Nehmengebenwollen,

der Lieblos-Schmerz noch nicht verheilt,

sie möchten nicht, sie sollen.

 

Die Zweisamkeit beginnt zu nagen

und Trauer trägt die Einsamkeit,

das Glück verhangen, viele Fragen,

mit quälender Vergangenheit.

 

8.10.2018

Es ist spät

Es ist spät, langer Tag,

ich lasse mich treiben,

bin mutig und wag',

mich falsch zu entscheiden

und nichts zu bedauern

und mir zu vergeben,

mich nicht zu belauern

und ins Dunkel zu schweben.

Und ich werde nicht wanken

und nicht mit mir streiten

und vertrau' den Gedanken,

die mich dann begleiten.

 

18.11.2018

Mach jeden Tag zu Schokolade

Mach jeden Tag zu Schokolade

und jede Nacht zu Marzipan

und mach Dich immer wieder grade,

weil man dann sicher stehen kann.

 

Mach jede Stund' zu Deiner Stunde,

das, was Du möchtest, gib nicht auf.

Halt an Dir fest, in jeder Runde,

sonst zahlst Du immer wieder drauf.

 

Und mach nicht Deinen Feind zum Freund,

denn das ist doch nur Hinterlist,

für's eigne Ego aufgeschäumt,

die die Wahrhaftigkeit vermisst.

 

3.12.2018

Skandalös

Skandalös, skandalös,

es ist zum Echauffieren,

und das macht mich bitterbös',

dass die sich nicht genieren!

 

Skandalös, skandalös,

das ist nicht hinzunehmen,

die meinen, das sei generös,

dabei ist es zum Schämen.

 

Skandalös, skandalös,

es ist nicht zu ertragen,

mein Verständnis ist porös,

wie können sie es wagen!

 

Skandalös, skandalös,

wenn ich den Mut verliere,

diese Schwäche, ich nervös,

weil ich mich dann geniere.

 

Die Rettung dann, so skandalös,

es ist ein starkes Stück!

Bequem, wenn man das sagen kann,

es ist ein "FAKE", zum Glück!

 

Skandalös, skandalös,

wenn jeder das so nimmt,

als sei es eine gute Wahl,

weil alles wieder stimmt.

 

Skandalös, skandalös!

 

19.11.2018

Steingut

Ich sammelte die Scherben auf,

sie waren einmal Stein und gut,

verfolgte ihren Lebenslauf,

vertraute, war nicht auf der Hut!

 

Sie waren viel! Ein Scherbenhaufen,

mit messerscharfen, festen Kanten

und wollten mich für dumm verkaufen,

als sie von meinem Blute tranken.

 

Fazit: Die Heilen, sind die Guten,

          Nur was kaputt ist, lässt mich bluten!

 

10.12.2018

 

Lass uns

Lass uns toben, wie die Wellen,

auch mal Schaum vorm Munde haben,

Aufstand üben, wie Rebellen,

uns an andre Ufer wagen.

 

Lass uns spielen mit den Steinen,

die auf unsren Wegen liegen,

lass uns steh'n auf festen Beinen,

wenn wir Wind von vorne kriegen.

 

Lass uns sanft bei Flaute gleiten,

sein wir leise, lass uns wispern,

kleine Schritte, später schreiten

und dem Leben etwas flüstern.

 

Lass uns toben, wie die Wellen,

ehrlich sein, so, wie das Meer,

schöpfen mit den kleinen Kellen,

Glück, Zufriedenheit und mehr.

 

10.12.2018

Der Frosch

Im Sumpf, da harrt verzaubert Tier, seit Jahren schon auf sein Pläsier,

weil Brüder Grimm sich ausgedacht, dass Märchenprinz zum Frosch gemacht.

Der lauert nun auf den Moment, dass Weiblichkeit ins Unglück rennt.

Sie fällt auf diesen Humbug rein und küsst den Frosch - zu einem Schwein!

