Das lyrische Gedicht ist der musikalische Ausdruck von Gemütsbewegungen durch die Sprache. Kein anderes Genre kann das von sich behaupten.

Damit zitiere ich den Schriftsteller August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und beginne mit meinem Gedicht

 

Mit Dir

Ich möchte mich mit in Dein Leben legen,

ganz still sein und mich nicht bewegen.

Und möchte hinter Deinen Türen,

die Reste Deines Lebens spüren.

Und kennen möchte ich von Dir,

was ungelebt, noch schwach

in Deinem Dunkel schwebt.

Die Tiefen Deiner Tiefen will ich seh'n

und mit Dir unberührte Wege geh'n.

 

 

Wortfluten

Wage Dich neugierig in die wogenden Wortfluten, in ihre klaren und versteckten Aussagen, ihre schwindelnden Höhen und geheimnisvollen Tiefen - und sei wachsam! Denn dann entdeckst Du nicht nur Heiteres, Fabelhaftes und Liebevolles, sondern findest auch Ernsthaftes, hin und wieder zu Herzen gehende Tristesse, sowie viel Hintergründiges und Nachdenkenswertes, wirst umwoben von Melancholie und nimmst auch eine gut dosierte Portion Sarkasmus und mehr zwischen den Zeilen wahr. Hier erwartet Dich eine andere Welt, eine Welt, die Dich überrascht und nicht traumlos weiterwandern lässt, und die Dir durchaus Vertrautes und Bejahendes zu Füßen legen wird. Und die Liebe! Die schlängelt sich wie ein Lindwurm in allen Schattierungen durch diesen umfangreichen Lyrikhimmel und lässt Dich häufig verwundert oder amüsiert innehalten. Die Verse drängen sich wie aus einem Füllhorn, sie wollen hinein in andere Köpfe und in die Herzen der Menschen, wollen dort weiterwachsen und gedeihen zu neuen individuellen Gedanken, wichtigen Erkenntnissen, notwendigen Einsichten und starken Gefühlen.

Der Frühling wird hier mit einem Gedicht eröffnet, das in dieser wundervollen Zeit geschlüpft ist. Denn nichts ist schöpferisch ergiebiger, als sich in farbenfrohen Blütenorgien und lieblichen Düften, in kraftvollem Hell- und Dunkelgrün, im fröhlichen Gezwischer der Vögel, dem Schlüpfen der Jungen und der lang vermissten Sonnenwärme so richtig wohl zu fühlen, ja geradezu zu suhlen. Denn dann sprießen auch die Gedanken und die Verse schlüpfen wie von selbst.

Lebensrausch

Wie doch die Frühlingsblütenfülle und auch das neue Blättergrün,

auf meinem Weg in meine Stille, kraftvoll an mir vorüberzieh'n.

Wie dieser Lebensrausch mich trägt und immer wieder nach mir greift,

die Finsternis in mir bewegt, und wie das Glück dann in mir reift.

Wie ich dann spüre, dass ich bin, und dass ich wach, bewußt erkenne,

wo will ich sein, wo will ich hin, und dass ich das auch so benenne.

Und wenn die Natur ihren langen Winterschlaf beendet und der Saft aus der Tiefe aller Wurzeln nach oben in die Knospen drängt, die ersten Blättchen wachsen lässt und auch die winzigen Triebe mit enormer Kraft und täglich beschleunigtem Tempo erreicht, die dann, wenn sie lang genug sind, sehnsuchtsvoll nach fester Umklammerung suchend, zunächst wie orientierungslos ins Leere schaukeln und schließlich sicheren Halt finden, dann rankt sich doch so manches Grünzeug um- und ineinander und möchte am liebsten für immer miteinander verschmelzen. Man denke zum Beispiel an den Knöterich und an den Hopfen, die mit langen, begehrenden Armen im Winde schwankend, in den Himmel greifen, um alles auf dem Weg dorthin zu umschlingen, was nicht weichen kann, nur um später mit ihrem diffizilen Geschmeide zu strotzen und noch mehr zu strotzen. Und auch die Brombeerranken holen weit aus, lassen nicht mehr los und krallen sogar geradezu besitzergreifend und ziemlich barbarisch in das ahnungslose Fleisch und das gute Tuch derer, die versuchen, sie mit Gärtnerbast zu bändigen, und dabei haben auch diese stabilen Ranken, wie alle anderen, doch nur das eine Ziel. Mit ihren geradezu kunstvoll entwickelten, duftenden und in allen Farbnuancen gemalten Blüten wenige Wochen später, die Hummeln, Bienen, Wespen und andere Fluginsekten, anzulocken und zu betören, damit sie ihnen sehr, sehr nahe kommen, und ihnen einen Dienst erweisen, der die Beteiligten außerordentlich befriedigt.

Und wie ist es mit der Liebe?

Gerade im Frühling öffnet eine neue Liebe in uns die Schleuse für gewaltige Emotionen. Das Herz droht vor Glück zu zerspringen, das Blut pulsiert heftig und erreicht auch das feinste Astwerk unserer Lebenssaftstraßen. Mit jedem Atemzug und mit jeder Faser unseres Daseins, spüren wir das willkommene, erneut erbauende, unaufhaltsame, feurige Aufbrechen unseres Liebeslebens.

So geschah es auch bei Horst und Walter.

Horst und Walter

Ich bin ein Handtuchhalter, bei Horst im Kochbereich.

Zu Gast ist häufig Walter, mit Horst im Wesen gleich.

Ich bin für beide wichtig, vernünftig an der Wand,

in einer Küche richtig, so, wie ein Küchenschrank.

An mir hängt täglich Linnen, mal weiß und manchmal grau,

bevor die Jungs beginnen, macht sie ein Kochbuch schlau.

Sie lesen Kopf an Kopf, sie blättern in den Seiten,

der Horst holt schon den Topf, bevor sie zärtlich streiten.

Es wird nicht gleich entschieden, was es zu essen gibt,

ein Küsschen wird vermieden, man weiß, dass man sich liebt.

Der Horst ist mehr für Sahne, der Walter möchte Butter,

dann ist es schnell "Banane", es schmeckt dann wie bei Mutter.

Der Knoblauch wird gequetscht, der Lachs ganz fein geschnitten,

Salat nur leicht gefetzt, hat beim Transport gelitten.

Der Rotwein holt schon Luft und Horst und Walter schauen,

sie freuen sich am Duft und denken ans Verdauen.

Und als der Dampf sich windet, der Reis im Wasser hüpft

und Schnittlauch sie verbindet, wird schon verbal "geschlüpft".

Die Eieruhr tickt wacker, im Pudding wird gerührt,

am Kochfeld gibts Gegacker, weil Walter Horst berührt.

Beim Essen wird es heiter, es schmeckt, es wird gejodelt,

"mit uns da geht es weiter", wenn Horst auch heimlich mogelt!

Sie gehn zum Handtuchhalter, sie wischen sich die Finger,

das weiße Tuch nimmt Walter, und Horst steht da, wie immer.

Dann schlüpfen sie ins Bette und sind gut aufgelegt,

sie zupfen an der Decke, im Herzen tief bewegt.

Doch Horst bedenkt sein Alter und möchte lieber nicht,

haucht trotzdem leise "Walter", und Walter löscht das Licht.

Vergissmeinnicht, Vergissdeinnicht,

es geht uns beide an.

Bleibt diese Liebe kein "'Gedicht",

schreibt Schicksal den "Roman".

Wir verweigern jeder Mücke unsere Zuneigung, weil sie die Nehmende, Raubende, die ohne Skrupel Quälende ist. Und obwohl vielleicht niemand ihre Existenzberechtigung wirklich erkennen kann, möchte ich sie hier nicht ignorieren, und es versteht sich von selbst, dass ich auch sie treffsicher bereime. Mit Hinterlist fügt sie uns Leid zu, wenn wir im Schlaf, nichts ahnend, entspannt keine Gegenwehr zu leisten, in der Lage sind. Diese nächtlichen Überfälle spüren wir immer erst am nächsten Morgen in Form von winzigen Einstichen, die sich rasch zu Quaddeln entwickeln, verbunden mit starkem Juckreiz. Und je mehr wir uns ihm mit ausdauerndem Kratzen zuwenden, desto sicherer erreichen wir genau das Gegenteil. Da hilft dann nur, mitten in die Quaddel mit dem Daumennagel ein Kreuz zu drücken, bis es schmerzt. Danach gehört der Juckreiz gewöhnlich der Vergangenheit an, während das Kreuz, wie aufgemalt, noch lange an das Kreuz mit der Mücke erinnert.

Die Mücke

Es gibt so viele Sommertage, da sind die Mücken eine Plage.

Sie wollen, und das weiß ein jeder, Dir heimlich und recht oft ans Leder.

Sie wollen Blut, nachdem sie stechen, nicht Deine Wut und nicht Dein Rächen.

Und haben sie den roten Saft, verschwinden sie noch lange nicht,

fast jede Mücke hat's geschafft, Du siehst sie nicht bei Lampenlicht.

Erst wenn Du wieder schlafen willst, dann summt sie wild herum,

machst Du dann Licht, dann ist sie weg, dann ist die Mücke stumm.

Der allerschönste Augenblick in einer Mückennacht,

das ist der Mücke Missgeschick, wenn Du gewonnen hast.

Dann schaust Du Dir den Blutfleck an und es ist einerlei,

die schöne, weiße Zimmerwand, die streichst Du gerne neu.

Und ich schaue verträumt in den Himmel zu den tanzenden, leichtfüßigen Mückeschwärmen, die ihren Zusammenhalt mit großer Sicherheit gewahren, ihren Rhythmus kennen und nichts Böses vermuten lassen, wenn man nicht um ihre Gemeinheit wüsste und wünsche, es wären Feen, zauberhaft und in diesem Augenblick nicht imaginär. Stattdessen, aber deshalb nicht weniger romantisch, erhebt sich lautlos und tänzelnd aus dem tiefen Grün des Fliederbusches ein wunderschöner Schmetterling, steigt wippend höher und höher und ganz zielbewusst in den blaugrauen Abendhimmel. Von seiner Schönheit und Leichtigkeit hingerissen, verfolgt ihn mein Blick, wie er eins wird mit dem Firmament, bald kaum mehr zu erkennen ist und sich nach oben und weiter und weiter in der endlosen Höhe verliert, und ich weiß um seine Existenz dort oben, wo die erlösende Endlichkeit unermüdlich auf jeden von uns wartet. Hoch auf den Zehenspitzen schaffe ich es, wenn ich nicht springen möchte, um ihm noch eine Weile hinterher zu schauen, stehe dann wieder mit beiden Beinen fest auf dieser Erde.

Es flog ein junger Schmetterling zu einer Frühlingsblüte,

verwechselte das bunte Ding mit Liebe und mit Güte.

Es lag ihm fern, zu denken, sie wäre ichbezogen.

Sie würde ihn beschenken, das hat ihn angezogen.

In ihr verbarg sich "Süße", dahin ging sein Verlangen,

sie lockte, komm genieße und sei ganz unbefangen.

Der Schmetterling vertraute, nahm von der Köstlichkeit,

mit Blütenstaub versaute, er sich sein buntes Kleid.

Sie ließ ihn lang gewähren, sie brauchte ihn für sich,

"Bleib' hier, ich will dich nähren, und du befruchtest mich".

Ein Nehmen und ein Geben, ist das Geschäft der Liebe,

es lässt sich drüber reden, doch niemals gibt es Siege!


Gern

Ich male gern mit Worten, ein übertrieben Bild,

kann Emotionen horten, dann sind sie viel und wild.

Die Sätze dürfen toben, die Worte stark gesüßt,

das Unten, wird gehoben, das Innen, außen fließt.

Das Nüchterne darf schmachten, das Grobe feingehackt,

was blank zu stumpfem machte, das wird verbal gelackt!

Gern male ich mit Worten, das, was ich mir so denk',

für dumpfe Menschensorten, ist das wohl kein Geschenk.

Vergessen

Man findet solche Dinge gut und nennt mich "schöner Fingerhut".

Zu schützen, das liegt mir im Blut, und ich war damit richtig "in"

und tat dem Mittelfinger gut, von einer braven Bürgerin.

Seit Kurzem hab' ich jedoch Wut, weil Bürgerin mit mir nichts tut.

Das macht die ganze Sache schlimm, für mich, nicht für die Bürgerin.

Es würde mir viel besser geh'n, würd' Bürgerin noch fleißig näh'n

und nicht durch die Boutiquen laufen und die Klamotten fertig kaufen.

Ich will nun gar nicht lange zaudern und mal aus meinem Kästchen plaudern.

Das blaue Seidengarn, das tolle, fühlt sich nur wohl, ist's von der Rolle.

Groß wird der Kummer und der Harm, fühlt sich schon längst als Seemannsgarn.

Die vielen, spitzen Nadeln fluchen, sie woll'n ins's Heu, man soll sie suchen.

Sie stecken fest im Nadelkissen und niemand würde sie vermissen.

Schneiderkreide, Metermaß, kennen nur noch Langeweile,

hatten lange keinen Spaß, fühlen sich zu zweit alleine.

Und der Stopfpilz ist frustriert, weil ihn niemand ausprobiert.

Haben Strümpfe erst mal Löcher, wirft man sie ganz einfach fort.

Kauft sich neue, noch und nöcher, das ist wirklich Strümpfemord.

Und der lange Reißverschluss, ist verschlossen und hält still,

nimmt sein Schicksal mit Verdruss, weil niemand an ihm reißen will.

Und wenn es hier so weitergeht, und niemand mit uns Kleider näht,

ruft der Knopf, den niemand drückt, weil es sich zur Zeit nicht schickt,

versucht er, das Problem zu lösen, gibt es Haken und auch Ösen.

Moral im Kästchen, die ist hin, der Stopfpilz, der vergisst Benimm!

Für Metermaß und Schneiderkreide, wird Seidengarn zur Augenweide.

Der Reißverschluss wirkt ungehemmt, sieht trotzdem aus, als wenn er klemmt.

Die Nadeln in dem Nadelkissen, die denken nach und sind ganz still,

sie möchten gar zu gerne wissen, wer wohl so nutzlos leben will.

Und plötzlich ruft das Nähzeug wirr: "Ach, wären wir doch Kochgeschirr,

nichts wert zu sein, das führt zum Tode - und Kochen kommt nie aus der Mode!

Und im Kästchen wird es bang - vergessen wird es jahrelang.

Das Quaken

Hört Euch das an - die Kröte!

Die quakt nicht, sie spielt Flöte!

Man fragt nicht, spielt sie fein?

Man sucht nach einem Haken

und reagiert gemein,

es geht allein ums "Quaken"!

Das Böse

Der Hochmut, der verhöhnt den Neid, der groß tut, aus Gehässigkeit.

Und der kennt auch die Arrogant, und die ist mit dem Frust verwandt.

Und Frust, liiert mit Hinterlist, weiß ganz genau, wer Falschheit ist.

Denn die kennt auch den Drückeberg, hat auch auf Hass ihr Augenmerk.

Und Lustlos ist schon gar kein Held, und Geizhals redet nur von Geld.

Die Bosheit ärgert Treulos gern, und Taktlos macht für Heuchler Lärm.

Der Nichtsnutz, kennt den Tunichtgut, auf den hat der Schmarotzer Wut.

Die Lüge schwärmt von der Gewalt, der Streit hat schon die Faust geballt.

Und Rücksichtslos und Ungeniert, wird von Gemeinheit protegiert.

Die Widerlich und die Intrige, gehören auch zu dieser Riege.

Das Gute

Die Liebe ist die größte Stärke, der Großmut ist für alle gut.

Das Mitgefühl tut gute Werke, die Liebenswürdigkeit macht Mut.

Die Güte liebt auch die Geduld, die Sanftmut auch die Treue,

Verständnis sucht nicht nach der Schuld, die Zuversicht, das Neue.

Die Freundschaft und die Ehrlichkeit, die geben uns den sich'ren Halt,

wo Trost und Nächstenliebe weilt, wird eine bess're Welt gemalt,

die uns die große Hoffnung gibt, dass jeder Mensch das Gute liebt.

Lobet die Herren, die herrlichen Wesen auf Erden

Die Männer sind so wichtig und für uns Frauen richtig.

Sie bauen, basteln, planen, sie setzen ihre Fahnen.

Sie kämpfen sich durch's Leben, sie müssen alles geben.

Sie brauchen Anerkennung und viele auch Ernennung,

zum Boss und auch zum Leiter und auch zum Vorarbeiter.

Sie werden Arzt, Pastoren, verschieben die Castoren,

erfinden tolle Sachen und bringen uns zum Lachen.

Und manche komponieren, erforschen eifrig Vieren.

Sie experimentieren und manche operieren

und reisen um die Welt und machen richtig Geld.

Das in die Lüfte Steigen, mit großen Fliegern zeigen,

sie uns auf einem Fest, wenn's nicht klappt, auch den Rest.

Sie schlachten Schwein und Rinder und machen Frauen Kinder.

Sie bauen die Maschinen, die Frauen dann bedienen.

Sie brauchen immer Siege und machen deshalb Kriege.

Und lassen sich erschießen und dann per Feldpost grüßen.

Sie sind die großen Kenner und auf der Welt die Renner.

Wär'n Männer nicht vorhanden, die Frauen würden stranden.

Sie wären leer im Herzen und hätten nicht mal Kerzen.

Sie könnten gar nicht wählen und wohnten noch in Höhlen.

Und einsam wär' ihr Leben, würd's keine Männer geben.

Das hier ist keine Falle, wir lieben sie doch alle,

wer das nicht glauben will, der schweige lieber still.

Die Malve

Malvenblüte schaut mich an, lebt schon lang in meinem Garten,

fragt sich wohl, was ich noch kann, außer jäten oder harken.

Malve denkt, die arme Frau, ist sie erst einmal verblüht,

dann ist das Interesse lau, wie es ihr wohl dabei geht?