Das Schwein nimmt sie zu seiner Frau, sie avanciert dadurch zur Sau

und nicht zu einer Königin, glaubt niemals mehr den Brüdern Grimm.

Die haben zwar Talent für zwei, doch klappt's nicht mit der Zauberei.

 

Gehen

Ich bin bereit, nichts zu betrauern und möchte jetzt so gerne gehen,

nicht ohne Wehmut zu bedauern, wenn wir uns nie mehr wiedersehen.

Bist Du bereit, uns zu vergeben, was uns gekränkt, was uns verhasst,

in unserem Zusammenleben, das immer mehr und mehr verblasst?

Lass uns bereit sein, zu bewahren, was aus dem Füllhorn "Liebe" kam,

die uns Gewohnheit mit den Jahren, ein zäher, grauer Schatten nahm.

Wenn wir bereit sind, zu verstehen, dass wir einander nicht mehr haben,

dann dürfen wir jetzt beide gehen, nicht blind dafür, was wir uns gaben.

 

19.2.2019

Ich bin froh

Wie bin ich froh, dass ich Dich hab',

bin froh schon morgens, jeden Tag,

kann ohne Dich nicht leben.

Wie war es denn nur ohne Dich?

Du warst auch gar nichts ohne mich,

das hat sich so ergeben.

Und ich, ich kannte Dich noch nicht,

so schmerzte mich doch der Verzicht,

es galt, nach Dir zu streben.

Verlier' ich Dich, dann weine ich,

verachte mich, für so viel Leid

und suche Dich die ganze Zeit,

das kann ja heiter werden.

Ich ahne, und mir wird ganz flau,

Du bist bei einer and'ren Frau,

die ohne Dich nicht leben kann,

und kaufe einen neuen Kamm.

 

17.2.2019

 

Ausgerechnet

Und ausgerechnet Du? Und ich versteh' es nicht!

Du bist wie ein Filou, der sein Versprechen bricht.

Und ausgerechnet ich, ich falle darauf rein,

denn es betrifft nur mich, das finde ich gemein.

Und warum grade wir? Wir lieben es doch sehr,

das Leben jetzt und hier, und Du machst es uns schwer.

Was wird das mit uns beiden, was ich mag, willst Du haben,

kannst Du Dich nicht entscheiden, vor Ort, im Bäckerladen?

Jetzt willst Du den Berliner und nicht die Schokotorte,

Du bist so ein Schlawiner, da fehlen mir die Worte.

Doch wenn wir sie zerschneiden, Berliner und die Torte,

hat jeder von uns beiden, ein Stück von jeder Sorte.

 

16.2.2019

Willst Du

Willst Du über Bäume springen, dann musst Du Dich vom Boden trennen.

Willst Du Dich mal selbst besiegen, musst Deine Schwächen auch benennen.

Willst Du mal über Schatten springen, dann musst Du Deine Füße heben

und dann musst Du vor allen Dingen, auch jedem eine Chance geben.

Und willst Du glücklich sein im Leben, dann lass' Dich wiegen, lass Dich treiben,

lass Deine Worte Sätze weben, dann wird das Glück Dir ewig bleiben.

Doch wenn Dir alles so verhasst, das, was Du sollst und was Du musst,

weil Du das alles gar nicht schaffst, verzeih' das war mir nicht bewusst.

 

26.3.2019

Manchmal

Manchmal habe ich gestritten, manchmal habe ich gelitten,

manches hat mir nicht gepasst, manchmal habe ich gehasst.

Manchmal war ich grade krumm, manchmal klug und manchmal dumm.

Manchmal bin ich still und klein, manchmal will ich einsam sein.

Manchmal fühle ich mich kräftig, manchmal ist mein Wille heftig.

Manchmal ist es fast geschafft, manchmal - bis die Wunde klafft.

Manchmal will ich nur noch träumen, manches möchte ich versäumen.

Manches will ich nicht mehr spüren, manchmal froh, es zu verlieren.