Malvenblüte nickt zufrieden, weiß, im nächsten Frühling dann,

ihr wird etwas ausgetrieben, was an ihr erblühen kann.

Ach, die arme Menschenfrau, Jahre werden an ihr zehren,

Falten kriegt sie und wird grau, niemand wird sie noch begehren.

Niemand wird sie ewig lieben, niemand nimmt sie dann noch wahr,

ihr wird alles ausgetrieben, Jahr um Jahr und Jahr um Jahr.

Besser so

Der grandiose Ziegenbock, ist ohne seine Leine!

Er möchte wieder an den Pflock,

dann sind die Kreise seine!

Zeitenwechsel

Ein Mensch hat eine Zeit verlassen, es war sein fester Wille.

Verweigerte, sich anzupassen, vermisste Sinn und Stille.

Ein Mensch hat eine Zeit verlassen, in der die Sehnsucht starb,

er wollt' in ihr mit Worten prassen, wo Stumpfsinn sie verdarb.

Ein Mensch hat eine Zeit verlassen, in der Visionen fallen,

in der sich falsche Schultern straffen und Zungen nur noch lallen.

Ein Mensch schuf eine and're Welt, für sich allein die beste!

Wo niemand ihm den Weg verstellt, streift ab, die schweren Reste.

Wie viel

Wie viel kleine Widrigkeiten sind in einem Augenblick.

Würde man die Zahl verbreiten, wär's ein großes Mißgeschick.

Wie viel kleine Schicksalsschläge, machen man'ch' Spaziergang aus,

geh'n durch's Gras der Menschen Wege, löschen sie manch' Leben aus.

Gänseblümchen werden leiden, ist das Gras schon wieder lang,

Pflichtbewusste dann entscheiden, Blümchenherzen werden bang.

Denn der Tod kommt nah und näher, Henkersmahlzeit gibt es nicht,

grob und laut sind Rasenmäher, Schlachtfeld liegt im Abendlicht.

Ein Schmetterling im Schnee

Ein Schmetterling im Schnee, vom Winter überfallen,

die Flügel liegen weh, auf harten Eiskristallen.

So täuscht man sich im Leben, der Schnee ist Blütenschaum,

der Wind nahm ihn soeben, von dem Magnolienbaum.

Verfehlt

Es spricht ein Schwein zu einem Rind, dass auch die Menschen Schweine sind.

Das Rind käut langsam wieder und spricht: "Ja, hin und wieder!"

"Nein", sagt das Schwein: "Viel schlimmer, sie schlachten Schweine - immer!

Und das ist sehr gemein, das sage ich als Schwein!"

Das Rind, das hat verstanden und spricht von Schweinebanden!

Das Schwein hört sehr gut zu, spricht dann von dummer Kuh.

Dann gibt es noch Gekicher, Schwein spricht vom Rind als Viecher.

Für's Rind sind Schweine dreckig, das Schwein mault: "Ihr seid scheckig,

als Horde seid ihr Biester, das habe ich gehört!"

Und dann - ein Redeschwall:

"Es stinkt im Schweinestall, das weiß ich ganz genau, und es gibt Schweinepriester und auch die Rampensau", ruft dann das Rind empört!

Und Rind und Schwein sind jetzt ganz Ohr, der Mensch als Schwein vergessen,

er kommt mit keinem Wort mehr vor, sie streiten, wie besessen!

Es grunzt das Schwein das Rind jetzt an: "Du leidest unter Rinterwahn!"

Das Schwein moniert des Schweins Benehmen: "Ich kann dich auf die Hörner nehmen,

und halte du dich nicht für schlau, man spricht von dir von fauler Sau,

und du bekommst die Schweinepest und füllst mit Ferkerln dir dein Nest,

und dann vergiss es bitte nie, dein Name ist auch Borstenvieh!"

Das Schwein beginnt, das Rind zu hassen und möchte gleich die Sau rauslassen.

Doch es ist klug und hat gelacht, so laut, dass ihm die Schwarte kracht!

Dann suhlt es sich im Schweinedreck und pflegt so seinen Schweinespeck.

Es schreitet stolz in seine Box, dreht sich noch um, keift: "Hörnerochs!"

Da ist das Rind fast durchgedreht, weil das auf keine Kuhhaut geht!

Das Schwein beginnt, recht laut zu schnaufen, gereizt schreit es dann ersthaft "Stopp!"

Das Rind erwähnt voll Hohn "Sauhaufen" und zynisch noch den "Schweinsgalopp".

Dann sind die Kreaturen stumm, nachdem sie sich bewusst gequält,

sie nehmen es sich ehrlich krumm, das Thema haben sie verfehlt!

Glück und Segen

Es gibt häufig viele Frauen, in so manchem Männerleben,

weil die Männer, diese Schlauen, keine in den Himmel heben.

Für sie zählt der Augenblick, und das nennen sie dann Glück.

Häufig gibt es ein paar Männer, in so einem Frauenleben,

Frauen setzen auf die "Renner", wenn sie an der Zukunft weben,

knüpfen fleißig an dem Strick, und das nennen sie dann Glück.

Und dann hört man Frauen klagen, weil es nichts zu lachen gibt.

Und auch Männer, die sich fragen, wie man was beiseite schiebt.

Unmut gibt es jeden Tag, ständig dieses "Anverlieben",

bis man einfach nicht mehr mag, wo ist diese Sucht geblieben?

Endlich möchte man sich binden, Ihn und Sie für's Leben haben.

Die sind schwerlich dann zu finden, weil die meisten "Sowas" haben.

Doch das ist kein Mischgeschick und auf Dauer oft ein Segen,

manchmal auch das wahre Glück, wovon Mann und Frau gern reden.

Wann wird damit aufgehört, dass man sich die Treue "schwört?"

Denn im Zustand auf den Linnen, sind doch alle wie von Sinnen!

Besser ist's den Mund zu halten und zu küssen jede Nacht,

wenn die Liebeskräfte walten und die Sehnsucht trunken macht.

Erst nach einer ganzen Zeit, erst nach einer ganzen Weile,

ist ein jeder gern bereit, ohne Stress und ohne Eile!

Dann schenkt Liebe das Gefühl, sich treu zu sein - ein schönes Ziel!



Täuschung

Wenn etwas "paradiesisch" ist, wie kann man sicher sein,

dass es nicht eine Täuschung ist und wie müsste es sein?

Wir wissen's nicht, da sind wir dumm und können niemand fragen,

woll'n trotzdem ins Elysium, nach uns'ren letzten Tagen.

Wir würden uns dort gut benehmen und uns die Lust auf Obst verkneifen,

uns nicht für pure Nacktheit schämen und auf den prallen Apfel pfeifen.

Es gäbe keine Marmelade und niemals eine Weihnachtsgans,

und Ostern nicht, ach, wär' das schade, kein Karneval mit Mummenschanz.

Und hier kommt gleich die letzte Zeile, wir hätten alle Langeweile!

Denn Arbeit wäre nicht vorhanden, weil wir auch keine Gelder brauchten,

es gäbe keine Räuberbanden und keine Nonnen und Durchlauchten.

So ist's im Paradies denn eben, vergeblich sucht man dort "Das Leben".

Genießen wir es hier auf Erden, im Paradies sind alle tot

und werden nie mehr anders werden und waren ganz umsonst devot!

Man kann auch mit den Augen rollen und etwas and'res glauben wollen.

Wer wäre ich

Wer wäre ich in Deinen Händen, mit Deiner Liebe, Deinem Sein?

Wie würde sich mein Leben wenden, wie würde ich mit Dir wohl sein?

In Deiner Seele will ich baden und Deine Haut auf meiner spür'n,

und Dich mit meinen Küssen haben und möchte mich in Dir verlier'n.

Mit meiner Sehnsucht Dich befrei'n, aus ungelebten Tiefen heben

und Küsse aneinander reih'n und eng verflechten uns're Leben.

Verlässt Du vor mir diese Erde, nichts bleibt mir hier dann noch zu tun.

Solange ich noch leben werde, wird schon mein Herz bei Deinem ruh'n.

Die Krise

Zuckertopf in einer Küche, war nicht glücklich - die Gerüche!

Sollten aber gar nicht stören, weil sie ja da hingehören.

Zuckertopf, der dachte "Nein", das kann doch nicht alles sein!

Und in einer hellen Nacht, hat er sich davongemacht.

Leben will er jetzt sein Leben, niemand soll mehr in ihm rühren,

niemand seinen Deckel heben, er will tanzen und verführen.

Will von seiner "Süße" schwärmen, will ganz viel und immer mehr,

Töpfchenherzen für sich wärmen - bis er spürt, in ihm wird's leer.

So will ihn kein Töpfchen haben, ungesüßt ist das kein Leben!

Werden sich woanders laben - und wer wird ihm Zucker geben?

Armer, leerer Zuckertopf - Krise ist ein alter Zopf!

Die falsche Entscheidung

Du glaubst, Du hast das Glück bekommen, dabei hast Du es Dir genommen.

Denn Liebe ohne Wirklichkeit, das ist die schwächste Zärtlichkeit.

Denn wenn Du liebst, dann lässt Du geh'n, lässt Deinen Wunsch im Schatten steh'n.

Im Sonnenschein den and'ren wohnen, es wird sich für Dich viel mehr lohnen,

als ungeliebt ein Leben lang, zu ziehen an dem falschen Strang.

Der falsche Strang, der wird sich rächen und eines Tages Wahrheit sprechen.

Denn die Gefühle und Gedanken, die sind so stark, wie Efeuranken,

sind manchmal laut und manchmal leise und drehen sich um Dich im Kreise.

Und eines Tages heißt es nur: "Du warst die zweite Garnitur!"

Am Ende schaust Du dann zurück, auf ein zerstörtes Lebensglück.

Liebe und Leid

Liebesnicken, rote Rosen, Liebeslippen, wollen kosen.

Nie mehr nachts alleine hocken, es wird Zeit für Hochzeitsglocken.

Polterabend mit viel Scherben, man würd' füreinander sterben!

Schnell entschlossen, mit dem Stift, gibt man seine Unterschrift.

Dann mit Gold die Finger schmücken, viele fremde Menschen drücken.

Glücklich in die Zukunft schauen und ein Reihenhäuschen bauen.

Dann Verzicht auf manche Pillen und die Kinderbettchen füllen.

Und den Garten noch bestücken, Bäume pflanzen in die Lücken.

Dabei viel zu oft gestritten, anfangs hat man noch gelitten,

gab sich Mühe, das zu kitten.

Doch, ganz langsam mit der Zeit, wurd' aus Streitchen großer Streit.

Kein Versöhnen, kein Vergeben, nur noch höhnen, Zunder geben!

Ruhig bleiben und nicht wippen, kess die Ehepflichten kippen.

Nie mehr Rosen, nicht mal Wicken, Magendrücken, krummer Rücken.

Trauernd auf Vergang'nes blicken und Erwähnung eines Dritten,

um beleidigt rumzuzicken.

Lauthals brüllen, zornig blicken, kraftvoll alle Fotos knicken.

Schon am Tag mit schmalen Lippen, voller Trotz an Schnäpsen nippen.

Kleine Kinder in die Krippen, überall um Arbeit bitten.

Kein Gramm Fett mehr auf den Rippen - endlich dann genug gelitten.

Vorwärts geht's mit Riesenschritten.

Doch - man hofft auf alte Sitten - wann kommt nur ein Prinz geritten,

mit dem man es wieder wagt, bis das Unglück wieder nagt.


Das große Tosen

Nebel hängt wie ein Gespenst im milchiggrünen Schilf.

Es trübet und verschleiert die Sicht auf einen Knilch.

Es raschelt in das Schweigen, Bewegung kommt ins Spiel.

Doch nach und nach da zeiget, sich immer noch nicht viel.

Dann - Tosen in den Gründen, biegt jetzt und schlägt das Schilf,

das rührt her von den Sünden, von Knilchin und vom Knilch.

Wissensdurst

Ein Engel schwebt in einen Baum, zum Horst von einer Krähe.

Er flog ganz nah, um reinzuschau'n, er suchte Krähennähe.

Im Himmel hat man ihm erzählt, dass es auch Raben gibt

und hat ihn dazu auserwählt: "Finde den Unterschied!"

Die Krähe, die tat sehr vergnügt, als sie den Engel sah,

hat sich ganz dicht an ihn geschmiegt, auch, weil ihr danach war.

Als dann der Engel wissen wollte, wie denn die Raben sind,

sah er, dass sie die Augen rollte und hörte: "Liebes Kind!

Die Raben?

Wir sind eine Gruppe.

Die sind nicht so viel besser

und sind genau so schwarz wie wir,

auch klug und Allesfresser.

Man sagt, und das ist wohl wahrscheinlich, sie waren den Germanen heilig.

Für zwei ging der Erfolg noch weiter, sie waren Odins Wegbegleiter.

Odin, das ist der Göttervater, und nun bin ich mal dein Berater.

Lass bloß die ganze Fragerei, um Wissensdurst zu stillen,

ein Auge opferte Odin, um der Erkenntnis willen.

Ich bin die schönste Krähe hier, und das hier, das ist mein Revier.

Du bist mein Gast, mein Nest ist offen, so kann ich wohl Respekt erhoffen.

Auf deine Liebe will ich zählen, du wirst doch keine Rabin wählen?

Wenn das geschieht, werf ich dich raus und - Raben hacken Augen aus!

Dann bist du blind und kannst nicht sehen, wo Wege in den Himmel gehen.

Die Drohung macht den Engel stumm, er findet diese Krähe dumm.

Er schwingt sich hoch hinauf und flattert, die Krähe sieht ihm nach - verdattert!

Egal, ob Rabe oder Krähe, er sehnt sich jetzt nach Engelsnähe,

sehnt sich nach weißen Wolkenkissen und ehrlich, reinen Sternenküssen.

Sehnt sich nach himmelblauer Ferne und hat die Krähe nicht mehr gerne.

Warum soll er das Glück nicht haben und trifft im Himmel einen Raben,

der auf dem Weg zum Flügelkind, gern wissen will, wie Engel sind.

Und hätte er ihn dann entdeckt, im schwarzen Himmelshoch versteckt,

begänne bald die Fragerei, nach "Rabenengelsallerlei!".

Der Engel singt, der Rabe krächzt, der ganze Sternenhaufen ächzt.

Ins Dunkel bringen sie kein Licht, die beiden, die versteh'n sich nicht.

Das macht sie wirklich sehr betroffen, im Himmel bleiben Fragen offen!


Tatsache

Dass Leidenschaft Backzauber schafft, beschwört die alte Dame.

Es geht um ihre Patenschaft für Torten mit viel Sahne.

Im Garten

Im Garten ist Lavendelfest, der Tag versprüht sein Feuer!

Wenn niemand auf sich warten lässt, dann wird das Fest zur Feier.

Im Garten ist Lavendelfest, die Sommerlaune steigt,

die Hummeln holen sich den Rest, sind schwer, manch' Stengel neigt,

sich tief und schaukelt hin und her, die Blüten machen mit

und locken auch die Bienen an, sie kommen meist zu dritt.

Der abgeblühte Fingerhut, der "samt" schon eine Weile,

er braucht jetzt Ruhe, absolut, für sich und seine Keime.

An and'ren Blüten geht's hoch her, die Stimmung ist famos!

Da gibt es nun kein Halten mehr, da ist der Teufel los!

Da wird getaumelt, laut gesummt und niemand schaut sich um,

der Nektar gilt als echter Fund, Lavendel duftet stumm.

Doch er ist manchen nicht gewogen und dennoch will er werben,

die Motten machen einen Bogen, aus Angst, sie könnten sterben.

Im Garten ist Lavendelfest, die Malve blüht wie wild,

hat auch mit "schwarz" Akzent gesetzt, sorgt für ein hübsches Bild.

Und blau ist schon der Rittersporn, ganz ohne Alkohol,

die Honigbiene kommt von vorn und sorgt für Ritters Wohl.

Die Bienen raffen voller Gier, die Päckchen schwellen an,

sie denken "Ich" und gar nicht "Wir", man nimmt, so viel man kann.

Die Rose haucht: "Ich bin noch wach, doch dufte ich heut' nicht",

krallt sich an das Verandadach, ist auf Kontakt erpicht!

Lavendel kommt zum Höhepunkt, zeigt selten solche Regung,

die Bienen bringen ihn in Schwung, in ihn kommt jetzt Bewegung!

Dann nimmt das Tempo plötzlich ab, der Wind schickt leichte Brise,

der Blütenstaub wird langsam knapp, man fliegt zur Blumenwiese.

Im Garten ist Lavendelfest, die Nacht kommt spät dort an,

der Vollmond macht die Ernte fest, jetzt sind die Lilien dran.

Aus allen dunk'len Blättertiefen, schwärmt nun das Nachtgesinde,

auch die, die schon auf Hochtour'n liefen, verlassen nun die Linde.

Im Garten war Lavendelfest, damit ist es jetzt aus,

es gab noch Streit, man war entsetzt, mit einer Fledermaus!

Sie schnappte sich die Falterschar, als Fraß für ihre Brut,

obwohl sie nicht geladen war, "die" Party fand sie gut!

Schlamassel

Ich bin ein kleines Krabbeltier - und sehr erbost,

man schlägt nach mir!

Und die das tun, sind auf zwei Beinen - auch ärgerlich,

so will mir scheinen.

Schuld daran, eventuell, ist unser beider Naturell.

Denn wäre jeder eine Assel, dann hätten wir nicht den Schlamassel!

Helle Nacht

Wenn über's Moor der Vollmond zieht, wo längst nicht mehr das Wollgras blüht,

taucht er mit seinem hellen Schein, die Nacht in feines Silber ein.

Und dieses Silber, hell und viel, beschert dem Moor ein Schattenspiel.

In bleiches Licht die Binsen hüllt, das aufrecht, dunkle Ufer füllt.