Manchmal möchte ich versuchen, manche Last gleich wegzubuchen.

Manchmal fühl' ich mich betrogen, manchmal hab' ich mich belogen.

Manchmal habe ich vertraut, manchmal gar nicht hingeschaut.

Manchmal möchte ich mich drehen, manchmal and're Wege gehen.

Manchmal möchte ich mich irren, manchmal möchte ich verwirren.

Manchmal was mich quält, vermeiden, alles and're kann so bleiben.

 

28.3.2019

Engel

Engel gehen auf die Reise, noch unerkannt sind sie uns nah',

sie sind bescheiden und sehr leise und nehmen jeden von uns wahr.

Wir wollen sie mit Flügeln haben, wir möchten, dass sie zart und bleich,

uns sanft auf ihren Armen tragen, nicht später, nein, am liebsten gleich.

Doch Engel lassen sich nicht drängen, wenn Du Dich in dem Wunsch verlierst,

erst Worte werden zu Gesängen, wenn Du die Engelsnähe spürst.

 

6.3.2019

Könige

Oft haben sie sich selbst gewählt, die grob und unbescheiden sind,

die kleinen Könige der Welt, für anderes zu taub und blind.

Sie wollen groß und mächtig scheinen, sie fühlen nicht, sie vegetieren,

die Könige, die winzig kleinen, die sich im Größenwahn verlieren.

Oft neigen sie zu falscher Liebe, sind dran gewöhnt, das Glück zu zwingen,

sie klauen sich die Gunst, wie Diebe, sie fesseln und sie legen Schlingen.

Selbstherrlich ist für sie das Brot, das ihre Schwäche scheinbar nährt,

sie sind lebendig elend tot und spüren nicht, es ist verkehrt.

 

21.3.2019

Seelenwanderung

Ich schleppe mich so hinterher, da will was vorwärts, von mir mehr,

ich möchte bleiben, will mich halten und mich und mich gern selbst verwalten.

Ich schleppe mich so hinterher, das andre zieht mich zu sich hin,

das auszuhalten, ist sehr schwer, es ist, als ob ich nicht mehr bin.

 

2.4.2019

So ist's

Der Poree hatte einen Bart, den hab' ich abgeschnitten.

Er fand sich ohne nicht apart, hat non verbal gestritten.

Dabei hat er jedoch vergessen, er ist der Unterlegene,

denn weich gekocht, von mir gegessen, bin ich die Überlebende.

 

2.4.2019

Engel

Engel gehen auf die Reise, unerkannt, sind sie uns nah',

sie sind bescheiden und so leise und nehmen jeden von uns wahr.

Wir wollen sie mit Flügeln haben, wir möchten, dass sie zart und bleich,

uns sanft auf ihren Armen tragen, nicht später, nein, sofort und gleich.

Doch Engel lassen sich nicht drängen, wenn Du Dich in dem Wunsch verlierst,

erst werden Worte zu Gesängen, wenn Du der Engel Nähe spürst.

 

Ende März 2019

Es öffnet eine Tür

In meinen Lebensgarten, schleicht sich ein selten Tier,

hat keine Zeit, zu warten und fragt: "Gefall' ich Dir?"

Es ist mir gar nicht fremd, ich schau' genauer hin

und sage ungehemmt, dass ich nicht sicher bin.

Sein Fell ist etwas struppig, die Beine, lang und dünn,

Gesicht so gar nicht puppig, und es fällt ständig hin.

Wenn es am Boden liegt, dann hebe ich es auf.

Ich finde, das genügt und nehme es in Kauf,

dass dieses selten Tier in meinem Garten lebt,

es öffnet eine Tür, die mir zu Herzen geht.

 

8.4.2019

Das kleine Haus

Das kleine Haus, ist wie das Leben, auf das stets Licht und Schatten fallen.

Und es wird auch ein Fenster geben, das weiß ein jeder von uns allen.