Und die geheimnisvollen Tiefen, die bis jetzt im Dunkeln schliefen,

zeigen nun für kurze Zeit, verborgene Verborgenheit.

Wenn längst nicht mehr das Wollgras blüht und über's Moor der Vollmond zieht.

Vorsorge

Die wohlgeformte Kaltmamsell, die schwört auf "salzarm essen".

So beugt sie einer Rüge vor, sie habe Salz vergessen.


Die Handcreme und der Fußbalsam

Die Handcreme und der Fußbalsam, die standen beieinander.

Sie staunten, wie es dazu kam und sprachen miteinander.

Die Handcreme, die war typisch Frau, ergriff sogleich das Wort,

und sie erzählte haargenau und viel in einem Fort:

"Die Autofahrt zu diesem Haus, die machte mich ganz krank.

Sie suchten mich im Kaufhaus aus, es gab deswegen Zank.

Der Mann war wirklich nett und willig, er flüsterte und küsste,

die Frau fand mich als Creme zu billig und schalt, dass er das wüsste.

Dann wurden ihre Stimmen kräftig, ich wurde angefasst,

der Streit, der wurde wild und heftig, das hat mir angst gemacht.

Man warf mich in den Sack aus Stoff, nachdem für mich bezahlt,

die Frau war weiterhin sehr schroff, der Mann, der hat gestrahlt.

Er sagte, Geld verdient sich schwer, das müsste sie doch wissen,

er lief ihr winselnd hinterher und wollte wieder küssen.

Im Auto sprach der Mann von mir und was ich alles kann,

und das erzähle ich jetzt hier und du hörst dir das an!

Ich pflege spürbar trock'ne Haut, sie wird schön glatt und weich,

ich war nervös und fragte laut, ob ich das Ziel erreich!

Zunächst war ich nicht sehr entzückt, dass man mich einfach nimmt

und mir fest auf die Tube drückt, weil die Beschreibung stimmt.

Doch schnell, ich brech' nichts über's Knie, fand ich es angenehm,

denn ich bekam viel Sympathie, fühlt' mich als Supercreme.

Die Frau ließ mich in dies Regal, ganz vorn im Badezimmer,

denn wo man steht, ist nicht egal, das wusste ich schon immer.

Und?

Frußbalsam, was ist mit dir, was hast denn du für Sorgen!

Das Wichtigste besprachen wir, von dir, erzählst du morgen.

Der Fußbalsam nahm's mit Verdruss, er wunderte sich nicht,

stand stumm auf seinem Schraubverschluss im Badezimmelicht.

Und seine Tube, die war leer, er hatte ausgedient,

für ihn gab es kein morgen mehr, er hat nur noch gemiemt.


Gewiss

Gewiss bin ich aus Sternenstaub und nicht aus einer Rippe.

Sonst stünde das für Knochenraub, gesetzlich auf der Kippe.

Viel lieber ist mir Sternenstaub und nicht ein Männerknochen,

denn Rippen nimmt man mit Verlaub, zum Braten und zum Kochen.

Denn wäre ich aus einer Rippe, nichts wäre an mir weich,

woraus mein Mund mit voller Lippe und der Privatbereich?

Ich weiß, ich bin aus Sternenstaub, denn gülden ist mein Haar

und meine Haut wie frisches Laub, die Augen sternenklar.

Es war doch eine Sternenstunde, als ich vom Himmel fiel,

bejubelt wurde diese Kunde, zu funkeln, war mein Ziel.

Gewiss bin ich aus Sternenstaub, aus Gold- und Silberglanz,

das ist es, woran ich fest glaub', ganz ohne Toleranz!

Und jedes männliche Pendant, das wäre gar nicht arm,

mit einer Rippe mehr im Schrank, genau so Frauenschwarm.

Darum bin ich aus Sternenstaub, und Du hast mich gefunden,

auch ohne einen Knochenraub, bin ich mit Dir verbunden.

Winterstille

Wenn die dunk'len Seen gefrieren, Eisblumen alle Fenster zieren,

das Sonnenrot den Morgen füllt und Raureif jeden Halm umhüllt,

dann liegen bis in weite Ferne, viel leuchtend kleine Glitzersterne.

Und diesen Zauber - wunderbar, nimmst Du mit allen Sinnen wahr.

Und ewig wird er Dir gefallen, der Winter mit den Eiskristallen.

Unbewusst

Ich habe ihn gesehen, den hellen Glitzerstern!

Ich wollte zu ihm gehen, doch er war fern - so fern!

Vielleicht will ich nur sehen, das, was ich nie erreich'

und bleibe deshalb stehen, darum bleibt alles gleich.

Unmut

Gedrechselt Beim vom Sofatisch, beklagte sich beim Kissen:

"Warum tritt man nur immer mich, das möchte ich gern wissen!"

Das Kissen lag dick aufgebauscht, in seiner Sofaecke,

es hätte gern mit Bein getauscht, auch mit der Sofadecke.

"Was ich ertrag', ist eine Qual, du Bein, du hast es gut,

mir plumpst man ständig auf's Oval, das schürt stets meine Wut,

denn stell' dir vor, wie es mir geht, so hinter Menschenrücken,

ich werde selten weggelegt, es schmerzt, wenn sie mich drücken".

Die Sofadecke, wollig, weich, die hatte jetzt gut reden,

das Sofa war ihr Himmelreich, Garant für feines Leben.

Man hegte sie, man pflegte sie und faltete sie Eck auf Ecke,

oft lag sie über Bauch und Knie, war die geliebte Kuscheldecke.

Das Sofa hatte nichts gestört, ist ganz zufrieden stets gewesen,

hatte dem Klagen zugehört, begann jetzt doch zu überlegen,

nicht, ob es wirklich richtig ist, kein Feuer zu entfachen,

nein, ob es vielleicht wichtig ist, beim Meckern mitzumachen.

Was bisher selbstverständlich war, das wurde sogleich schlecht.

Dem Sofa wurde plötzlich klar, hier war was ungerecht!

Und dann begriff es doch mit Schrecken und das war bisher niemals so,

in seiner Mitte und den Ecken, erhitzt und quetscht es mancher Po!

Jetzt wär' es gern gedrechselt Bein, denkt nicht an Kissens Klage mehr,

auch würde es gern Decke sein, nimmt jetzt sein Dasein richtig schwer,

wird von dem Ärger aufgefressen, fühlt sich im wahrsten Sinn "besessen!"

Die Taube

In einer Gartenlaube, am Rande einer Stadt,

da wohnt jetzt eine Taube, die man vertrieben hat.

Sie wollte besser leben, als ihre Artgenossen,

nach Nahrungsreichtum streben, bis Menschen auf sie schossen.

Sie pickte gerne Krumen, vor einem Bäckerladen

und Samen schöner Blumen und flog durch Parkanlagen.

Bald schwärmte für die Taube, ein hübscher Täuberich,

er sprach von einer Laube, das interessierte nicht!

So bauten sie ein Nestchen unter dem Rathausdach

und kleckerten "Geschäftchen", das schaffte Ungemach!

Der Täuberich, der gurrte, die Taube legt ein Ei,

und damit sie nicht murrte, fiel der Entschluss für zwei.

Nach einer kurzen Zeit, da kleckerten dann vier,

das ging der Stadt zu weit, der "Dreck" war keine Zier.

Und man beschloss den Tod, der schönen Turteltauben,

im hellen Morgenrot, da sollten sie dran glauben,

sie waren nicht willkommen, am Rathaus unter'm Dach,

man wollt' ihr Leben rauben und stellte ihnen nach.

Der Täuberich ward übermannt, auch eine Büchse knallte,

er flog - und ist nicht weggerannt, sein Blut den Weg bemalte.

Die Taubenwitwe weinend schwört, die Kinder war'n im Hort,

hätte ich doch auf ihn gehört und flog dann eilig fort.

In einer Gartenlaube, am Rande einer Stadt,

da wohnt jetzt eine Taube, die man vertrieben hat.

Und diese arme Taube, die zog dort nie mehr weg,

und fest war nun ihr Glaube, manch' ein Geschäft ist "Dreck!"

Der Effekt

Ein Huhn hat sich den Fuß verstaucht, beim Rennen zu der Wiese.

Es hatte dringend Klee gebraucht und wählte dafür diese!

Als es sich humpelnd kaum bewegte und ihm der Klee nicht schmecken wollte,

es sich vor Schmerzen niederlegte, nur noch dem Fuß Beachtung zollte,

erschien gemächlich, Schritt für Schritt, die braune Kuh!

Sie brachte großen Hunger mit, fragte verwundert "DU?"

Sie fraß und fraß, den Klee, das Gras, bewegte viel das Maul

und harnte noch die Wiese naß, ward nach dem Fressen faul.

Sie legte sich ganz nah zum Huhn, das jammerte noch tüchtig,

der Fußschmerz ließ noch lang nicht nach, "verstaucht" dafür berüchtigt.

Als sie so lagen, dicht an dicht, sechs ausgestreckte Glieder,

sagte das Huhn: "Du langweilst mich, Du käust nur immer wieder!"