Und es zu öffnen, es zu schließen, es zu verhängen, mit Bedacht,

lässt in uns neue Hoffnung sprießen, die unser Dasein leichter macht.

 

9.4.2019

Narrenfreiheit

Es sind so viele Narren in mir, sie kreisen mich ein, sie stehen Spalier,

sie halten mich fest, sie spalten mich, soll anderes fühlen, nur gar nicht mich.

Sie sind die Hyänen in meiner Brust, sie wollen mich lähmen, nach ihrer Lust.

Ich soll in die Knie, in die tötende Glut, und sie wissen wie, mit grausamem Mut.

Und ich will sie zwingen, mich zu verlassen und darum ringen, mich nicht zu hassen.

Der Rosenstock

Der Rosenstock am Herrenhaus, sieht jetzt noch wie ein Besen aus.

Damit er nicht den Winter spürt, ward ihm das Haupt fest eingeschnürt,

und zwar in grobe Jute, in ganz besonders gute!

Und nun hat man ihn ausgepackt, ihm alle Zweige abgehackt,

denn jeder, der für Rosen schwärmt, der weiß, die Jute wird entfernt,

genauso, der sich jetzt schon sonnt, auch weiß, dass bald der Frühling kommt

Der Rosenstock ist etwas schief, leicht krumm, als wenn's so gar nicht lief.

Er wirkt auch sehr bedrückt, weil's "Gradsein" nicht geglückt.

Die Kälte ist vorüber, er zeigt das erste Grün,

ist schon im Frühlingsfieber und möchte wieder blüh'n.

Es wird jetzt Zeit, zu knospen, die Blätter - nur nicht rosten!

Viel Regen will er haben, kann Sonne gut vertragen.

Doch bald schon gibt's Querelen, die ihn entsetzlich quälen.

Denn unten kommen Mäuse und oben reichlich Läuse.

Ameisen kommen melken, die ersten Blättchen welken.

Die Tiere sind ein Schock - der arme Rosenstock!

Wie soll er sich nur wehren, wenn die sich noch vermehren?

Wenn sie ihn nun zerstören, womit soll er betören,

die Leute aus dem Herrenhaus, so ohne Blüten, ist es aus!

Sie werden ihn dann packen und ihn zu Kleinholz hacken,

denn wer nicht blüht und duftet, der hat auch nicht geschuftet.

Der lag nur auf der faulen Haut und hat dem Tag die Zeit geklaut.

 

14.4.2019

 

 

Zurück

Ich bin nicht leis' gewesen und fürchtete mich nicht,

als wollte ich genesen, in einem neuen Licht,

als müsste ich mich retten, mich wieder zu erreichen,

mich in Gefühlen betten, die nur den meinen gleichen.

Und so geht all mein Sehnen, mit mir in weite Fernen,

da, wo ich schon gewesen, um noch einmal zu lernen.

 

9.5.2019

 

Malen

Das sind die Farbenklänge, die Pinselstrichgesänge,

das ist Zusammenspiel.

Das sind die ersten Spuren, die über Leinwand fuhren,

das ist noch gar nicht viel.

Jetzt braucht es noch das Feine, das manchmal Klitzekleine,

damit es auch gelingt.

Das Bild wird mit mir reden, an der Beziehung weben,

bis es mit "danke" winkt.

 

10.5.2019

"Hilfe"

Ich werde mich beeilen und keine Zeit verlieren.

Es gibt so viel zu heilen, der Kampf gilt auch den Viren.

Für mich sind alle Wunden, auch Knochenbruch und Schrunden,

ein Augenblick des Glücks.

Der Schaden, vor mir nackt, mein Mitleid ohne Grenzen,

ich hab' mit Blut Kontakt, der Schmerz sorgt für Frequenzen.

Ich denke auch noch weiter, kann sich etwas entzünden?

Beweis dafür ist Eiter, wenn sich Bakterien finden.

"Au" fällt nicht durch das Raster, wonach ich eifrig strebe,

ich bin ein Wundheilpflaster, und wenn ich richtig klebe

und lang genug verweile, mach' ich Verletzten Mut.