Die faule Kuh, die spürte nun, die schlechte Laune von dem Huhn

und dessen großes Ungemach und sagte: "Denke doch mal nach!

Du hast Dir doch den Fuß verstaucht, hast Du das schon vergessen?

Hast uns damit den Tag versaut, anstatt mit mir zu fressen!

Denn würdest Du nicht hungrig sein und solchen Unsinn reden,

wir hätten trotzdem nichts gemein, Du kannst nur Eier legen!"

Das Huhn, das war jetzt angezickt, es schwoll ihm schon der Kamm,

hat aus Verlegenheit gepickt und reagierte dann:

"Ich war viel eher hier als Du, und wer, wer legte sich dazu?

Ich hab' um nichts gebeten. Du kommst hierher und wirst dann frech,

wer wollte denn dies' Techtelmech, war ich es oder Du?"

Die satte Kuh, antwortet träge, das Huhn ward ihr zuwider:

"Wir gehen jetzt getrennte Wege, mich langweilt Dein Gefieder!"

Beleidigt stand das Huhn dann auf, es konnte nicht gut gehen,

so humpelte es dann nachhaus, ohne sich umzusehen.

Die Kuh, die war nun ganz entspannt und dachte an das Federvieh,

sie hatte vorher keins gekannt, begriff erstaunt "Antipathie!"

Hast Du?

Hast Du geseh'n, im Apfelbaum?

Hoch oben aus den Zweigen,

hat er ein kleines Herz geformt

und wagt, es Dir zu zeigen.

Und wenn der Wind sich leise regt,

siehst Du, dass sich das kleine Herz bewegt.

Die Aufmerksamkeit und auch die Neugier, die kleinen, zauberhaften und bemerkenswerten Dinge, die uns täglich umgeben und uns begegnen, zu bemerken, zu suchen und zu entdecken, das ist das einzigartige, ganz besondere Glück, das wir in jeder Minute unseres Daseins erleben können. Es unterscheidet sich von den vielen anderen Glücksmomenten dadurch, dass wir nur uns selbst und niemand anderen dafür brauchen. Denn wir haben die Freiheit, das, was wir wahrnehmen und in uns aufnehmen und für dieses ganz besondere Glück nutzen wollen, selbst zu bestimmen.

Du bist

Du bist so still, so anders leise,

nimm mich doch mit, in Deine Welt.

Mein Weg zu Dir, ist eine Reise,

ich habe jeden Schritt gezählt.

Und ich verlor mich in den Träumen

und meiner Sehnsucht - ungelebt

und fürchte mich, es zu versäumen,

wenn Dein Herz auch für meines schlägt.

Dann nimm mich fort, ich will nicht viel,

nur einen Ort, allein mit Dir,

mit Dir zu sein, mein himmlisch' Ziel,

vielleicht für immer dann ein "Wir".

 

 

Schattenseiten

Es gibt da ein paar Schattenseiten, die ich an mir so gar nicht mag.

Ich will mich dann mal richtig streiten, auch wenn ich das nicht gut vertrag.

Ich möchte dann so richtig lügen und möchte schubsen und auch treten

und würde gerne mal betrügen und brechen, hätte jemand Gräten.

Wie gerne würde ich mal schreien, wenn alle and'ren leise sind,

und das, was ich hab' nicht verleihen und mich dann freuen, wie ein Kind.

Was will denn diese Lust mich lehren, warum ist es unendlich schwer,

damit ganz einfach aufzuhören, ich spüre keine Gegenwehr.

Vielleicht wäre ich Lächeln gut, von einem Menschen meiner Zeit,

der dieser Bosheit Gutes tut, und mich dadurch von ihr befreit.

Doch dieser Wunsch und das Begehren, es wird sich wohl nicht finden lassen,

ich werde mich danach verzehren und diese Seiten weiter hassen.

Nur

Ein Hauch nur von Glück, einem Wunder gleich,

brachte ein Stück aus des Traumes Reich.

Legte sich wie ein Zauberband,

um Herz, um Seele und den Verstand.

Band Blumen, nahm Schwalben vom Himmelszelt

und schob sie bedeutsam in meine Welt.

Bedeutsam, ein sehr bedeutsames Wort,

und bedeutsam ist auch, ist das Glück wieder fort,

ist verschwunden wieder in Traumes Reich,

sich nicht zu verlieren, einem Wunder dann gleich.

Das bist Du doch

Dieser Tag - er hat geschwiegen,

dafür war die Nacht sehr laut.

Traum ließ sich nicht mehr verbiegen,

hat sich in Dir aufgebaut.

Hielt Dich zaudernd erst gefangen,

drückte sanft Dich in die Ecken,

es ist Dir nicht gutgegangen,

Wahrheit ließ sich nicht verstecken.

Das, was glänzte, wurde trübe,

die Beständigkeit zerran,

und Du warst des Träumens müde,

als der nächste Tag begann.

Leben lässt sich gut verbiegen,

tapfer ist's im Dämmerlicht,

Lebenslügen sind geblieben,

scheuen stets des Tages Licht.

Träume Mensch, ach, träume noch,

schau getrost im Schlafe hin,

was Du träumst, das bist Du doch,

und jeder Tag ist Dein Beginn.

Zeit

Wo ich gehe, wo ich stehe,

gibt es so viel zu entdecken,

gibt es Ach mit Schmerz und Wehe

und unendlich weiße Flecken.

Doch auch Glück und Seelenfrieden,

spürbar Trost und Menschlichkeit,

Liebe ist uns auch beschieden

und auf Erden - eine ZEIT!

Sie vergeht und nimmt uns mit,

geht mit uns von Jahr zu Jahr,

sie bestimmt, wir halten Schritt,

so, wie es schon immer war.

Sie ist schwer, oft laut, mal leise,

und sie hat auch einen Geist,

es gibt mit ihr eine Reise,

die in eine Richtung weist.

Und die Zeit heilt alle Wunden,

manche sagen, Zeit ist Geld,

häufig ist sie schnell verschwunden,

man hat alle Zeit der Welt.

Und wenn etwas zeitlos ist

oder Zeit wird totgeschlagen,

etwas mit der Zeit vermisst,

Zeit auch, um etwas zu sagen,

haben manche keine Zeit,

haben Mangel stets daran,

sind zur Zeit auch nicht bereit,

brauchen für die Zeit den Plan.

Und sie sagen unverhohlen,

weil für sie die Zeit so drängt:

"Du hast mir die Zeit gestohlen,

dadurch hab' ich Zeit verschenkt".

Wenn man davon wenig hat,

wie soll man sie dann verbringen,

mit der Zeit kommt auch der Rat,

lass Dir Zeit, dann wird's gelingen.

Zeit soll man sich häufig nehmen,

oft wird es auch Zeit, zu geh'n.

Sich nach alten Zeiten sehnen,

manchmal bleibt die Zeit dann steh'n.

Und die Zeit wird oft verschwendet,

wird verpasst, dann schmerzt es sehr,

weil mit ihr auch alles endet,

Zeit braucht danach niemand mehr.

Darum diese Zeit genießen,

die uns auf der Erde bleibt,

Zeit kann Leben nicht verdrießen,

weil uns die Zeit die Zeit vertreibt.

Weihnachtsglück

Wenn Frühling, Sommer, längst nicht mehr,

wenn Felder und die Bäume leer,

und wenn der Sturm das Meer bewegt

und es dann ruht, wenn er sich legt,

wenn jede Nacht, mehr als gekonnt,

das müde Licht erlösen kommt,

holt sich der Winter seinen Ruhm,

wenn Frost und Schnee das Ihre tun.

Sie zaubern paradiesischgleich,

ein kaltes, weißes Glitzerreich.

Und dann - dann gibt es kein Zurück,

es winkt uns schon das Weihnachtsglück.

Wer sich auf dieses Glück besinnt,

sehnt sich nach Hoffnung,

dass es stimmt.

 

Weihnachten 2015


Das alte Jahr

Mir fehlt das alte Jahr,

wünsch mir zurück die Stunden,

ich weiß noch, wie es war

und wie ich sie empfunden.

 

Mir fehlt das alte Jahr

und jeder Tag -  vergangen!

Ich weiß noch, wie es war,

Sehnsucht hält mich gefangen.

 

Mir fehlt das alte Jahr,

es war mal leis', mal laut

und auch mal sonderbar,

ist mir noch so vertraut.

 

Mir fehlt das alte Jahr,

zählt zur Vergangenheit,

und Wehmut macht es wahr,

es hatte seine Zeit.

 

Abschied vom alten Jahr,

es wird nicht wieder jung,

nichts bleibt so, wie es war,

wird zur Erinnerung.

 

3. Januar 2016

Nicht oder doch?

Kein Brunnen vor dem Tore und auch kein Lindenbaum.

"Der Gärtner" von Tagore, kein Schatten für den Traum.

Ein Müller wandert nicht und Häschen aus der Grube,

im warmen Sonnenlicht, kopfüber in der Stube!

 

Die Heide nicht verschwiegen, der Mond nicht aufgegangen,

ob Maienkäfer fliegen? Vier Jahre sind vergangen!