Ganz langsam, ohne Eile, wird alles wieder gut!

 

20.5.2019

 

"Reiselust"

"Ach, sagen Sie Frau Schmitt, kommt denn Ihr Mann nie mit?"

"Ach, liebe Freundin, nee, der mag nicht an die See,

der mag die Berge lieber, da will er immer rauf.

Nicht einmal, immer wieder, den halten Sie nicht auf".

 

"Und Sie, das kann nicht sein, Sie sind doch nicht allein?"

 

"Mein Fritz ist ein Berghasser, der mag nicht rauf und runter,

der liebt das wilde Wasser, da wird er richtig munter,

da ist er ganz von Sinnen und hört nicht auf, zu schwimmen,

da taucht der richtig ab, da macht er niemals schlapp".

 

"Wie lustig, diese Männer, die reisen, wie sie wollen,

sind keine Frauenkenner, bestimmen, was die sollen.

Da werden wir uns wehren und heftig aufbegehren,

wir fahren in den Wald, nicht morgen, aber bald".

 

"Was sagen Sie, Frau Schmitt, da machen Sie doch mit?"

Da gibt es keine Wellen und auch kein Hochplateau,

nur Bäume und auch Stellen und Sonne irgendwo.

Da lauschen wir den Tieren, da blüht der Fingerhut".

 

"Na, gut".

 

"Und so viel frische Luft und Picknick und die Ruhe

und guter Tannenduft, die Füße ohne Schuhe.

Und dann der Blick zum Himmel, die Wolken, watteweiß

und Ameisengewimmel, das Umfeld, artenreich".

 

"Dann ist es wohl beschlossen, das wird ja ein Vergnügen,

wir sind nicht mehr verdrossen, weil wir uns nicht verbiegen.

Alleine zwischen Bäumen, beginnen wir, zu träumen,

wir fahren in den Wald, nicht morgen, aber bald!"

 

24.5.2019

VERSAGT

Ich war mal ein Kartoffelsack, aus grob gewebter Jute.

Mann trug mich immer Huckepack, das kam mir sehr zugute.

Dann war ich fast dem Himmel nah', ein herrliches Erleben,

weil da kein and'rer Sack mehr war, wie sonst in meinem Leben.

Und wen ich sehr zu schätzen lernte, bevor man mich vermüllte,

war jährlich die Kartoffelernte, bei der man mich befüllte.

Doch irgendwann, und das war neu, da stopfte man mich voll mit Heu.

Und ich vergaß nie mehr, man malte auf mein Kugelrund,

das wohl mein Kopf sein sollte, zwei Augen über einen Mund,

obwohl ich das nicht wollte.

Und dann geschah etwas in Kürze, sofort fing ich zu hassen,

die bunte Baumwoll-Kittelschürze, an meinen Leib zu lassen.

Ich fragte mich, was wird aus mir? Ich konnte mich nicht wehren,

doch hoffentlich kein Zweibeintier, was wollte man mich lehren?

Dann bohrte man, das war zuviel, es war nicht zu ertragen,

in mich hinein den Besenstiel, wie konnte man es wagen?

Zum Schluss bekam ich einen Hut, den band man tüchtig fest,

mir nützte gar nicht meine Wut, ich fürchtete den Rest.

Schon packte mich ein starker Mann und schleppte mich gar wacker,

hin, wo ich mich bewähren soll, auf irgendeinen Acker.

Da kamen Spatzen, ohne Zahl und Raben und auch Krähen,

ich sah jetzt aus wie Lumpenpack, worum soll ich mich scheren?

Die Vögel wollen Körner fressen, ich wollte sie bespaßen,

ich "scheuchte" nicht und ließ es zu, dass sie das Saatgut fraßen.

Und weil das Schicksal es so will und man mich ausprobierte,

warf man mich schließlich auf den Müll, weil ich nicht funktionierte.

 

25.5.2019