Ob wahre Freundschaft wankt? Ob Königskinder lieben?

Ob Selbstbewusstsein schwankt, wenn sie dazu getrieben?

 

Wenn Blümelein nicht schlafen und keine Sternlein stehen,

wo Wiesengrund mit Schafen, wo Täler weit und Höhen?

Und nirgends auf der Heide, ein Knab ein Röslein sah,

das seinetwegen weine, weil er es übersah!

 

Wo Kohle nicht und Feuer und wo kein Möpschen, Mops,

sind Leckerbissen teuer, und es gibt Kackfleischklops.

Wer geht im Wald so vor sich hin, wenn tief im Moos ein Veilchen blüht?

Das arme, welsche Teufelchen, das Sangeslust und Wein so liebt?

 

Und wer noch keinen Rausch gehabt, der lebt niemals als Trinker hoch,

hat sich an Gänsewein gelabt, der Durst, der ist für ihn ein Joch!

Ist's laut, kommt was von draußen rein? Vielleicht sind die Tiroler traurig!

Und wie fein muss ein Liebchen sein, ist froh zu sein, auch manchmal schaurig?

 

Und wer am Hut ein Sträußchen hat, weil er ja eine Reise tut,

macht den die Wanderlust auch matt? Wohlauf, die Luft war frisch und gut!

Und die nudeldicken Dirnen, sie mögen lange Hansel nicht,

sie essen Äpfel und nicht Birnen, verlieren so nicht das Gesicht!

 

Summen keine Bienchen rum und kein Männlein steht im Wald,

Kuckuck/Esel bleiben stumm, bis des Jägers Büchse knallt.

Hat der Fuchs die Gans nicht stohlen, raschelt's nicht in Suses Stroh.

Zeig' Füßchen her nicht, aber Sohlen, wird beim Kronenwirt man froh?

 

Der Jugend lässt man keinen Lauf, Ringel, Rangel und nicht Reihe,

nichts geht in Schnitzelputzels-Haus, doch gut ist's mit dem alten Weibe!

Und freuen sich des Lebens? Nicht! Oh, nein, Du lieber Augustin!

Zum Städtele ,naus, muss man nicht, man wendet sich Gott weiß, wohin!

 

Dann übt man Treu' und Redlichkeit, ist still, weil doch ein Ros entsprungen,

lobt Tannenbaums Beständigkeit, lässt sich nicht nieder, wo gesungen!

Schlaf' Prinzchen, schlafe niemals ein, schau nur nicht, ob die Sonne sinket.

Die Wälder wachen, schwacher Schein, kein Sternchen Dir vom Himmel winket.

 

Es tönen wieder keine Lieder, und niemand spielt auf der Schalmei,

der Frühling kommt noch lang nicht wieder, man hört den Nachtigallenschrei.

So scheiden wir ganz ohne Sang, mies wird der Abend, mies die Nacht,

wir ruhen nicht und bleiben bang, ob Heidschi mit Bubeidschi wacht?

 

 

Hat er?

Hat der Winter sich verbraucht, weil er kraftlos Nebel haucht?

Nebelmensch an Nebeltagen, Nebel zieht in grauen Schwaden,

Nebel tanzt, er kriecht und schleicht, über Wiesen - aufgeweicht.

Still verhüllt er Strauch und Baum, viel zu dunkel noch der Zaun.

Was noch nicht in ihm verschwunden, Nebel nebelt unumwunden,

bis er durch Gehölze drängt und Tränen an die Zweige hängt.

 

26. Januar 2016

Frieden

Laßt uns einmal an Frieden denken,

vielleicht auch einmal von ihm träumen

und gerne auch mal Frieden schenken,

um ihn für uns auch einzuräumen.

Laßt uns ganz oft von Frieden reden,

um ihn auch richtig zu verstehen

und dann an seiner Zukunft weben,

um mit ihm sorgsam umzugehen.

Wir könnten dann in Frieden leben,

uns für den Frieden dankbar zeigen,

wir könnten friedvoll viel bewegen

und dürften uns vor uns verneigen.

 

3. Februar 2016

Frühling

Sehnsuchtsvoll wird er erwartet,

alles lechzt nach seinem Grün,

wenn der Duft des Frühlings startet,

wird das Wiesenschaumkraut blüh'n.

Veilchen drängen aus dem Moos,

erste Hummeln taumelnd tanzen,

Vieles lässt die Erde los,

Einzelnes fügt sich zum Ganzen.

Und das weiche Himmelslicht,

nimmt von uns die Winterlast,

die Natur enttäuscht uns nicht,

wenn sie mit der Vielfalt prasst.

Vogelglück singt in den Zweigen,

emsig Streben, festes Ziel,

wenn sich neue Leben zeigen,

in dem Sonnenschattenspiel.

Und wir atmen mit Vergnügen,

und wir schau'n begierig zu,

Blütenzauber kommt in Schüben,

erst danach gibt Frühling Ruh'.

 

20.2.2016

Ungerecht

Dort, ganz hoch oben, oh, ich staune,

sitzt eine Taube in dem Baume.

Der Wind, er kommt von Süden her,

der Baum, er wiegt sich immer mehr.

Die Taube schließt entspannt die Augen,

kann so ein Baum als Schaukel taugen?

Er kann es, und zwar sehr gediegen,

beschließt sie dennoch, wegzufliegen.

Sie will den Baum im Lande loben,

wie ungerecht, der Wind wird toben.

 

20.2.2016

 

 

 

Das Orchester

Zauberhafte Klänge, wollen rebellieren,

stecken in der Enge, müssen jubilieren.

Wildes Handgemenge an den Instrumenten,

zerrt in dem Gedränge, an den Konsumenten.

 

Unten maulen Bässe, wer will nicht nach oben,

brauchen Raffinesse, um sich auszutoben.

Und die hohe Tönung, sucht nach ihrer Mitte

und folgt einer Strömung, mit absurder Sitte.

 

Dreizehn Seufzergeigen, seufzten gerne weicher,

woll'n es denen zeigen! Und das sind die Streicher.

Das Pianoforte, hat Pianist gebeten:

"Unten mit den Fingern, oben wird getreten!"

 

Posaune, die glänzt immer und hat Mundkontakt,

hätt' lieber keinen Schimmer und keinen Speicheltrakt.

Und die ovalen Noten, die wären gerne rund,

auf Linien steh'n verboten, die Notenblätter bunt.

 

Die Flöte will nicht quer, das Cello unter's Kinn,

die Triangel will mehr, doch mehr ist niemals drin.

Die Pauke kann es wagen, erzählt von ihrem Traum,

will mal den Pauker schlagen, hält ihre Lust im Zaum.

 

Und dieses Durcheinander, in dem Orchestergraben,

das führt nicht zueinander, wie Dirigenten sagen.

Ein gutes Miteinander, hat wirklich einen Wert,

und das ergibt für alle, ein herrliches Konzert.

 

23.2.2016

 

 

Lebenslabyrinth

An was ich alles glaubte,

und was ich alles dachte,

und wie es dann verstaubte

und was das mit mir machte.

Und was ich alles kannte,

und was ich alles wollte,

und wie ich es benannte,

und ihm Beachtung zollte.

Und was ich so begehrte,

und was ich manchmal hasste

und losgelöst verehrte

und das dann rasch verblasste.

Und was ich nicht verstand

und was ich abgelehnt

und was ich wiederfand

und niemals mehr erwähnt.

Und was mich umgetrieben,

woran ich mich gewöhnte

und hoffte, doch zu lieben

und manches einfach schönte.

Und was ich nicht vergaß

und was mich traurig machte,

war ohne jeden Spaß,

obwohl ich drüber lachte.

Und wie ich dann verzieh

und wo ich das verbuchte

und manchmal dachte, flieh

und doch die Nähe suchte.

Und wie ich manchmal irrte

und was für Wahrheit stand

und was mich dann verwirrte,

und ich mich machtlos fand.

So ging es Jahr um Jahr,

so blieb es lange Zeit.

Zufriedenheit nicht rar,

zum Glücklichsein bereit.

Ein Lufthauch ist auch Wind,

aus Wasser auch die Tränen,

im Lebenslabyrinth,

geht es nach keinen Plänen.

 

 

19. März 2016

 

Die Trauerweide

Sie trauert - die Weide,

warum nur, warum?

In blaßgrünem Kleide,

so tränenlos stumm.

Warum sie wohl leide,

was treibt sie nur um,

die trauernde Weide,

bleibt tränenlos stumm.

Sie bricht nicht ihr Schweigen,

warum nicht, warum?

Mit hängenden Zweigen

und tränenlos stumm.

 

21. März 2016

 

Ringsumher gibt's noch viel mehr

Der tiefgründige Gartenteich, liegt ständig auf dem Rücken,

nie umgedreht? Nein, immer gleich, er kann sich auch nicht bücken.

Die ramponierten Gartenstühle, sind außer Rand und Band,

weil doch noch nie in dem Gewühle, das wacklig Tischlein stand.

Der Immergrün-Ligusterhecke, graut vor dem Farbgemisch,

der schon betagten Kreuzstichdecke, auf diesem kleinen Tisch.

Hat sich verfärbt, wird doch geliebt, vom Tisch aus altem Holz.

Dass es für sie die Chance gibt, das macht das Deckchen stolz.

Und der marode Gartenzaun, der kämpft mit seinen Narben,

kommt jemand nah, ihn anzuschaun, entdeckt er viele Farben.

Die gußeiserne Gartenbank, musst draußen überwintern,

was sie bedrückt, den Sommer lang, dass sind sitzende Hintern.

Der arg verdrehte Gartenschlauch, bleibt ungern bei der Stange,

bewegt viel Wasser seinen Bauch, mutiert er schnell zur Schlange.

Und all die Topfgefäße, mit alter Blumenerde, vertragen keine Späße,

was wohl aus ihnen werde?

Erwarten froh die Knollen und Samen, ohne Zahl,

sie nehmen was sie sollen, wozu noch eine Wahl?

Jetzt wird der Garten bunt, der Garten macht sich fein,

und immer gibt es Schwund, denn manches geht auch ein!

 

6. April 2016

 

Wetterlage

Der Bambus seufzt um Mitternacht,

weil ihn der Sturm zerzaust,

mit rücksichtslos geballter Kraft,

durch seine Blätter rauscht.

Sturm peitscht und tobt,

er drückt es nieder, des Bambus Blätterwerk,

er spaltet es in feine Glieder,

er schüttelt grob den Pflanzenberg.

Ein wilder Tanz wird nun zur Qual,

der Bambus fuchtelt stolz ergeben,

als wäre die Substanz aus Stahl,

dem Sturm den weichen Hieb entgegen,

versagt ist ihm die eigne Wahl.

Die Hoffnung, dass der Kampf bald endet,

verleiht dem Bambus Duldsamkeit.

Die Sturmesrage, die hier blendet,

ist nicht von sturer Ewigkeit.

Die turbulente Wetterlage,

beginnt, sich zu bewegen.

Bambus steht wieder kerzengrade!

Der Sturm - der muss sich legen!

 

Frühlingsgefühl

Schweigend sitzt ein Drosselmann, auf des Hauses Daches Kamm.

Bei dem Wunsch, sich zu verehen, haben sie ihn übersehen.

Während and're jubilieren, Nester polstern und verzieren,

über Sehnsüchte verfügen, um sie dann auch auszuüben,

schließlich sorgend um die Hege, brütend wärmen das Gelege,

sitzt der schwarze Drosselmann auf des Hauses Daches Kamm.

Er verzweifelt und sinniert, warum das grade ihm passiert.

Ist die Wartezeit vorbei, knackt die Brut nun Ei für Ei,

löst sich nackt mit etwas Qualen, aus den Trümmereierschalen.

Niemand macht die Plätze streitig, Nacktheit wärmt sich gegenseitig.

Drosseleltern jetzt in Eile, haben keine Langeweile.

Schweigend sitzt der Drosselmann, auf des Hauses Daches Kamm.

Einsam ist er und erschüttert, während ringsum alles füttert.

Federkleidchen - ein Geschenk! Dadurch wird's im Nestchen eng.

Und des Pipsen zarter Klang, wird zum Drosselkindersang.

Drosseleltern sind entzückt, Flüggewerden näher rückt.

Alles nimmt nun seinen Lauf! Die Elster hat ein Auge drauf!

Sie fliegt umher, sie horcht und lungert, sorgt, dass ihre Brut nicht hungert.

In den frühen Morgenstunden, hat sie das Drosselnest gefunden!

Auf des Hauses Daches Kamm, sitzt der Single-Drosselmann.

Schweigend mit erstaunter Ruh', schaut er dem Elsterraubzug zu.

Er ist heiter - und sinniert, wie gut, dass das nicht mir passiert!

 

28.4.2016

 

Es ist da

Es ist da, das wilde Glück, auf einer Gänseblümchenwiese.

Hebst Du den Blick, dann steht er da, der dunkle Gartenriese.

In den Zweigen dieser Buche, bist Du dann auf Spurensuche.

Und bei leicht windigem Wetter, kommt Bewegung in die Blätter.

Es wird bleiben, dieses Treiben, dieses Suchen mit Versuchen,

dieses Schwanken der Gedanken, Nichtverstehen, sollst Du gehen

oder bleiben, ganz bescheiden, nichts mehr fragen, gar nichts wagen,

nichts mehr spüren, Dich verlieren, nichts mehr leben - sterben eben?

 

18.5.2016

Wie geht das

Wie geht das kleine "Einmal" noch?

Das große "Keinmal" kenn' ich doch!

Hab' ich das kleine nicht verstanden?

Wie und wann kam es abhanden?

Aus dem "FF" kenn' ich das "Muss",

geläufig ist mir der Verdruss.

Das zaghafte gesprochen "Nein",

ward langsam lauter, wurde "Schrei'n".

Gültig sorgte für das "Gleich",

Härte klopfte mich nicht weich.

Beulen gab es, tiefe Wunden,

niemand hat sie je verbunden.

Ärger hat mich aufgewühlt,

Tränen meinen Schmerz gekühlt.

Und auf alles schien die Sonne,

und um alles pfiff der Wind,

gar kein Leid verdirbt die Wonne,

ein Zuviel an Glück macht blind?

 

18.5.2016

"Ehrlichkeit"

Es sprach ein Wichtel aus der Stadt zu einem Fichtelnadelbad: "Du duftest fein!"

Da sprach das Fichtelnadelbad zum selben Wichtel aus der Stadt: "Und Du bist klein!"

Und beide waren ehrlich und beide hatten recht,

dem einen ging es gut dabei,

der and're fühlt sich schlecht!

So wird die pure Ehrlichkeit auch häufig zur Beschwerlichkeit.

Gelingen wird dies'  Lebensspiel mit Emphatie und Taktgefühl!

 

28.5.2016

Gut und Bös

Vollmondglanz um Mitternacht, wenn das Geistervolk erwacht,

tanzen durch das Grasgeschmeide, auf sanftgrüner Wiesenseide,

Elfen ihren Federtanz.

Wie sie flüstern, wie sie wispern, im Gebüsch beginnt ein Knistern,

Teufelchen wird sich bald zeigen, mischt sich in den Elfenreigen.

Gut und Bös in feuchten Auen, toben bis zum Morgengrauen,

bis das Menschenvolk erwacht, mit Gut und Bös dann weitermacht.

 

30.5.2016

Sommer

Ich lausch' in den Sommer, bereit, hinzuhören,

wie Bienen summen und die Blumen betören,

wie Vögel beginnen, gemeinsam zu singen

und früh schon am Morgen für Klarheit sorgen.

 

Ich träum' in den Sommer, bereit, hinzusehen,

wie Rosen erblühen und Wunder geschehen.

Wie Moose sich schmiegen und Gräser sich wiegen,

wie Ranken sich winden und Düfte sich finden.

 

Und ich spüre den Sommer, bereit, zu genießen,

seinen Duft einzuatmen, warmes Gras an den Füßen,

seine Wärme, sein Licht, seine Leichtigkeiten

und tauche ein in Glückseligkeiten.

 

Und dann wird es heiß, wird heißer und schwül,

den Himmel beschleicht ein Wolkengewühl,

so dunkel, so schwer und wird immer mehr.

Durchzuckt dann von Blitzen, der Regen setzt Pfützen,

ein Sturm zaust die Blüten, kam rasch, um zu wüten,

knickt Gräser und Ranken mit kräftigen Pranken.

 

Danach diese Stille - in der ich verweile,

Donner und Blitze ziehen in Eile,

über Felder und Moore, durchstoßen die Tore

mit brachialer Gewalt, ohne Grenzen und  Halt.

 

Zerschmettert sind Moose, zerstört ist die Rose.

Die kleinen Wunder sind trauriger Plunder,

nach all' diesen Hieben ist gar nichts geblieben.

Die Düfte verwehen - und ich muss verstehen....

 

7. Juni 2016

 

Machtkampf

Wer hat denn nun "Die Hosen an?"

Schwierigkeit, das noch zu trennen.

Die Frau trägt sie, ewig der Mann,

und beide Kopf an Kopf im Rennen!

Gefragt: "Wer hat die Oberhand?"

Wer sollte sie denn haben?

Den Kampf ersetzt durch mehr Verstand,

es lohnt sich, das zu wagen.

 

14.6.2016

Das Blümchen

Blümchen wächst am Wegesrand,

wich zurück vor meiner Hand,

als ich ihm Beachtung zollte

und es für Dich pflücken wollte.

Blümchen wächst in keiner Hand,

sondern steht am Wegesrand,

wo ich ihm Beachtung zoll,

die Natur ist wundervoll.

 

 

Glücklich

In den feuchten Wiesengründen,

Stille suchen - sie empfinden.

Klug, sich mit dem Schilf verbünden.

Gar nicht einsam, doch allein,

glücklich, ganz für sich zu sein.

 

29.7.2016